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Militaer_Aktuell_1_2020

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0 4 0 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

EUROFIGHTER & SAAB-105Ö<br />

Soll der geplante und dringend notwendige<br />

Ersatz der altersschwachen<br />

Saab-105Ö so wie aktuell die „105er”<br />

einen Teil der Luftraumüberwachung<br />

übernehmen oder nicht? Eine gute<br />

Frage, deren Antwort wohl Dreh- und<br />

Angelpunkt der zukünftigen rot-weißroten<br />

aktiven Luftraumüberwachung<br />

ist und über die Eurofighter-Zukunft<br />

ebenso entscheidet wie über die<br />

Saab-Nachfolge<br />

Aber alles der Reihe nach, beginnen<br />

wir mit der Saab-105Ö: Auch wenn<br />

in Folge der Nach-Anfertigung der<br />

Rumpf/Leitwerksbolzen der Flugbetrieb<br />

Anfang Februar wieder aufgenommen<br />

werden konnte, ist die Einstellung<br />

des Betriebs mit Ende dieses<br />

Jahres fix. Dadurch ergeben sich gleich<br />

mehrere Probleme. Nummer eins: Zuletzt<br />

wurde von den „105ern” rund ein<br />

Viertel der aktiven Luftraumüberwachung<br />

getragen. Dieser Anteil könnte<br />

prinzipiell zwar von den Eurofightern<br />

mit ihren zurzeit 1.100 Flugstunden<br />

übernommen werden, allerdings ist<br />

das aktuell aufgrund von Personalengpässen<br />

und nur verfügbaren 16 bis 18<br />

Piloten nicht 1:1 möglich und sind die<br />

Flugstunden rund zehnmal teurer.<br />

Problem Nummer 2: Mit dem Ausscheiden<br />

der Saab-105Ö tut sich in der<br />

rot-weiß-roten Pilotenausbildung ein<br />

kostspieliges Fähigkeitenloch auf. Zu<br />

den Aufwänden für die ohnehin bereits<br />

ausgelagerte Jet-Pilotenausbildung (u.<br />

a. für Auslandsdienstreisen und -aufenthalte<br />

in Lecce und Laage) stellt sich<br />

dann auch die Problematik der „Proficiency“<br />

– also des Fähigkeitenerhalts.<br />

Wie soll der bereits zwei Jahre um viele<br />

Millionen Euro ausgebildete Jungpilot<br />

seine „Wings“ bis zur (angeblich ziemlich<br />

teuren) Eurofighter-Typenschulung<br />

viele weitere Monate gültig halten?<br />

Konsequenz davon ist wiederum ein<br />

erhöhter Kostenaufwand, der aber<br />

ohnehin kaum mehr zu vermeiden ist.<br />

Der Zulauf eines Nachfolgers bis Jahresende<br />

ist illusorisch, die Systemeinführung<br />

würde im Fall der Fälle ohnehin<br />

mehrere Jahre dauern. Immerhin: Eine<br />

Entscheidung über die Saab 105Ö-<br />

Nachfolge soll nun (nach vielen Verschiebungen<br />

in den vergangenen Jahren)<br />

Ende Juni fallen. Spätestens dann müsste<br />

es also auch eine Antwort auf die eingangs<br />

formulierte Frage geben.<br />

Um Verwerfungen wie im Nachgang des<br />

Eurofighter-Ankaufs zu vermeiden, wird<br />

bei der Saab-Nachfolge aktuell ein strikter<br />

Government-to-Government-Zugang<br />

ohne Mittelsmänner oder heimische<br />

Repräsentanten verfolgt. Laut Informationen<br />

aus der Gruppe Bereitstellung im<br />

Verteidigungsministerium, die für Beschaffungen<br />

zuständig ist, befindet man<br />

sich aktuell in Gesprächen mit Italien,<br />

Tschechien, Deutschland und Großbritannien.<br />

Obwohl diese Vorgangsweise<br />

prinzipiell zu begrüßen ist, hat sie mehrere<br />

Haken: So wissen Regierungsbeamte<br />

oft kaum über mögliche Produktionsslots<br />

und Subsystem-bedingte<br />

Preismargen der eigenen Hersteller bescheid.<br />

Bundesheer-Beschaffer beklagen<br />

zudem die fehlende Nähe zu Entwicklern<br />

und Ingenieuren. Technische Fragestellungen<br />

könnten daher nur schwer erörtert<br />

werden, was den Typenentscheid<br />

nicht vereinfache.<br />

Soll der Nachfolger so wie aktuell die<br />

Saab-Jets einen Teil der Luftraumüberwachung<br />

übernehmen, fallen die durchaus<br />

innovative tschechische L-39NG-Neuauflage<br />

des Albatros oder Leonardos M-345<br />

ebenso wie ältere Muster – etwa gebrauchte<br />

britische BAE-Hawk – von Vornherein<br />

durch den Rost. In diesem Falle<br />

bliebe mit dem M-346 wohl nur das stärkere<br />

der beiden in Frage kommenden<br />

italienischen Designs im Rennen. Dabei<br />

handelt es sich streng genommen zwar<br />

um einen Hochleistungstrainer und<br />

keinen Abfangjäger, allerdings ist eine<br />

Bewaffnung beispielsweise mit IRIS-T-<br />

Luft-Luft-Lenkwaffen möglich und die<br />

Performance – als einziger zweistrahliger<br />

Jet unter den Kandidaten – deutlich über<br />

den zuvor genannten Modellen. Eine<br />

Mehrheit im Heer scheint das italienische<br />

Muster auch deshalb zu favorisieren, weil<br />

es von der M-346 mit der M-346FA seit<br />

Kurzem eine „Fighter-Variante“ mit<br />

eigenem Griffo-Bordradar gibt.<br />

Alternativ zum M-346 könnten höhere<br />

Investitionen in den Eurofighter stehen.<br />

Zusätzlich zu den noch heuer notwendigen<br />

Investitionen für neue Mode-5/S-<br />

Transponder (rund 400.000 Euro pro<br />

Maschine) würde eine zeitgemäße<br />

Ausstattung mit Infrarot-Nachtsicht,<br />

elektronischem Selbstschutz samt Radarwarnempfänger<br />

und Radar-Allwetter-<br />

FOTO S : B U N D E S H E E R / Z I N N E R , G E O R G M A D E R , B U N D E S H E E R<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L

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