Ausgabe 14/2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 8. April 2020
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 8. April 2020
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4 · Porträt <strong>14</strong>/<strong>2020</strong><br />
«SCHUTZ DER BEVÖLKERUNG IST<br />
UNSER HAUPTAUFTRAG»<br />
Seit dem 16. März befindet sich die Schweiz wegen<br />
der Ausbreitung des Coronavirus in der ausserordentlichen<br />
Lage. Auf Kantons- wie auch auf<br />
Gemeindeebene sind Führungsstäbe im Einsatz.<br />
Der Ausserrhoder Führungsstab hat seine Basis<br />
im Zeughaus Ebnet und wird von Marc Rüdin geleitet.<br />
Die Coronakrise hat die Schweiz derzeit fest im<br />
Griff. Im Hintergrund, von der Bevölkerung kaum<br />
wahrgenommen, agieren Gemeinde- und Kantonsführungsstäbe<br />
mit Partnerorganisationen. Im grossen<br />
Gebäude der Kantonspolizei auf dem Ebnet haben<br />
Kantonsführungsstab (KFS), Militär und Zivilschutz<br />
ihre Koordinationsstellen aufgebaut. Marc<br />
Rüdin ist Stabchef des KFS. In Zusammenarbeit mit<br />
der Regierung und der Kerngruppe sowie weiteren<br />
Partnern obliegt ihm die Planung und Koordination<br />
zur Bewältigung der Krisenlage.<br />
«Unser oberstes Ziel ist der Schutz der Bevölkerung»,<br />
sagt Marc Rüdin. Er ist seit drei Jahren<br />
Leiter des Amtes für Militär und Bevölkerungsschutz<br />
AR und hat unter anderem mit einem rund<br />
20 Personen umfassenden Gremium eine neue<br />
Gefährdungs- und Risikoanalyse für Ausserrhoden<br />
erstellt. Derzeit steht bei ihm allerdings die bestehende<br />
Coronakrise im Fokus. Der KFS hat bereits<br />
in der Vorbereitungsphase die Massnahmen für<br />
besondere und ausserordentliche Lagen geplant.<br />
Die Einberufung des KFS basiert auf dem Bevölkerungsschutzgesetz<br />
Stufe Kanton. Der Gesamtregierungsrat<br />
beruft den KFS ein. Er macht das dann,<br />
wenn mehrere Gemeinden betroffen sind, oder<br />
wenn mehrere Partnerorganisationen wie Polizei,<br />
Feuerwehr, Rettungsdienste sowie technische Betriebe<br />
und Zivilschutz betroffen sind. Wenn ein<br />
Ereignis, wie jetzt die Coronakrise eintritt, bleibt<br />
der Lead möglichst lange beim jeweiligen Departement<br />
in diesem Fall dem Amt für Gesundheit. «Der<br />
KFS kommt zum Einsatz, wenn das Departement<br />
seine Möglichkeiten ausgeschöpft hat», sagt Rüdin.<br />
Der KFS besteht aus einer Kerngruppe. Dieser<br />
gehören nebst dem Stabchef Marc Rüdin, Detlev<br />
Eberhard – Koordinationsstelle Bevölkerungsschutz,<br />
Reto Cavelti – Polizei (Stv. Stabchef), Jürg<br />
Solèr – Schadenwehr/Assekuranz, Urban Keller –<br />
Tiefbau und Samuel Signer vom Zivilschutz, Roger<br />
Nobs – Ratsschreiber an. Dem Stabchef Marc Rüdin<br />
sind alle Führungsstäbe, Verwaltungseinheiten,<br />
Partnerorganisationen inklusive SVAR sowie<br />
weitere Organisationen, welche zur Unterstützung<br />
benötigt werden, unterstellt. Er kann auch<br />
bei einem Unwetter oder grossflächigen Sturm<br />
beispielsweise Baumaschinen von Firmen für den<br />
Einsatz aquirieren. Zwischen dem Stabchef und<br />
der Regierung findet ein regelmässiger Austausch<br />
statt. Je nach Ereignis stehen dem Stabchef verschiedene<br />
Module wie Kommunikation, Logistik,<br />
Gesundheit, Wasserschutz, Sicherheit, wirtschaftliche<br />
Landesversorgung, Verkehr, zivil-militärische<br />
Zusammenarbeit und weitere zur Verfügung. «Zu<br />
den Hauptaufgaben des KFS während der Einsatzphase<br />
zählen die Bewältigung der besonderen respektive<br />
ausserordentlichen Lage. Der KFS berät<br />
die Behörden und setzt angeordnete Massnahmen<br />
um und koordiniert den Einsatz aller Mittel», sagt<br />
Rüdin. Beim Stabchef laufen alle Fäden zusammen<br />
und er tauscht sich regelmässig mit Bundesbehörden,<br />
Führungsstäben der Ostschweizer Kantone<br />
und aller Ausserrhoder Gemeinden und Partnerorganisationen<br />
aus, um die Lage neu zu beurteilen<br />
und allfällige Massnahmen einzuleiten. Auf die Frage:<br />
Wo wir uns derzeit in der Coronakrise befinden,<br />
sagt Rüdin: «Der Peak ist noch nicht erreicht. Wir<br />
haben eine prospektive Arbeitsgruppe zur Lageentwicklung<br />
eingesetzt. Diese wertet zahlreiche<br />
Informationen in Bezug auf unseren Kanton aus<br />
und eruiert, wie sich die Lage über einen gewissen<br />
Zeitraum entwickeln könnte. Ihre Meinung dient<br />
auch als Empfehlung für den Kanton, um weitere<br />
Massnahmen einzuleiten».<br />
Koordinationsstellen im Zeughaus<br />
Im Zeughaus befindet sich das Kompetenzzentrum<br />
zur Coronakrise. Nebst dem KFS nutzt das Personalamt<br />
für freiwillige Helfer sowie je eine koordinierende<br />
Einheit des Militärs und des Zivilschutzes<br />
einen Teil der Räumlichkeiten im Erdgeschoss. Das<br />
Militär wirkt dort unterstützend, wo es an Personal<br />
und Ausrüstung mangelt. Dabei muss der Kanton<br />
ein Gesuch an das Militär stellen. Wenn der Bund<br />
grünes Licht gibt werden Mittel freigegeben. Diese<br />
werden in der Koordinationsstelle weiterverarbeitet<br />
und verteilt. «In Ausserrhoden ist ein Pflegezug<br />
des Spitalbataillon 75 im Einsatz. Dieser wurde vom<br />
Kanton angefordert, da es im Spital Fachpersonal<br />
benötigt», sagt Oberst Max Koch. Die Rekruten-<br />
Fabian Lutz ist verantwortlich für die Hotline im Ebnet<br />
West.<br />
Oberst Max Koch und Oberleutnant Adrian Schnelli vom Kantonalen Verbindungsstab, Territorialdivision 4.