Melange No9
Melange No9 - Das Magazin im Süden Bayerns
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L I V E<br />
Live in der Meistersingerhalle in Nürnberg: Konstantin Wecker mit Band<br />
Von sich aus beginnt er, über seine damalige Kokainsucht zu<br />
sprechen. „Da gab es viele verschleuderte Jahre“, sagt er, „doch die<br />
beste Art, damit umzugehen, war immer, nichts zu vertuschen. So<br />
konnte ich auch vor mir selbst nichts vertuschen.“ Spannend sei,<br />
dass er sogar in jenen Jahren in seinen Liedern all das zugelassen<br />
hat, was er sich in seinem damaligen Macho-Rollenspiel verboten<br />
hatte: Die Weichheit, die Zartheit, die Verletzbarkeit. Das<br />
bedeutete damals für ihn eine immense Zerrissenheit, die mit<br />
den Jahren, zusammen mit dem Macho-Gehabe, gewichen ist.<br />
„Vielleicht muss man bescheidener werden: Früher habe ich oft<br />
gesagt, dass ich all die Erfahrungen, auch die Drogensucht, vielleicht<br />
gebraucht habe, um daraus zu lernen. In den letzten Jahren<br />
hat sich das gewandelt, denn heute denke ich, die Frage sollte<br />
viel eher lauten: Wo könnte ich heute sein, wenn ich das alles<br />
nicht gemacht hätte? Was wäre möglich gewesen?“<br />
Neulich sei er aufgewacht und habe sich gefragt: „Warum begehrt<br />
man jetzt, mit 71, eigentlich noch so sehr zu leben? Denn so viel<br />
Spannendes wird vielleicht nicht mehr passieren. Man könnte<br />
nun etwas eitel sagen: Ich habe den Leuten etwas zu geben. Aber<br />
das ist es nicht. Ich glaube, und das ist ein ganz wichtiger Punkt:<br />
Man hat vielleicht den Grund, warum man auf der Welt ist, noch<br />
nicht ganz erfahren, sondern nur erahnt. Man ist noch immer<br />
auf der Suche nach dem Wunderbaren, dem Ur-Grund des Seins.“<br />
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