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Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 1/2020 (Vol. 21) - Preview

Die Zeitschrift für Freunde und Züchter arabischer Pferde

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Schauen<br />

Adrenalin und böse Erinnerungen frei, das notwendig ist, damit<br />

die <strong>Pferde</strong> die „richtige“ Position einnehmen. Ich finde es<br />

befremdlich, wie allgegenwärtig und offen diese Gewalt gegenüber<br />

den <strong>Pferde</strong>n gezeigt wird. Ich persönlich finde die <strong>Pferde</strong><br />

in dieser Haltung auch nicht schöner, aber das ist offensichtlich<br />

Geschmackssache.<br />

Körpergewicht<br />

Für meinen Geschmack hätten die <strong>Pferde</strong> zum Teil ein paar Kilo weniger<br />

auf den Rippen haben können. Ich nehme aber an, dass ein<br />

Schutzpolster allein für den hohen Reiseaufwand und den damit<br />

verbundenen Stress für die (zum Großteil) sehr jungen <strong>Pferde</strong> wichtig<br />

ist, damit diese nicht vor der Schau die Form verlieren.<br />

Insgesamt waren die <strong>Pferde</strong> aber in sehr guter körperlicher Verfassung.<br />

Wirklich extrem dicke oder dünne <strong>Pferde</strong> sind mir nicht begegnet.<br />

Paradoxerweise werden sie dann ja so aufgestellt, dass die<br />

Silhouette schmaler wirkt.<br />

motion, tight backs are the rule, swinging through the body does<br />

not exist, let alone that one sees swinging tails (but even today<br />

you won't find a broad range of these in dressage). Someone has<br />

to explain this to me. The straight croup makes the back look very<br />

weak, that's not something I find desirable as a rider.<br />

But what became clear to me and what I would never have been<br />

noticed is that I always considered this stand-up to be an unnatural<br />

attitude. That is not correct. If the stallions were allowed to<br />

tease each other in a head-on manner, they would then position<br />

themselves without exception as required in the performance. So<br />

it seems to be a natural imposing behavior.<br />

Why the whole thing appears to be reproduced "in a beautiful shape"<br />

only in pain or why this is tolerated in practice is beyond me.<br />

The blows with the whip in the direction of the horse's head and<br />

multiple jerks with the thin show halter probably release adrenaline<br />

and bad memories, which is necessary for the horses to take<br />

the "right" position. I find it strange how omnipresent and open<br />

this violence towards horses is shown. I personally do not find the<br />

horses in this posture more beautiful, but that's obviously a matter<br />

of taste.<br />

Mit (angedeuteten) Schlägen gegen den<br />

Kopf und Ruck an dem dünnen Schauhalfter<br />

wird die Standpose abgerufen. Mangelndes<br />

Ruhigstehen wird mit Schlägen gegen die<br />

Vorderbeine bestraft. Später reicht allein die<br />

Bewegung der Gerte, um das Pferd daran zu<br />

erinnern, dass es zu gehorchen hat. Durch das<br />

Wegziehen der Beine versucht es den (vermeintlichen)<br />

Schläge zu entkommen.<br />

Ablauf<br />

Die Tribünen sind gekauft. Das muss ich vermutlich erklären,<br />

weil mir das im Reitsport oder auf Körungen noch nie begegnet<br />

ist: Es gibt auf den Tribünen Anheizer, die für Applaus und<br />

die richtige Stimmung während der Präsentation der <strong>Pferde</strong> zuständig<br />

sind.<br />

Bei Eintreten des zu unterstützenden <strong>Pferde</strong>s wird von dort eine<br />

Choreografie abgezogen vom Feinsten: Mit Peitschenrascheln,<br />

Poltern mit den Füßen, Zwischenrufen des Verzückens und lautem<br />

Gejubel. Da sind unsere Peitschenraschler auf der Zuchtschau<br />

nichts dagegen und vor allem extrem schlecht abgestimmt mit dem<br />

Vorführer. So fabriziert man sich die Standing Ovations selbst. So<br />

viel zum Thema Publikumsliebling bei der Körung, wenn sich das<br />

rumspricht …<br />

Zu meinem großen Erstaunen finden die Weltmeisterschaften der<br />

Show-Araber vor leeren Rängen statt. Wenn man die vielen mitreisenden<br />

Anheizer abzieht, scheint sich kaum jemand live vor Ort zu<br />

begeben. Fotografen sind noch vertreten. Echtes Publikum sucht<br />

man vergeblich.<br />

Zugegeben, es gibt einen Livestream und gute Berichterstattung,<br />

das Publikum ist weltweit verteilt, von daher ist es wohl etwas mühselig,<br />

extra anzureisen. Spannend finde ich, dass man von den leeren<br />

Rängen in der Live-Übertragung nichts sieht, weil die Tribünen<br />

im Dunklen liegen. Der Geräuschkulisse in der Halle nach zu urteilen<br />

müssten Zehntausende Zuschauer orientalischer Ausdrucksfreudigkeit<br />

die Ränge füllen, da geht ein Toben durch die (nicht vorhandene)<br />

Menge, dass der Fotograf nie seinen Einsatz verpassen kann. Mir<br />

dröhnen nach ein paar Stunden die Ohren, auch noch nachdem ich<br />

die Halle längst verlassen habe.<br />

Aber dieses Event findet seit beinahe 40 Jahren alljährlich in Paris<br />

statt, das ließe sich mit ein bisschen (Weihnachts-)Shopping gut<br />

verknüpfen. Bis auf die VIP-Tribünen herrscht gähnende Leere, nicht<br />

mal Catering gibt es bei den 'normalen Zuschauern'. Das ist hier<br />

eindeutig eine geschlossene Veranstaltung, trotz freiem Eintritt. Befremdlich.<br />

Body weight<br />

For my taste the horses could have been a few pounds less on the<br />

ribs. But I assume that it is a protective measure which is important<br />

for the long travels and the associated stress for the (mostly)<br />

very young horses, so that they do not lose their shape before the<br />

show. Overall, however, the horses were in very good physical shape.<br />

I have not met really extremely thick or thin horses. Paradoxically,<br />

they are then set up so that the silhouette appears narrower.<br />

Procedure<br />

The grand stands have been bought. I probably have to explain<br />

this because I have never encountered this in equestrian sport or at<br />

a licensing: There are claqueurs in the stands that are responsible<br />

for applause and the right atmosphere during the presentation of<br />

the horses.<br />

When the horse to be supported comes in, a choreography is released<br />

from there which is at its finest: with whip rustling and shaking,<br />

rumbling with the feet, cries of ecstasy and loud cheers. Our<br />

whip rustlers at the breed shows are nothing against this and, above<br />

all, extremely poorly coordinated with the handler. This is how<br />

you make the standing ovation yourself. So much for the favorite<br />

of the audience at the licensing, if the word gets around ...<br />

To my great surprise, the World Arabian Horse Championships<br />

take place in front of empty seats. If you pull off the many accompanying<br />

claqueurs, hardly anyone seems to go live on site. Photographers<br />

are still represented. But you won't find a real audience.<br />

Admittedly, there is a livestream and good reporting, the audience<br />

is distributed worldwide, so it may be a bit tedious to travel there.<br />

I find it interesting that you don't see any of the empty seats in the<br />

live broadcast because the stands are in the dark. Judging from<br />

the background noise in the hall, tens of thousands of viewers of<br />

oriental expressiveness should fill the ranks, there is a romp through<br />

the (non-existent) crowd that the photographer can never<br />

50<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 1/<strong>2020</strong>

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