Militaer_Aktuell_1_2020
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EUROPÄISCHE ATOMDEBATTE<br />
Soll Europa oder nicht? Nachdem der französische Präsident<br />
Emmanuel Macron in einer Rede an der Pariser L’École de<br />
Guerre den Aufbau einer eigenen europäischen nuklearen Abschreckung<br />
vorgeschlagen hat, hat sich NATO-Generalsekretär<br />
Jens Stoltenberg auf der Münchner Sicherheitskonferenz<br />
dagegen ausgesprochen. „Wir haben schon eine<br />
nukleare Verteidigung in Europa – die der<br />
Nato“, sagte Stoltenberg. Bereits im Jänner<br />
hatte der Nato-Chef den Ausbau der<br />
Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten<br />
der Nato angekündigt.<br />
Grund dafür: Seit dem Aus des INF-<br />
Vertrags stationiert Russland atomwaffenfähige<br />
SSC-8-Raketen in Europa.<br />
SPANNUNGEN ZWISCHEN<br />
TÜRKEI UND ZYPERN<br />
Seit der Entdeckung von Gasvorkommen vor der Küste Zyperns<br />
gibt es heftigen Streit zwischen der Republik Zypern und der<br />
Türkei – beide Länder beanspruchen das Seegebiet gleichermaßen<br />
für sich. Die Regierung in Nikosia hat bereits Verträge<br />
mit internationalen Energiekonzernen über die Ausbeutung<br />
der Gasvorkommen abgeschlossen, die Türkei wiederum<br />
entsandte Bohr- und Forschungsschiffe in die Region, um ihrem<br />
Anspruch Geltung zu verschaffen. Nun scheint sich Zypern<br />
inmitten der Spannungen für eine mögliche Konfrontation<br />
zu rüsten: Die zypriotische Armee hat kürzlich Verträge<br />
in Millionenhöhe mit Raketenhersteller MBDA über die<br />
Lieferung von Mistral-Boden-Luft-Raketen und Exocet-<br />
Schiffsabwehrraketen geschlossen.<br />
„Die Europäer agieren etwas seltsam,<br />
wenn sie die Nato einspannen, um<br />
Europa vor einer möglichen<br />
Aggression Russlands<br />
zu bewahren, und<br />
gleichzeitig von<br />
russischer Energie<br />
abhängig sind.“<br />
US-Handelsminister Wilbur<br />
Ross geißelte kürzlich in einem<br />
Interview mit der Presse das Pipeline-Projekt<br />
Nord Stream 2, das Gas<br />
von Russland nach Europa bringen soll.<br />
Nord Stream 2 erhöhe die Abhängigkeit Europas von russischem<br />
Erdgas, so Ross. Die USA wollen das Projekt deshalb verhindern<br />
und haben Sanktionen gegen Firmen verhängt, die an der<br />
Pipeline mitbauen. Eine Finanzspritze von einer Milliarde Euro<br />
soll nun darüber hinaus die energiepolitische Unabhängigkeit<br />
ost- und mitteleuropäischer Länder fördern.<br />
Das globale Waffengeschäft ist laut einem kürzlich erschienenen<br />
Factsheet des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI fest<br />
in der Hand US-amerikanischer Unternehmen. Demnach entfallen<br />
rund 59 Prozent aller globalen Investitionen in Waffen und militärische<br />
Dienstleistungen auf Firmen aus den Vereinigten Staaten,<br />
gleich 43 der 100 größten Unternehmen der Branche haben ihren<br />
Sitz zwischen Washington und Los Angeles. Weit abgeschlagen<br />
landen die russische und britische Rüstungsindustrie (mit einem<br />
Weltmarktanteil von 8,6 beziehungsweise 8,4 Prozent) auf den<br />
Plätzen. Unternehmen aus Frankreich, Italien, Deutschland, Japan,<br />
Israel und dem restlichen Europa spielen im Umsatz-Ranking überhaupt<br />
nur untergeordnete Rollen. Mit BAE Systems, Airbus, Leonardo<br />
und Thales haben es allerdings zumindest vier europäische<br />
Konzerne in die Top-10 der umsatzstärksten Unternehmen der<br />
Branche geschafft. Vorneweg führen mit Lockheed Martin (siehe<br />
Grafik unten), Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General<br />
Dynamics fünf US-Unternehmen das Ranking an.<br />
DIE 10<br />
GRÖSSTEN<br />
PLAYER<br />
WELTWEIT<br />
43,1 Mrd. Euro<br />
26,6 Mrd. Euro<br />
23,9 Mrd. Euro<br />
21,4 Mrd. Euro<br />
20,1 Mrd. Euro<br />
19,3 Mrd. Euro<br />
10,6 Mrd. Euro<br />
9,0 Mrd. Euro<br />
8,8 Mrd. Euro<br />
8,6 Mrd. Euro<br />
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