Militaer_Aktuell_1_2020
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0 3 0 H E E R & M E H R<br />
sie hoch, dreht sie vorsichtig in die Horizontale.<br />
Langsam bewegt er sich<br />
dann damit zwischen den im Laderaum<br />
auf einer Passagiertransportpalette<br />
montierten Sitzreihen hindurch in<br />
Richtung Heck. „Stanchion is coming<br />
through!“, informiert er die anderen<br />
Soldaten. Die Bordsprache ist ebenso<br />
wie die Unterrichtssprache Englisch,<br />
jeder Handgriff wird lautstark kommentiert.<br />
Im nächsten Schritt muss der<br />
Unteroffizier die Stütze im Laderaum<br />
der Hercules verankern. Dazu führt er<br />
ein Ende der Stanchion oben in eine<br />
Aussparung der als „Hog trough“<br />
(Anm.: Sautrog) bezeichneten Montageleiste<br />
der Transportmaschine, fixiert<br />
anschließend das zweite Ende am Ladeboden.<br />
Eine niederländische Soldatin<br />
hilft ihm dabei. Sie trägt das runde<br />
Emblem des Centrum voor Mens en<br />
Luchtvaart (Zentrum für Mensch und<br />
Luftfahrt) der Koninklijke Luchtmacht<br />
in Soesterberg.<br />
GEMEINSAM HAND ANLEGEN Die Soldaten<br />
arbeiten im Laderaum der Hercules eng zusammen.<br />
Jeder Handgriff muss im Ernstfall sitzen.<br />
VOM PLAN ZUR PRAXIS Nach der Besprechung wird<br />
der Ladeplan in die Tat umgesetzt. Die Soldaten montieren<br />
unter dem prüfenden Blick eines Ausbildners zuerst Stützen<br />
und Gurte, anschließend hängen sie die Tragen ein.<br />
„Das sieht schon ganz gut aus“, sagt<br />
Lehrgangsleiter Oberst Hans Schalk<br />
von der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />
in Langenlebarn. Gemeinsam<br />
mit Ausbildner Offiziersstellvertreter<br />
Martin Harrer von der<br />
Luftunterstützungsbrigade in Hörsching<br />
beobachtet er die Soldaten im<br />
Laderaum. „Ein Patiententransport für<br />
unsere Soldaten ist aus Krisen- oder<br />
gar Kriegsgebieten abgestützt auf zivile<br />
Leistungsträger im Extremfall nicht<br />
möglich“, erklärt Schalk. „Das Bundesheer<br />
muss daher selbst in der Lage<br />
sein, sogenannte Aeromedical Evacuations<br />
mit der C-130 oder bei Bedarf<br />
auch mit Hubschraubern oder zivilen<br />
Maschinen sicherzustellen.“ Die Ausbildung<br />
hier in Hörsching qualifiziert<br />
Ärzte und Sanitätspersonal dafür; bildet<br />
sie zu sogenannten Aeromedical<br />
Evacuation Crew Member (AECM)<br />
aus. Der Lehrgangsplan umfasst die<br />
medizinischen und pflegerischen<br />
Grundlagen für einen Patientenlufttransport<br />
ebenso wie flugbetriebliche<br />
Inhalte, psychologische Aspekte und<br />
das Verhalten bei fliegerischen Notlagen.<br />
Zudem lernen die Teilnehmer<br />
während der vier Wochen den Umgang<br />
mit der Notausrüstung und dem<br />
Sauerstoffsystem der Hercules sowie<br />
die Organisation und Administration<br />
von Aeromedical Evacuations. Auf<br />
dem Programm stehen neben einem<br />
Einweisungsflug auch vier Trainingsund<br />
Langstreckenflüge ins In- und<br />
Ausland, bei denen mithilfe von Patientendarstellern<br />
medizinische Notfälle<br />
praxisnah simuliert werden. „Die<br />
Kursteilnehmer sollten nach positivem<br />
Kursabschluss in der Lage sein, Patienten<br />
nach den gültigen internationalen<br />
Bestimmungen zu klassifizieren, deren<br />
Transportfähigkeit zu beurteilen und<br />
Prioritäten für den Lufttransport festzulegen“,<br />
erklärt Harrer. „Sie müssen<br />
Patienten zudem medizinisch und<br />
pflegerisch für Lufttransporte vorbereiten<br />
und medizinische Notfälle in<br />
der Luft behandeln können.“<br />
Damit aber nicht genug: Ergänzend<br />
zum Lehrgang in Hörsching gehören<br />
zur Ausbildung der Aeromedical Eva-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L