12.03.2020 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 01 / 2020

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

VEGANER WIRTSCHAFTS-<br />

MARKT IM AUFWIND<br />

Prof. Dr. Markus Keller lehrt und forscht in <strong>Köln</strong> und international über den Veganismus.<br />

In den deutschen Supermarkt-Regalen wächst der Bestand an veganen Produkten zunehmend.<br />

Prof. Dr. Markus Keller wurde im Mai 2<strong>01</strong>8 von der Fachhochschule des Mittelstands<br />

(FHM) in <strong>Köln</strong> zum ersten Professor für vegane Ernährung Deutschlands berufen.<br />

Dem 53-Jährigen obliegt die Leitung des Bachelor-Studiengangs „Vegan Food Management“,<br />

der an drei Standorten der privaten Hochschule in <strong>Köln</strong>, Berlin und Bamberg<br />

gelehrt wird. Zudem forscht der Professor national und international in den Bereichen<br />

vegetarische/vegane sowie nachhaltige Ernährung. w sprach<br />

mit dem Ernährungswissenschaftler und Autor über die wachsende ökonomische<br />

Bedeutung des Veganismus und darüber, welche Karrierechancen sich in diesem Berufsfeld<br />

entwickeln.<br />

w: Seit wann leben Sie<br />

selbst vegan?<br />

Markus Keller: Ich habe mich mit 18 Jahren<br />

aus ethischen Gründen entschieden,<br />

Vegetarier zu werden. Mittlerweile lebe ich<br />

seit mindestens zehn Jahren zu etwa 95 bis<br />

98 Prozent vegan. Da ich viel zu Kongressen,<br />

Vorträgen und Seminaren unterwegs<br />

bin, kommt es aber vor, dass ich am Bahnhof<br />

auf der Durchreise schon mal eine Butterbrezel<br />

esse.<br />

w: Betrifft Ihre vegane<br />

Lebensweise nur die Ernährung?<br />

Markus Keller: Nein, ich bin da mittlerweile<br />

schon sehr konsequent. Anzüge, Hemden,<br />

Schuhe, aber auch Kosmetik und Reinigungsmittel<br />

sind bei mir vegan. Altes,<br />

wie zum Beispiel Lederschuhe, wird aber<br />

noch aufgetragen.<br />

w: Gibt es Zahlen<br />

darüber, wie viele Menschen in Deutschland<br />

sich vegan ernähren?<br />

Markus Keller: Es gibt bislang nur wenige<br />

belastbare Zahlen in diesem Bereich.<br />

Der Anteil an Vegetariern in Deutschland<br />

liegt – je nach Untersuchung – zwischen<br />

4,3 und etwa 10 Prozent. Bei den Veganern<br />

sind es zwischen 0,3 und 1,6 Prozent.<br />

w: Da ist durchaus noch<br />

Luft nach oben. Warum wächst der vegane<br />

Markt trotzdem zusehends?<br />

Markus Keller: Es gibt immer mehr Menschen,<br />

die als Flexitarier bezeichnet werden.<br />

<strong>Die</strong>se Gruppe interessiert sich sehr<br />

für eine deutlich pflanzenbetontere Ernährung<br />

und konsumiert eher wenig Fleisch<br />

und Wurst. Besonders diese Gruppe treibt<br />

die aktuelle Entwicklung mit an, denn nur<br />

Foto: © Eisenhans – stock.adobe.com<br />

von den 1,6 Prozent Veganern könnte der<br />

stark wachsende Markt für vegane Produkte<br />

nicht leben. <strong>Die</strong> Veränderungen sind<br />

enorm. Es wächst ja nicht nur das Angebot<br />

in den Supermarktregalen, sondern auch<br />

beispielsweise in der Gastronomie. <strong>Köln</strong> ist<br />

neben Berlin ein Hotspot für vegane Restaurants<br />

und Cafés geworden. Man kann sogar<br />

vegan reisen, zum Beispiel in ein veganes<br />

Hotel, das neben dem veganen Verpflegungsangebot<br />

auch ganz ohne Ledersessel<br />

und Daunendecken auskommt. Oder man<br />

kann vegane Kreuzfahrten machen.<br />

w: Ein neuer wachsender<br />

Markt schafft Arbeitsplätze. Wo sehen Sie<br />

Jobchancen für Ihre Studenten des Studiengangs<br />

„Vegan Food Management“?<br />

Markus Keller: Unsere Studentinnen und<br />

Studenten sind nach drei Jahren sehr gut<br />

ausgebildet. Sie können in alle Bereiche<br />

der Lebensmittelbranche einsteigen, von<br />

der Erzeugung über die Verarbeitung bis<br />

zum Handel oder zur Gastronomie. Besonders<br />

im Handel können sie wertvolle Arbeit<br />

leisten, denn dort fehlt es oft an „veganem“<br />

Know-how. Viele Handelsketten stellen<br />

vegane Produkte ins Regal, weil das eben<br />

gerade angesagt ist. Ein Vegan Food Manager<br />

schaut jedoch auf die ganzheitliche<br />

Qualität: Wo kommt das Produkt her, was<br />

ist drin, wie nachhaltig ist es, fördert es<br />

die Gesundheit des Menschen und welche<br />

Zielgruppen spricht es überhaupt an? <strong>Die</strong>se<br />

Fragen sollten geklärt sein, bevor es in die<br />

Produktvermarktung geht. Wichtige Erfahrungen<br />

sammeln unsere Studierenden in<br />

ihrem sechsmonatigen Pflichtpraktikum in<br />

einem Unternehmen, wo sie dann auch eine<br />

erste wissenschaftliche Arbeit zu einem studienbezogenen<br />

Thema schreiben.<br />

w: Sie sind nicht nur Studiengangsleiter,<br />

Ihr Herz schlägt auch für<br />

die Forschung. Was heißt das?<br />

Markus Keller: In Sachen vegane Ernährung<br />

gibt es eine große Forschungslücke.<br />

Mit unseren Projekten wollen wir dazu beitragen,<br />

diese Lücken mehr und mehr zu<br />

schließen. Zuletzt haben wir beispielswei-<br />

50 www.diewirtschaft-koeln.de

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