Melange No9
Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns
Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns
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P O R T R A I T<br />
und schenkt Wein nach. „Gut, gell?“ Neben der Liebe für die<br />
Natur kann er selbst bei einem Interview darüber nicht verbergen,<br />
dass er weiß, was man zum Genießen sonst noch benötigt.<br />
Aber vielleicht ist das der Lohn für die harte Arbeit als<br />
Naturfotograf. Tagelang könne man in Erdlöchern liegen oder<br />
in Büschen sitzen und nichts würde passen. „Du sitzt da in unmöglichen<br />
Haltungen und nach ein paar Stunden tun dir alle<br />
Knochen weh, die Gliedmaßen schlafen dir ein. Aber der Moment,<br />
in dem es dann klappt, der entschädigt für alles.“ Abends<br />
hat man sich schon mal einen guten Wein verdient.<br />
DER KREIS SCHLIESST SICH<br />
„Die Fotografie kam eigentlich zu mir, nicht umgekehrt“, sagt der<br />
gelernte Schreiner. Mit Holz hat Florian Warnecke schon immer<br />
gern gearbeitet, aber er wollte ein zweites Standbein und studierte<br />
Geographie. Denn das hatte etwas mit Natur zu tun und<br />
die war schon zu Kinderzeiten seine Leidenschaft. „Ich war<br />
schon immer fasziniert, wenn Tierdokumentationen im Fernsehen<br />
gezeigt wurden, Expeditionen ins Tierreich von Heinz Sielmann<br />
zum Beispiel“, erzählt er und zieht aus einem Bücherregal einen<br />
alten, zerfledderten Bildband mit Tieraufnahmen hervor – ein<br />
Buch, das offensichtlich heiß und innig geliebt und 1000 Mal<br />
angeschaut wurde. „Als kleines Kind wollte ich immer Tierforscher<br />
werden.“ Es kam dann anders. Mit seiner Mutter übernahm er<br />
das Geschäft der Großeltern Pöltl, mitten im Obermarkt. Doch<br />
bereits im Studium hatte ihn die Leidenschaft für die Tierfotografie<br />
schon gepackt. Sie ist ja auch eine Art von Tierforschung.<br />
Mit der Fotografie schließt sich ein Kreis in der Familie Pöltl.<br />
Das Geschäft war früher zweigeteilt – halb Lebensmittelladen,<br />
halb Fotogeschäft. Das Talent zum Fotografieren scheint er nämlich<br />
geerbt zu haben – von seinem Urgroßvater, dem Fotografen<br />
August Pöltl. „Ich hab ja früher tatsächlich in seinem alten Atelier<br />
gewohnt und das Badezimmer war früher die Dunkelkammer.“<br />
Eine Lampe, die er umgebaut hat, sitzt auf dem alten Stativ des<br />
Urgroßvaters. Eine Dunkelkammer braucht Florian Warnecke<br />
nicht mehr – die Digitalfotografie macht so etwas überflüssig.<br />
ACHTUNG VOR DER NATUR<br />
Mit seinem Label „Part of Nature“ bleibt er also nicht nur sich<br />
selbst treu, sondern auch der Familientradition – der Fotografie.<br />
Denn mittlerweile ist aus der Berufung ein Beruf geworden,<br />
auch wenn der gebürtige Nürnberger auch noch das großelterliche<br />
Geschäft betreibt. Einige seiner Bilder wurden schon veröffentlicht<br />
und mit Preisen ausgezeichnet. Und dann sind da<br />
natürlich die Fotokalender, in denen er seine schönsten Motive<br />
des Jahres zusammenfasst. Nicht zu vergessen: Die großartigen<br />
Fotos, die er jedes Mal für die <strong>Melange</strong> macht.<br />
Draußen, bei Wind und Wetter, hat Florian Warnecke schon immer<br />
Energie tanken können. „Es ist jedes Mal anders draußen.“<br />
Bei den Foto-Workshops, die er leitet, merkt er das auch. „Ich<br />
sehe den Platz zum 100sten Mal, die Teilnehmer zum ersten. Oft<br />
weisen sie mich auf Dinge hin, die ich gar nicht mehr sehe, weil<br />
ich schon so oft da war.“ So lernen die Foto-Schüler nicht nur<br />
von ihm, sondern er auch immer ein wenig von ihnen. Wo er<br />
noch nie war, das sind Länder, in denen es Eisbären oder Tiger<br />
gibt. „Die würde ich gerne fotografieren.“ Und setzt hinterher:<br />
„Solange es sie noch gibt.“<br />
nil<br />
www.part-of-nature.com<br />
Instagram: florian_warnecke_fotografie<br />
Foto: Florian Warnecke