Ausgabe 14/2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 8. April 2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 8. April 2020
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<strong>14</strong> · Gesellschaft <strong>14</strong>/<strong>2020</strong><br />
«OSTERN FINDET STATT, EBEN NUR GANZ ANDERS»<br />
Nächstes Wochenende findet wohl<br />
für die Christen die höchste Festlichkeit<br />
der Jahres statt, Ostern.<br />
Doch wird in Herisau Ostern gefeiert?<br />
De Herisauer hat bei der<br />
Katholischen Pfarrei nachgefragt.<br />
Wie wurden die aktuellen Corona-<br />
Massnahmen von den Kirchen umgesetzt?<br />
Thomas Schwarz, Religionspädagoge<br />
und Seelsorger: Die Umsetzung fand<br />
bei uns Schritt für Schritt statt. Da<br />
wir im engen Kontakt mit der Leitung<br />
unseres Bistums stehen, wurden wir<br />
immer zeitnah informiert. Anfangs<br />
waren es kleine Veränderungen und<br />
leichte Einschränkungen. Das Weihwasser<br />
musste bei den Eingängen<br />
der Kirchen gelehrt werden, die<br />
Menschen aufmerksam gemacht<br />
werden, dass sie doch bitte Abstand<br />
halten sollten. Im Religionsunterricht<br />
wurde auf den Handschlag verzichtet<br />
und die Hände im Allgemeinen<br />
mehr gewaschen. Als dann mehr<br />
und mehr klar wurde, dass sich die<br />
Situation zuspitzt, nahmen auch die<br />
Massnahmen überhand. Der Unterricht<br />
wurde abgesagt, Gottesdienste<br />
unterlassen und die Seelsorge aufs<br />
Telefon verlegt. Wir möchten für die<br />
Menschen weiterhin erreichbar sein,<br />
so unser Anliegen. Wir mussten die<br />
Art und Weise verändern. Über die<br />
neuen Massnahmen informierten wir<br />
zusätzlich über zwei Briefe an alle<br />
Haushalte, in denen Pfarreimitglieder<br />
wohnen, und auch über die digitalen<br />
Medien.<br />
Juliane Schulz, Theologin und Seelsorgerin:<br />
Auch Trauerfällle bleiben eine<br />
Herausforderung, wenn der Tod eines<br />
Angehörigen nicht von «allen Beteiligten»<br />
zeitnah am Grab betrauert<br />
werden können. Auch in den Heimen,<br />
in der Klinik, im Spital und bei den Familien<br />
und älteren Menschen zu Hause<br />
stellt die Isolation eine besondere<br />
Situation dar.<br />
Für die Christen handelt es sich bei<br />
den Ostern um das wichtigste Fest.<br />
Wie wird dieses Jahr gefeiert?<br />
Thomas Schwarz: Ostern findet auch<br />
dieses Jahr statt, nur eben ganz anders,<br />
als wir es kennen. Es gibt verschiedene<br />
Vorschläge auf unserer<br />
Webseite, wie man eine Feier bei sich<br />
zuhause gestalten kann. Darüber hinaus<br />
haben wir diverse Impulse vorbereitet,<br />
die durch die Kar- und Ostertage<br />
führen.<br />
Iris Schmid Hochreutener, Religionspädagogin<br />
und Seelsorgerin: Spirituelle<br />
Impulse von den Seelsorgenden an<br />
den Kar- und Ostertagen sind über<br />
die Homepage der Seelsorgeeinheit<br />
Appenzeller Hinterland, dazu gehört<br />
unsere Pfarrei in Herisau, Waldstatt<br />
und Schwellbrunn, zu empfangen.<br />
Diese Impulse werden als Video aufbereitet.<br />
Denen, die keine Internetmöglichkeiten<br />
haben und dennoch<br />
gerne von ihrer Pfarrei für diese<br />
Tage etwas möchten, schicken wir<br />
die Impulse und Gedanken auch in<br />
schriftlicher Form zu. Ein grosses<br />
ökumenisches Zeichen haben auch<br />
die Evangelische Kirche Schweiz und<br />
die Schweizer Bischofskonferenz gesetzt.<br />
Bis Gründonnerstag sollen im<br />
ganzen Land abends um 20 Uhr Kerzen<br />
auf den Fenstersimsen entzündet<br />
werden. Sie sollen als Zeichen<br />
der Hoffnung und der Zuversicht<br />
leuchten, aber auch des Gebets und<br />
der guten Gedanken für all jene, die<br />
alleine sind, die besorgt sind um<br />
ihre Gesundheit und die Gesundheit<br />
ihrer Liebsten. Sie soll aber auch als<br />
Trost dienen, für all jene Menschen,<br />
die Angehörige und Freunde verloren<br />
haben. Das Licht dieser Kerze<br />
soll allen Kraft spenden, die in unseren<br />
Spitälern, Pflegeeinrichtungen<br />
und Zuhause für kranke Menschen<br />
da sind und in diesen schweren Tagen<br />
Unmenschliches leisten. Dazu<br />
werden die Kirchenglocken der<br />
katholischen, als auch der reformierten<br />
Kirche bei uns in Herisau<br />
am Hohen Donnerstag um 20 Uhr<br />
läuten. Zum Tag der Auferstehung<br />
Jesu, Ostersonntag, werden ebenfalls<br />
alle Kirchenglocken läuten. Bei<br />
uns in Herisau wird dies um 10 Uhr<br />
sein, zu der Zeit, zu der sonst der<br />
Gottesdienst beginnt. Um 10.30 Uhr<br />
wird der Ostergottesdienst dann aus<br />
der Kathedrale in St. Gallen auf TVO<br />
übertragen.<br />
Was wurde für die Feier berücksichtigt?<br />
Thomas Schwarz: Die Menschen sollen<br />
auch im eigenen Heim feiern<br />
können, also ihre «Hauskirche» entdecken.<br />
Mit den Impulsen wollen wir<br />
uns den Menschen als Seelsorgende<br />
zeigen, die sie kennen. Es beheimatet<br />
mehr, Impulse von den Seelsorgenden<br />
vor Ort zu hören, als von anderen<br />
im Internet.<br />
Gibt es eine Nachfeier, sobald die<br />
Krise vorbei ist?<br />
Iris Schmid Hochreutener: Eine Nachfeier<br />
mit dem Programm zu den Karund<br />
Ostertagen wird es sicher nicht<br />
geben. In welcher Form und wie die<br />
ersten gottesdienstlichen Feiern<br />
nach der Coronakrise aussehen werden,<br />
ist noch offen. Auch für uns als<br />
Kirche wird es vermutlich erst wieder<br />
schrittweise eine Annäherung an die<br />
Normalität geben können. Theologisch<br />
betrachtet braucht es keine<br />
Nachfeier, weil wir mit jedem Sonntagsgottesdienst<br />
ein Osterfest, Auferstehung<br />
Jesu, feiern.<br />
Annette Winter, Religionspädagogin<br />
und Seelsorgerin: Jedoch wird die Erstkommunionfeiern<br />
dieses Jahr erst im<br />
September stattfinden.<br />
Interessierte sollen den Zugang zur Kirche auch digital finden.