Melange No9
Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns
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W I R T S C H A F T & F I N A N Z E N<br />
DR.RALF<br />
ERICH<br />
SCHAUER<br />
Ich möchte mich heute einem Thema widmen, mit dem ich in letzter Zeit<br />
häufig in Mandantengesprächen konfrontiert wurde.<br />
Sie tragen die Bezeichnung Bitcoin, Ethereum oder Monero:<br />
Kryptowährungen.<br />
Immer häufiger hört man diese Bezeichnung im Alltag, aber nur wenige wissen,<br />
was sich dahinter eigentlich genau verbirgt. Ins Leben gerufen wurde die<br />
digitale Währung von einer Gruppe mit dem Pseudonym Satoshi Nakamato.<br />
Sie erfand im November 2008 den Bitcoin. Aber wie funktioniert diese Währung?<br />
Was macht sie so besonders?<br />
Was ist eine Kryptowährung?<br />
Im direkten Vergleich zur klassischen Währung kommen bei einer Kryptowährung<br />
keine Geldscheine oder Münzen zum Einsatz. Alles läuft komplett digital<br />
ab. Das Ziel des Erfinders war es, eine Währung zu schaffen, die frei ist und<br />
nicht, wie sonst üblich, von einem zentralen Organ kontrolliert wird. Die Kryptowährung<br />
wird dezentral aufgebaut. Das hat wiederum den großen Vorteil,<br />
dass sie nicht von einem Finanzinstitut kontrolliert wird, sondern von einer<br />
weltweiten, digitalen Gemeinschaft. Die Bezeichnung Kryptowährung leitet<br />
sich ab vom Begriff „Kryptographie“, der die Wissenschaft beschreibt, in der<br />
Daten und Informationen verschlüsselt oder geschützt werden. Erstellt wird sie<br />
über einen Rechenprozess mit Computern. Mitglieder, die diese Währung auf<br />
dem Computer erstellen, tragen den Namen Miner, abgeleitet von Goldgräber.<br />
Wie wird die Kryptowährung von Minern erstellt?<br />
Hierzu werden sehr leistungsfähige Computer benötigt, um die dafür notwendige<br />
und sehr anspruchsvolle mathematische Verschlüsselung zu erstellen. Je mehr<br />
Leistung der jeweilige Rechner aufweist, desto mehr digitale Münzen können<br />
generiert werden. Die Grundlage bildet ein Algorithmus, der nicht verändert<br />
werden kann. Ganz grob erklärt, ergibt die Lösung des Algorithmus bzw. der<br />
Rechnung eine Münze, die auch als Coin bezeichnet wird. Das System dahinter<br />
wird als Blockchain bezeichnet. Hier ein stark vereinfachtes Rechenbeispiel:<br />
Der Algorithmus weist einen Wert von 5 auf. Verankert ist in diesem Algorithmus<br />
noch ein Rechengesetz, das vorschreibt, dass eine Münze durch eine<br />
Zahlenkombination mit einem + errechnet werden muss. Ebenfalls dürfen<br />
keine Kommastellen vorkommen. Daraus folgt: 0+5 oder 5+0<br />
2+3 oder 3+2<br />
1+4 oder 4+1<br />
Foto: Archiv, Dr. Schauer<br />
Dieser Algorithmus erlaubt es also, 3 Münzen dieser Kryptowährung zu erstellen.<br />
Bezahlt wird dabei nicht, wie bereits erwähnt, mit Münzen oder<br />
Geldscheinen, sondern mit dem Patent für eine einzigartige Lösung einer<br />
Rechenaufgabe von einer kryptischen Währung.<br />
Gibt es bei Kryptowährungen Begrenzungen?<br />
Da der zum Einsatz kommende Algorithmus von einer Kryptowährung sich<br />
nicht mehr ändern lässt, ist die Anzahl begrenzt. Das hat zur Folge, dass<br />
durch die begrenzte Menge keine Inflation stattfinden kann. Das Gesetz besagt,<br />
dass Geld nur von Zentralbanken vermehrt werden darf, daher sind Kryptowährungen,<br />
die eine unbestimmte Anzahl aufweisen illegal. Die bekannteste<br />
Kryptowährung ist der Bitcoin, der auf 21 Millionen Münzen beschränkt ist.<br />
Eine weitere Währung in diesem Bereich trägt den Namen XRP, der über 38<br />
Milliarden Coins zulässt. Grundsätzlich wird der Wert von Kryptowährungen<br />
von den Finanzmärkten durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Es sind<br />
aber noch weitere wichtige Faktoren entscheidend: Der Bekanntheitsgrad,<br />
die Nutzbarkeit und die Nutzeranzahl.<br />
Wie funktioniert der Zahlungsverkehr?<br />
Grundsätzlich wird die Kryptowährung durch anspruchsvolle Verschlüsselungsmechanismen<br />
gesichert, so dass sichergestellt ist, dass niemand in<br />
der Lage dazu ist, sein eigenes oder das Vermögen von anderen zu manipulieren.<br />
Dabei bleiben alle Zahlungsströme und die Identität anonym. Bei<br />
der Bezahlung werden keine persönlichen Daten übermittelt.<br />
Wo erhalte ich Kryptowährungen?<br />
Inzwischen gibt es zahlreiche Portale, auf denen die verschiedenen Kryptowährungen<br />
gekauft werden können. Zunächst wird aber eine Zahlungsstelle<br />
benötigt, die in diesem Bereich als Wallet bezeichnet wird. Vom<br />
Prinzip her entspricht sie einer Geldbörse in digitaler Form. Anders als<br />
eine Geldbörse enthält sie keine Daten, sie berechtigt den Inhaber nur<br />
dazu, einen gewissen Betrag innerhalb eines globalen Netzwerks zu besitzen.<br />
Meist wird das benötigte Wallet beim Kauf einer gängigen Kryptowährung<br />
direkt erstellt. Weitere Kryptowährungen sind zum Beispiel<br />
Dash, Neo, Ether, Dogecoin oder Stratis.<br />
Wo kann ich mit meiner Kryptowährung bezahlen?<br />
Wo man mit seiner Kryptowährung bezahlen kann, hängt natürlich immer<br />
von der gewählten Währung ab. Die bekannteste digitale Währung ist<br />
nach wie vor der Bitcoin. Mit ihm kann man inzwischen an vielen Stellen<br />
bezahlen. So zum Beispiel in ausgewählten Online-Shops und sogar vereinzelt<br />
bei Lieferdiensten und Anbietern von Online-Games. Es gibt inzwischen<br />
sogar Restaurants und Geschäfte in Großstädten, die die Bezahlung<br />
mittels Bitcoin ermöglichen.<br />
Handelt es sich bei Kryptowährungen um eine sichere<br />
Geldanlage?<br />
Diese Frage kann ganz klar mit einem Nein beantwortet werden. Digitale<br />
Währungen unterliegen genauso wie andere klassische Währungen dem<br />
Wechselkurs und den damit verbundenen Schwankungen. Zudem bestehen<br />
bei Kryptowährungen keinerlei rechtliche Ansprüche oder Absicherungen,<br />
wenn man sein Geld aufgrund einer Sicherheitslücke verliert. Hinzu kommt,<br />
dass die rechtliche Lage nach wie vor nicht eindeutig geklärt ist. Auch wenn<br />
die bekannteste Währung Bitcoin bereits seit mehreren Jahren auf dem<br />
Markt ist, ist ein Totalverlust immer möglich. Über diese Risiken sollte man<br />
sich, bevor man in Kryptowährungen investieren möchte, im Klaren sein.<br />
Von Dr. Ralf Erich Schauer, Kanzlei Dr. Schauer in Murnau