09.04.2020 Aufrufe

Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 1/2020 (Vol. 21) - Preview

Die Zeitschrift für Freunde und Züchter arabischer Pferde

Die Zeitschrift für Freunde und Züchter arabischer Pferde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Genetische Spurensuche (II)<br />

Schnelligkeit und<br />

Ausdauer<br />

Zucht<br />

Im letzten Heft haben wir uns die Domestikation und die Entstehung der <strong>Pferde</strong>rassen<br />

unter neuen genetischen Erkenntnissen angeschaut. In diesem zweiten Teil soll es nun um<br />

verschiedene Eigenschaften gehen, wie beispielsweise die genetischen Grundlagen für<br />

Schnelligkeit und Ausdauer.<br />

Der Mensch hat seit der Domestikation<br />

des <strong>Pferde</strong>s bis heute eine große<br />

Anzahl verschiedener <strong>Pferde</strong>rassen<br />

geschaffen, die die unterschiedlichsten Eigenschaften<br />

aufweisen, je nachdem, was ihr<br />

Einsatzgebiet ist. Und daher ist es nicht verwunderlich,<br />

dass verschiedene <strong>Pferde</strong>rassen<br />

auch unterschiedliche Veranlagungen bezüglich<br />

der Bildung von Muskelmasse haben.<br />

So gibt es Kurzstreckenläufer (Sprinter), die<br />

hohe Kraftleistung über eine kurze Zeitdauer<br />

und Strecke aufbringen müssen, wie das<br />

Quarter Horse, das für 400-m-Rennen gezüchtet<br />

wird. Und dann gibt es Langstreckenläufer<br />

(Steher), deren Stärke die ausdauernde<br />

Muskelarbeit bei langen Rennen ist, bis hin zu<br />

Distanzritten über 160 km.<br />

Das Gen für Muskelwachstum<br />

Verantwortlich dafür ist das Protein Myostatin<br />

(MSTN), das das Muskelwachstum hemmt.<br />

Ist dieses Protein verändert, d. h. gehemmt,<br />

findet ein vermehrtes Muskelwachstum statt.<br />

Vor einigen Jahren konnte man die Mutation<br />

identifizieren: Die Base Thymin (T) wurde mit<br />

Cytosin (C) ausgetauscht. Hat ein <strong>Pferde</strong> diese<br />

Mutation (C/C statt T/T), hat das Pferd mehr<br />

Muskelkraft für kurze Sprints. Dieses Gen erhielt<br />

daher den Namen „Speed-Gen“. Es gibt<br />

demgemäß drei verschiedene Genotypen,<br />

und man postulierte folgende Eigenschaften:<br />

C/C - homozygot für das C-Allel, das sind die<br />

Sprinter unter den Rennpferden, die einen<br />

hohen Anteil an Muskelmasse im Verhältnis<br />

zum Gesamtgewicht haben und für kurze,<br />

schnelle Rennen geeignet sind - sie sind außerdem<br />

meist frühreifer. <strong>Pferde</strong> mit T/T, die<br />

homozygot für das T-Allel sind und die damit<br />

die andere Variante des Myostatin-Gens haben.<br />

Diese sind die Steher, die Ausdauerläufer,<br />

die meist leichter gebaut sind, d. h. weniger<br />

Muskelmasse haben und für lange Distanzen<br />

besser geeignet sind - sie sind meist auch<br />

spätreif. Und natürlich gibt es auch C/T (heterozygot)<br />

mischerbige <strong>Pferde</strong>, die besonders<br />

für mittlere Distanzen geeignet sind.<br />

Das Team um Mim Bower (2012) von der<br />

Universität Cambridge hat verschiedene<br />

Rassen auf die Häufigkeit von C/C und T/T<br />

unterschucht. Dabei stellte sich heraus, dass<br />

die orientalischen Rassen, wozu ja auch das<br />

arabische Pferd gehört, nur zu 3 % C/C hatten,<br />

dagegen zu 87 % T/T, die restlichen 10 %<br />

waren C/T. Beim Englischen <strong>Vol</strong>lblut sah das<br />

ganz anders aus. Hier waren unter den Sprintern<br />

46 % homozygot C/C und nur 7 % T/T,<br />

die Differenz wiederum C/T. Bei den Stehern,<br />

also Rennpferde, die über 1800 m und mehr<br />

laufen, waren es nur 3 % C/C und 35 % T/T,<br />

die Mehrheit - nämlich 61 % waren gemischterbig<br />

C/T. Also von seinen orientalischen<br />

Vorfahren konnte das Englische <strong>Vol</strong>lblut seine<br />

Schnelligkeit insbesondere auf den relativ<br />

kurzen Strecken (bis 1800 m) nicht geerbt haben.<br />

Woher kam sie aber dann?<br />

Das Speed-Gen<br />

Die Antwort darauf überraschte: Es wurde<br />

offenbar nur einmal diese Mutation während<br />

der Gründungsphase des Englischen<br />

<strong>Vol</strong>l-bluts in den Genpool eingeführt, und<br />

zwar von einer in Großbritannien geborenen<br />

Stute, womöglich sogar einem Shetlandpony!<br />

Beim britischen Shetlandpony<br />

waren immerhin 38 % der untersuchten Tiere<br />

homozygot für C/C, 38 % homozygot T/T,<br />

der Rest (25 %) war mischerbig. Übrigens,<br />

die höchste Rate für C/C finden wir beim<br />

American Quarter Horse, dem Sprintspezialisten<br />

(83 % C/C), der für Rennen von 400 m<br />

gezüchtet wurde.<br />

Es wurde offenbar nur einmal<br />

die "Speed"-Mutation in<br />

den Genpool des Englischen<br />

<strong>Vol</strong>lbluts eingeführt,<br />

28<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2020</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!