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Berliner Kurier 27.01.2020

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Marina<br />

Kormbaki<br />

Nicht aufgeben,<br />

mehr verhandeln<br />

Das Bekenntnis zum Einfuhrverbot<br />

von Kriegsgerät<br />

war ein wichtiges Ergebnis<br />

der <strong>Berliner</strong> Libyen-Konferenz.<br />

Wenige Tage später<br />

steht fest: Das bereits 2011<br />

verhängte UN-Waffenembargo<br />

wird auch jetzt nicht befolgt.<br />

Die im libyschen Bürgerkrieg<br />

mitmischenden Regionalmächte<br />

schleusen weiter<br />

Waffen und Kämpfer ins<br />

Land. Dennoch wäre es<br />

falsch, die diplomatische<br />

Großoffensive Berlins zur<br />

Beilegung des Libyen-Konflikts<br />

schon jetzt für gescheitert<br />

zu erklären.<br />

Der Libyen-Gipfel markierte<br />

nicht das Ende, sondern den<br />

Anfang komplizierter Verhandlungen<br />

mit den Kriegsparteien<br />

und ihren Helfern in<br />

Ankara, Moskau, Kairo, Abu<br />

Dhabi, Riad. Sie versuchen,<br />

mit Geländegewinnen ihre<br />

Ausgangsposition in Verhandlungen<br />

zu verbessern. Will<br />

Europa dem eskalierenden<br />

Machtspiel nicht bloß mahnend<br />

zuschauen, muss es den<br />

Druck auf Russland, die Türkei<br />

und involvierte arabische<br />

Staaten erhöhen. Die brüchige<br />

Waffenruhe und das verletzte<br />

Waffenembargo sind<br />

kein Grund aufzugeben. Im<br />

Gegenteil: Je heftiger die Gewalt<br />

ist, desto größer ist die<br />

Notwendigkeit zu vermitteln.<br />

MANN DESTAGES<br />

Sigmar Gabriel<br />

Sigmar Gabriel, Ex-SPD-Chef,<br />

hat kein Verständnis für Kritik<br />

an seiner Berufung in den Aufsichtsrat<br />

der Deutschen Bank.<br />

„Ich finde es<br />

schlimm,<br />

dass sofort<br />

der Generalverdacht<br />

entsteht,<br />

man würde<br />

sozusagen<br />

seine Seele<br />

verkaufen,<br />

wenn man<br />

nach dem<br />

Ende seiner politischen Laufbahn<br />

eine Aufgabe in der<br />

Wirtschaft wahrnimmt“, sagte<br />

der 60-Jährige der „Bild am<br />

Sonntag“. „Ich werde in Zukunft<br />

nicht anders denken und<br />

handeln als vorher.“<br />

Foto: Jürgen Heinrich/Imago Images<br />

Ist die AfD bereits ein Fall<br />

für den Geheimdienst?<br />

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz fordertmehr Härte im Kampf gegen die Rechtspopulisten<br />

Foto: Michael Reichel/dpa<br />

Setzt auf mehr Härte gegen die Rechtspopulisten: GeorgMaier (SPD), thüringischer Innenminister.<br />

Berlin – Die rechtspopulistische<br />

AfD sieht sich als verfassungstreu<br />

und wehrt sich juristisch<br />

dagegen, dass Teile<br />

der Partei vom Verfassungsschutz<br />

als Verdachtsfälle betrachtet<br />

werden. Doch der<br />

Vorsitzende der Innenministerkonferenz<br />

will, dass die<br />

Gesamtpartei vom Geheimdienst<br />

beobachtet wird.<br />

Die bloß verbalen Auseinandersetzungen<br />

zur Bekämpfung<br />

der AfD sind nicht ausreichend<br />

–meint der thüringische<br />

Innenminister Georg Maier<br />

(SPD), der auch den Vorsitz der<br />

deutschen Innenministerkonferenz<br />

innehat. Er fordert im<br />

Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk<br />

(RND) eine rasche<br />

Entscheidung über eine<br />

Beobachtung der AfD durch<br />

den Verfassungsschutz. „Wir<br />

haben die AfD zum Prüffall erklärt“,<br />

sagte er. „Jetzt tragen<br />

Bundes- und Landesämter alle<br />

Informationen zusammen und<br />

bilden sich dann gemeinsam<br />

eine Meinung. Ich werbe dafür,<br />

dass wir das bald machen. Es<br />

wird Zeit. Die Informationen<br />

liegen ja vor. Es gibt keinen<br />

Grund, noch sehr viel länger zu<br />

warten. Die Menschen warten<br />

darauf“, betonte der SPD-Politiker.<br />

Die Einstufung als Beobachtungsobjekt<br />

böte Maier zufolge<br />

„erst mal die Möglichkeit,<br />

mit nachrichtendienstlichen<br />

Mitteln weiter zu schauen“.<br />

Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

hat bisher die innerparteiliche<br />

Gruppierung<br />

„Der Flügel“ und die AfD-Jugendorganisation<br />

„Junge Alternative“<br />

zu Verdachtsfällen erklärt.<br />

Das ist laut Maier „die<br />

letzte Stufe vor der Einstufung<br />

als Beobachtungsobjekt“. Die<br />

AfD hat allerdings beim Kölner<br />

Verwaltungsgericht Klage<br />

gegen die Einstufung des Verfassungsschutzes<br />

eingereicht.<br />

Der SPD-Politiker betonte<br />

aber, es bestehe die Chance,<br />

„dass der ,Flügel’ aus dieser<br />

Einstufung auch wieder herauskommt.<br />

Das fände ich nicht<br />

schlecht“. Die AfD habe ihren<br />

Anfang schließlich mit legitimer<br />

Kritik an der Banken- und<br />

Eurorettung genommen. „Dass<br />

die AfD jetzt immer nationalistischer<br />

wird, bedauere ich sehr.<br />

lich auch negative Auswirkungen<br />

auf ihren Aufenthaltsstatus<br />

haben“, sagt Maier.<br />

Und wer infolge von Straftaten<br />

den Aufenthaltsstatus aberkannt<br />

bekomme und keinem<br />

Abschiebestopp unterliege, der<br />

müsse gehen. „Das gehört zur<br />

Durchsetzung rechtsstaatlicher<br />

Prinzipien und ist wichtig,<br />

um das gefühlte Vollzugsdefizit<br />

des Staates abzubauen.“<br />

Maier warnte zudem eindringlich<br />

vor dem Rechtsextremismus<br />

allgemein. „Die Gefahr<br />

ist so groß wie nie“, sagte er<br />

dem RND. „Und sie wächst.“<br />

Man müsse die Akteure des Nationalsozialistischen<br />

Untergrunds<br />

(NSU), der in Thüringen<br />

seinen Ursprung habe, im<br />

Blick behalten, so der SPD-Politiker.<br />

„Aber die größte Gefahr<br />

geht heute von Tätern wie in<br />

Halle aus, die sich im Internet<br />

anonym radikalisieren. Da<br />

müssen wir bei Prävention und<br />

Repression besser werden.“ Die<br />

Neonazis würden sich teilweise<br />

einen bürgerlichen Anschein<br />

geben. „Da werden wir mit Repression<br />

allein nichts ausrichten.“<br />

Diese Entwicklung kann in die<br />

Verfassungsfeindlichkeit führen.<br />

Verfassungsfeinde sind<br />

Feinde der Demokratie.“<br />

Zudem müsse man „überlegen,<br />

was wir tun können, damit<br />

die Zustimmung für die AfD<br />

wieder zurückgeht. Wir müssen<br />

ihre Wähler abholen. Dazu<br />

müssen wir uns ins Zeug legen<br />

und die täglichen Probleme der<br />

Leute erkennen. Dann kriegen<br />

wir sie auch wieder“, so Maier.<br />

„Die Menschen<br />

warten darauf.“<br />

GeorgMaier (SPD), thüringischer<br />

Innenminister,zur Möglichkeit einer<br />

Beobachtung der AfDdurch den<br />

Verfassungsschutz<br />

Ein Mittel könne sein, Intensivstraftäter<br />

–egal ob Deutsche<br />

oder Ausländer –konsequenter<br />

zu verfolgen. „Ziel ist es, dass<br />

Täter unmittelbar die Folgen<br />

ihres Tuns zu spüren bekommen.<br />

Die Menschen müssen<br />

merken: Intensivstraftäter<br />

werden hart rangenommen unabhängig<br />

von Herkunft und Gesinnung.<br />

Wenn darunter Zuwanderer<br />

sind, kann das natür-

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