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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Marina<br />
Kormbaki<br />
Nicht aufgeben,<br />
mehr verhandeln<br />
Das Bekenntnis zum Einfuhrverbot<br />
von Kriegsgerät<br />
war ein wichtiges Ergebnis<br />
der <strong>Berliner</strong> Libyen-Konferenz.<br />
Wenige Tage später<br />
steht fest: Das bereits 2011<br />
verhängte UN-Waffenembargo<br />
wird auch jetzt nicht befolgt.<br />
Die im libyschen Bürgerkrieg<br />
mitmischenden Regionalmächte<br />
schleusen weiter<br />
Waffen und Kämpfer ins<br />
Land. Dennoch wäre es<br />
falsch, die diplomatische<br />
Großoffensive Berlins zur<br />
Beilegung des Libyen-Konflikts<br />
schon jetzt für gescheitert<br />
zu erklären.<br />
Der Libyen-Gipfel markierte<br />
nicht das Ende, sondern den<br />
Anfang komplizierter Verhandlungen<br />
mit den Kriegsparteien<br />
und ihren Helfern in<br />
Ankara, Moskau, Kairo, Abu<br />
Dhabi, Riad. Sie versuchen,<br />
mit Geländegewinnen ihre<br />
Ausgangsposition in Verhandlungen<br />
zu verbessern. Will<br />
Europa dem eskalierenden<br />
Machtspiel nicht bloß mahnend<br />
zuschauen, muss es den<br />
Druck auf Russland, die Türkei<br />
und involvierte arabische<br />
Staaten erhöhen. Die brüchige<br />
Waffenruhe und das verletzte<br />
Waffenembargo sind<br />
kein Grund aufzugeben. Im<br />
Gegenteil: Je heftiger die Gewalt<br />
ist, desto größer ist die<br />
Notwendigkeit zu vermitteln.<br />
MANN DESTAGES<br />
Sigmar Gabriel<br />
Sigmar Gabriel, Ex-SPD-Chef,<br />
hat kein Verständnis für Kritik<br />
an seiner Berufung in den Aufsichtsrat<br />
der Deutschen Bank.<br />
„Ich finde es<br />
schlimm,<br />
dass sofort<br />
der Generalverdacht<br />
entsteht,<br />
man würde<br />
sozusagen<br />
seine Seele<br />
verkaufen,<br />
wenn man<br />
nach dem<br />
Ende seiner politischen Laufbahn<br />
eine Aufgabe in der<br />
Wirtschaft wahrnimmt“, sagte<br />
der 60-Jährige der „Bild am<br />
Sonntag“. „Ich werde in Zukunft<br />
nicht anders denken und<br />
handeln als vorher.“<br />
Foto: Jürgen Heinrich/Imago Images<br />
Ist die AfD bereits ein Fall<br />
für den Geheimdienst?<br />
Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz fordertmehr Härte im Kampf gegen die Rechtspopulisten<br />
Foto: Michael Reichel/dpa<br />
Setzt auf mehr Härte gegen die Rechtspopulisten: GeorgMaier (SPD), thüringischer Innenminister.<br />
Berlin – Die rechtspopulistische<br />
AfD sieht sich als verfassungstreu<br />
und wehrt sich juristisch<br />
dagegen, dass Teile<br />
der Partei vom Verfassungsschutz<br />
als Verdachtsfälle betrachtet<br />
werden. Doch der<br />
Vorsitzende der Innenministerkonferenz<br />
will, dass die<br />
Gesamtpartei vom Geheimdienst<br />
beobachtet wird.<br />
Die bloß verbalen Auseinandersetzungen<br />
zur Bekämpfung<br />
der AfD sind nicht ausreichend<br />
–meint der thüringische<br />
Innenminister Georg Maier<br />
(SPD), der auch den Vorsitz der<br />
deutschen Innenministerkonferenz<br />
innehat. Er fordert im<br />
Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk<br />
(RND) eine rasche<br />
Entscheidung über eine<br />
Beobachtung der AfD durch<br />
den Verfassungsschutz. „Wir<br />
haben die AfD zum Prüffall erklärt“,<br />
sagte er. „Jetzt tragen<br />
Bundes- und Landesämter alle<br />
Informationen zusammen und<br />
bilden sich dann gemeinsam<br />
eine Meinung. Ich werbe dafür,<br />
dass wir das bald machen. Es<br />
wird Zeit. Die Informationen<br />
liegen ja vor. Es gibt keinen<br />
Grund, noch sehr viel länger zu<br />
warten. Die Menschen warten<br />
darauf“, betonte der SPD-Politiker.<br />
Die Einstufung als Beobachtungsobjekt<br />
böte Maier zufolge<br />
„erst mal die Möglichkeit,<br />
mit nachrichtendienstlichen<br />
Mitteln weiter zu schauen“.<br />
Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
hat bisher die innerparteiliche<br />
Gruppierung<br />
„Der Flügel“ und die AfD-Jugendorganisation<br />
„Junge Alternative“<br />
zu Verdachtsfällen erklärt.<br />
Das ist laut Maier „die<br />
letzte Stufe vor der Einstufung<br />
als Beobachtungsobjekt“. Die<br />
AfD hat allerdings beim Kölner<br />
Verwaltungsgericht Klage<br />
gegen die Einstufung des Verfassungsschutzes<br />
eingereicht.<br />
Der SPD-Politiker betonte<br />
aber, es bestehe die Chance,<br />
„dass der ,Flügel’ aus dieser<br />
Einstufung auch wieder herauskommt.<br />
Das fände ich nicht<br />
schlecht“. Die AfD habe ihren<br />
Anfang schließlich mit legitimer<br />
Kritik an der Banken- und<br />
Eurorettung genommen. „Dass<br />
die AfD jetzt immer nationalistischer<br />
wird, bedauere ich sehr.<br />
lich auch negative Auswirkungen<br />
auf ihren Aufenthaltsstatus<br />
haben“, sagt Maier.<br />
Und wer infolge von Straftaten<br />
den Aufenthaltsstatus aberkannt<br />
bekomme und keinem<br />
Abschiebestopp unterliege, der<br />
müsse gehen. „Das gehört zur<br />
Durchsetzung rechtsstaatlicher<br />
Prinzipien und ist wichtig,<br />
um das gefühlte Vollzugsdefizit<br />
des Staates abzubauen.“<br />
Maier warnte zudem eindringlich<br />
vor dem Rechtsextremismus<br />
allgemein. „Die Gefahr<br />
ist so groß wie nie“, sagte er<br />
dem RND. „Und sie wächst.“<br />
Man müsse die Akteure des Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds<br />
(NSU), der in Thüringen<br />
seinen Ursprung habe, im<br />
Blick behalten, so der SPD-Politiker.<br />
„Aber die größte Gefahr<br />
geht heute von Tätern wie in<br />
Halle aus, die sich im Internet<br />
anonym radikalisieren. Da<br />
müssen wir bei Prävention und<br />
Repression besser werden.“ Die<br />
Neonazis würden sich teilweise<br />
einen bürgerlichen Anschein<br />
geben. „Da werden wir mit Repression<br />
allein nichts ausrichten.“<br />
Diese Entwicklung kann in die<br />
Verfassungsfeindlichkeit führen.<br />
Verfassungsfeinde sind<br />
Feinde der Demokratie.“<br />
Zudem müsse man „überlegen,<br />
was wir tun können, damit<br />
die Zustimmung für die AfD<br />
wieder zurückgeht. Wir müssen<br />
ihre Wähler abholen. Dazu<br />
müssen wir uns ins Zeug legen<br />
und die täglichen Probleme der<br />
Leute erkennen. Dann kriegen<br />
wir sie auch wieder“, so Maier.<br />
„Die Menschen<br />
warten darauf.“<br />
GeorgMaier (SPD), thüringischer<br />
Innenminister,zur Möglichkeit einer<br />
Beobachtung der AfDdurch den<br />
Verfassungsschutz<br />
Ein Mittel könne sein, Intensivstraftäter<br />
–egal ob Deutsche<br />
oder Ausländer –konsequenter<br />
zu verfolgen. „Ziel ist es, dass<br />
Täter unmittelbar die Folgen<br />
ihres Tuns zu spüren bekommen.<br />
Die Menschen müssen<br />
merken: Intensivstraftäter<br />
werden hart rangenommen unabhängig<br />
von Herkunft und Gesinnung.<br />
Wenn darunter Zuwanderer<br />
sind, kann das natür-