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Melange No9

Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns

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78<br />

W I R T S C H A F T & F I N A N Z E N<br />

DR.RALF<br />

ERICH<br />

SCHAUER<br />

Ich möchte mich heute einem Thema widmen, mit dem ich in letzter Zeit<br />

häufig in Mandantengesprächen konfrontiert wurde.<br />

Sie tragen die Bezeichnung Bitcoin, Ethereum oder Monero:<br />

Kryptowährungen.<br />

Immer häufiger hört man diese Bezeichnung im Alltag, aber nur wenige wissen,<br />

was sich dahinter eigentlich genau verbirgt. Ins Leben gerufen wurde die<br />

digitale Währung von einer Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamato.<br />

Sie erfand im November 2008 den Bitcoin. Aber wie funktioniert diese Währung?<br />

Was macht sie so besonders?<br />

Was ist eine Kryptowährung?<br />

Im direkten Vergleich zur klassischen Währung kommen bei einer Kryptowährung<br />

keine Geldscheine oder Münzen zum Einsatz. Alles läuft komplett digital<br />

ab. Das Ziel des Erfinders war es, eine Währung zu schaffen, die frei ist und<br />

nicht, wie sonst üblich, von einem zentralen Organ kontrolliert wird. Die Kryptowährung<br />

wird dezentral aufgebaut. Das hat wiederum den großen Vorteil,<br />

dass sie nicht von einem Finanzinstitut kontrolliert wird, sondern von einer<br />

weltweiten, digitalen Gemeinschaft. Die Bezeichnung Kryptowährung leitet<br />

sich ab vom Begriff „Kryptographie“, der die Wissenschaft beschreibt, in der<br />

Daten und Informationen verschlüsselt oder geschützt werden. Erstellt wird sie<br />

über einen Rechenprozess mit Computern. Mitglieder, die diese Währung auf<br />

dem Computer erstellen, tragen den Namen Miner, abgeleitet von Goldgräber.<br />

Wie wird die Kryptowährung von Minern erstellt?<br />

Hierzu werden sehr leistungsfähige Computer benötigt, um die dafür notwendige<br />

und sehr anspruchsvolle mathematische Verschlüsselung zu erstellen. Je mehr<br />

Leistung der jeweilige Rechner aufweist, desto mehr digitale Münzen können<br />

generiert werden. Die Grundlage bildet ein Algorithmus, der nicht verändert<br />

werden kann. Ganz grob erklärt, ergibt die Lösung des Algorithmus bzw. der<br />

Rechnung eine Münze, die auch als Coin bezeichnet wird. Das System dahinter<br />

wird als Blockchain bezeichnet. Hier ein stark vereinfachtes Rechenbeispiel:<br />

Der Algorithmus weist einen Wert von 5 auf. Verankert ist in diesem Algorithmus<br />

noch ein Rechengesetz, das vorschreibt, dass eine Münze durch eine<br />

Zahlenkombination mit einem + errechnet werden muss. Ebenfalls dürfen<br />

keine Kommastellen vorkommen. Daraus folgt: 0+5 oder 5+0<br />

2+3 oder 3+2<br />

1+4 oder 4+1<br />

Foto: Archiv, Dr. Schauer<br />

Dieser Algorithmus erlaubt es also, 3 Münzen dieser Kryptowährung zu erstellen.<br />

Bezahlt wird dabei nicht, wie bereits erwähnt, mit Münzen oder<br />

Geldscheinen, sondern mit dem Patent für eine einzigartige Lösung einer<br />

Rechenaufgabe von einer kryptischen Währung.<br />

Gibt es bei Kryptowährungen Begrenzungen?<br />

Da der zum Einsatz kommende Algorithmus von einer Kryptowährung sich<br />

nicht mehr ändern lässt, ist die Anzahl begrenzt. Das hat zur Folge, dass<br />

durch die begrenzte Menge keine Inflation stattfinden kann. Das Gesetz besagt,<br />

dass Geld nur von Zentralbanken vermehrt werden darf, daher sind Kryptowährungen,<br />

die eine unbestimmte Anzahl aufweisen illegal. Die bekannteste<br />

Kryptowährung ist der Bitcoin, der auf 21 Millionen Münzen beschränkt ist.<br />

Eine weitere Währung in diesem Bereich trägt den Namen XRP, der über 38<br />

Milliarden Coins zulässt. Grundsätzlich wird der Wert von Kryptowährungen<br />

von den Finanzmärkten durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Es sind<br />

aber noch weitere wichtige Faktoren entscheidend: Der Bekanntheitsgrad,<br />

die Nutzbarkeit und die Nutzeranzahl.<br />

Wie funktioniert der Zahlungsverkehr?<br />

Grundsätzlich wird die Kryptowährung durch anspruchsvolle Verschlüsselungsmechanismen<br />

gesichert, so dass sichergestellt ist, dass niemand in<br />

der Lage dazu ist, sein eigenes oder das Vermögen von anderen zu manipulieren.<br />

Dabei bleiben alle Zahlungsströme und die Identität anonym. Bei<br />

der Bezahlung werden keine persönlichen Daten übermittelt.<br />

Wo erhalte ich Kryptowährungen?<br />

Inzwischen gibt es zahlreiche Portale, auf denen die verschiedenen Kryptowährungen<br />

gekauft werden können. Zunächst wird aber eine Zahlungsstelle<br />

benötigt, die in diesem Bereich als Wallet bezeichnet wird. Vom<br />

Prinzip her entspricht sie einer Geldbörse in digitaler Form. Anders als<br />

eine Geldbörse enthält sie keine Daten, sie berechtigt den Inhaber nur<br />

dazu, einen gewissen Betrag innerhalb eines globalen Netzwerks zu besitzen.<br />

Meist wird das benötigte Wallet beim Kauf einer gängigen Kryptowährung<br />

direkt erstellt. Weitere Kryptowährungen sind zum Beispiel<br />

Dash, Neo, Ether, Dogecoin oder Stratis.<br />

Wo kann ich mit meiner Kryptowährung bezahlen?<br />

Wo man mit seiner Kryptowährung bezahlen kann, hängt natürlich immer<br />

von der gewählten Währung ab. Die bekannteste digitale Währung ist<br />

nach wie vor der Bitcoin. Mit ihm kann man inzwischen an vielen Stellen<br />

bezahlen. So zum Beispiel in ausgewählten Online-Shops und sogar vereinzelt<br />

bei Lieferdiensten und Anbietern von Online-Games. Es gibt inzwischen<br />

sogar Restaurants und Geschäfte in Großstädten, die die Bezahlung<br />

mittels Bitcoin ermöglichen.<br />

Handelt es sich bei Kryptowährungen um eine sichere<br />

Geldanlage?<br />

Diese Frage kann ganz klar mit einem Nein beantwortet werden. Digitale<br />

Währungen unterliegen genauso wie andere klassische Währungen dem<br />

Wechselkurs und den damit verbundenen Schwankungen. Zudem bestehen<br />

bei Kryptowährungen keinerlei rechtliche Ansprüche oder Absicherungen,<br />

wenn man sein Geld aufgrund einer Sicherheitslücke verliert. Hinzu kommt,<br />

dass die rechtliche Lage nach wie vor nicht eindeutig geklärt ist. Auch wenn<br />

die bekannteste Währung Bitcoin bereits seit mehreren Jahren auf dem<br />

Markt ist, ist ein Totalverlust immer möglich. Über diese Risiken sollte man<br />

sich, bevor man in Kryptowährungen investieren möchte, im Klaren sein.<br />

Von Dr. Ralf Erich Schauer, Kanzlei Dr. Schauer in Murnau

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