12.03.2020 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 01 / 2020

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

ICH SEHE WAS,<br />

WAS DU NICHT SIEHST<br />

Das Start-up sustainabill macht Lieferketten sichtbar<br />

Firmen erhalten ihre Waren aus der ganzen Welt. Nicht immer sind die Produktionsweisen bekannt.<br />

Etwas sichtbar machen, was eigentlich im Verborgenen liegt, klingt verboten, ist es<br />

aber nicht. Wer Ware produziert, wird beliefert, weiß aber oft nicht, woher die Lieferanten<br />

die Ware haben, geschweige denn unter welchen Bedingungen sie hergestellt<br />

wurde. <strong>Die</strong> Gründer von sustainabill machen diese Wege sichtbar.<br />

Viel Material braucht es nicht, um für Unternehmen<br />

wie Metro oder VW Lieferketten<br />

offenzulegen. Der Laptop ist das wichtigste<br />

Arbeitsmaterial von Softwareingenieur<br />

Dr. Thorsten Merten und dem Umweltwissenschaftler<br />

Klaus Wiesen. <strong>Die</strong> beiden<br />

Gesellschafter des <strong>Köln</strong>er Start-ups, das<br />

unter der Firmenbezeichnung „sustainabill“<br />

firmiert, was an Sustainability, den<br />

englischen Begriff für Nachhaltigkeit, angelehnt<br />

ist, sind jung, dynamisch, erfolgreich<br />

und sie haben noch viel vor.<br />

Wiesen war zuvor Projektkoordinator und<br />

Wissenschaftler am Wuppertal Institut. Das<br />

Institut steht für Strategien und Instrumente<br />

zu einer nachhaltigen Entwicklung auf<br />

regionaler, nationaler, aber auch internationaler<br />

Ebene. Ganz unbefleckt ist Wiesen in<br />

Sachen Nachhaltigkeit also nicht. Und das<br />

Wuppertal Institut gab auch den Auslöser<br />

für ihn, sich selbstständig zu machen.<br />

Wissen, wo die<br />

Ware herkommt<br />

Foto: © krunja – stock.adobe.com<br />

Ein Großteil der Unternehmen weiß nicht,<br />

wer die eigenen Lieferanten eigentlich beliefert.<br />

Unbekannt ist ihnen auch, woher<br />

die Rohstoffe, die sie für ihre Produkte<br />

benötigen, stammen. In der Automobilindustrie<br />

sind oft Tausende von Lieferanten<br />

für ein Fahrzeug involviert. Bei Kleidungsstücken<br />

etwa aus Jeansstoff sind es mehr<br />

als 15. „<strong>Die</strong> Unternehmen haben erkannt,<br />

dass es wichtig ist zu erfahren, woher<br />

all die Rohstoffe kommen und unter welchen<br />

Arbeitsbedingungen sie gewonnen<br />

wurden“, erklärt Wiesen im Gespräch mit<br />

w.<br />

In einer globalen Welt wird es immer wichtiger,<br />

Licht in die bislang verborgenen Lieferketten<br />

zu bringen. Dazu hat sustainabill<br />

eine Cloudplattform gestartet, die es Unternehmen<br />

ermöglicht, ihre gesamte Lieferkette<br />

abzubilden, um so Informationen<br />

darüber zu bekommen, wo ihre Rohstoffe<br />

abgebaut werden und zu welchen Bedingungen,<br />

und sich mit ihren Lieferanten<br />

und deren Vorlieferanten zu verbinden.<br />

„Auch wenn man es als Endverbraucher<br />

oft nicht glauben mag, wissen auch Unternehmen<br />

häufig nicht, wo ihre Rohstoffe<br />

herkommen. Das Ende der Lieferkette liegt<br />

sehr oft im globalen Süden, wo die Produkte<br />

zu teilweise menschenverachtenden Bedingungen<br />

abgebaut werden oder immensen<br />

ökologischen Schaden verursachen“,<br />

erklärt Wiesen.<br />

Ökologische<br />

Schäden verhindern,<br />

Risiken minimieren<br />

Durch diese von sustainabill zur Verfügung<br />

gestellte Plattform können Unternehmen<br />

ihre Lieferkette aufdecken und<br />

haben Material in der Hand, zu handeln<br />

und die Situation entlang ihrer Lieferkette<br />

zu verändern. „Auf diese Weise können<br />

ökologische Schäden verringert, soziale<br />

Standards eingehalten, Risiken minimiert<br />

und auch Emissionen eingespart werden.<br />

Kurzum, wir schaffen mit dieser digitalen<br />

Lösung ein Tool für mehr Nachhaltigkeit<br />

in globalen Lieferketten“, wirbt Wiesen für<br />

das eigene Produkt.<br />

Gegründet haben Dr. Merten und Wiesen<br />

ihr Unternehmen vor drei Jahren im Jahr<br />

2<strong>01</strong>7. Und große Konzerne wie Metro oder<br />

VW gehören bereits zu ihren Kunden. Dabei<br />

ist die Cloudplattform ausschließlich<br />

für das jeweilige Unternehmen gedacht.<br />

„Lieferanten können sich aber mit weiteren<br />

Unternehmen derselben Branche vernetzen.<br />

Viele Firmen nutzen oft dieselben<br />

Lieferanten, da können sich Synergien ergeben“,<br />

so Wiesen.<br />

Ihn und sein Team treibt an, einen wichtigen<br />

Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />

zu leisten. So stammen bis zu 50 Prozent<br />

aller Treibhausgase aus den Lieferketten.<br />

Wenn nun diese für das Unternehmen<br />

transparent gemacht wird, kann es etwas<br />

verändern und somit einen wichtigen Beitrag<br />

für die Welt leisten, sodass auch die<br />

Menschen noch im nächsten Jahrhundert<br />

etwas davon haben. Wiesen hat das große<br />

Potenzial, das dahintersteht, erkannt und<br />

die Plattform ins Leben gerufen. Für die<br />

Unternehmen springt dabei zum Beispiel<br />

heraus, dass sie ihre Kosten langfristig<br />

senken können. Unternehmen, die immer<br />

häufiger für die Kosten der Umweltschäden<br />

verantwortlich gemacht werden, haben<br />

mittlerweile nicht nur ein schlechtes<br />

56 www.diewirtschaft-koeln.de

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