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Sie kennen sich zwar in ihrem sehr begrenzten Kompetenzfeld gut aus, haben aber

nicht die erforderliche Einsicht in die komplexen Rahmenbedingungen die darüber

hinaus ein modernes Gemeinwesen prägen. In diesem Gemeinwesen sind

Einflussgrößen aus sehr vielen weiteren Spezialgebieten wirksam. Wie konnte das

Krisenmanagement annehmen, dass die medizinischen Experten des RKI dies

überblicken? Die Kollegen des RKI konnten von den Anforderungen und den

Erwartungen, die in der Krise an sie gerichtet wurden, nur hoffnungslos überfordert

sein.

Ein Blick in die Beschreibung der Methode der Risikoanalyse macht die

Unbrauchbarkeit der Risikobewertung durch RKI deutlich:

„Bei der Risikobewertung handelt es sich um eine deskriptive, qualitative Beschreibung. Denn für die

verwendeten Begriffe “gering“, „mäßig“, „hoch“ oder „sehr hoch“ liegen keine quantitativen Werte für

Eintrittswahrscheinlichkeit oder Schadensausmaß zugrunde. Allerdings werden für die

Schwerebeurteilung ( = Schadensausmaß) genutzten drei Kriterien bzw. Indikatoren (Übertragbarkeit,

Schwereprofil und Ressourcenbelastung) mit jeweils quantifizierbaren Parametern beurteilt.“

(https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikobewertung_Grundlage.html )

Das heißt, die Kanzlerin und die MP der Länder haben ihre weitreichenden

Maßnahmen auf der Basis einer Risikobewertung getroffen, die Risiken nach in die

qualitativen Kriterien gering, mäßig und hoch beschreibt, ohne jede Größendimension.

Die Bewertung der Gefährlichkeit der Pandemie für unser Land bemisst das RKI nach

der Übertragbarkeit des Krankheitserregers, nach der Zahl von Infektionen und nach

dem Schwereprofil (u.a. Anteil Tote). Gesundheitsschäden durch Kollateralschäden

sind für RKI kein Kriterium, sie werden nicht erwähnt, obwohl dadurch größere Mengen

an Todesfälle entstanden sind, als durch Covid-19 (siehe Anlage zur Kurzfassung).

Im Falle der Corona-Epidemie sind von der beteiligten Wissenschaft neben bewiesene

Wahrheiten auch Meinungen, Interpretationen und Prognosen bezogen worden, denn

auch die werden von einem verantwortungsbewussten Krisenmanagement benötigt.

Diese spekulativen Elemente (Vermutungen) waren sogar in wesentlichen

Entscheidungen handlungsleitend für das Krisenmanagement, insbesondere bei den

Entscheidungen über die für Bevölkerung und Wirtschaft belastende

Schutzmaßnahmen und solche Maßnahmen, die sich problematisch auf das

Sicherheitsniveau unserer Kritischen Infrastrukturen auswirken.

In dem Pool sämtlicher Prognosen, Meinungen und Interpretationen dieser Welt, gibt

es solche, die sich im Nachhinein als näher oder weiter entfernt von der Wahrheit

erweisen werden. Im Falle der Bewertung der Gefahren des Corona-Virus für unsere

Gesellschaft werden wir das vermutlich in spätestens fünf Jahren zuordnen können.

Um heute im Krisenmanagement die besten Entscheidungen treffen zu können,

müssen wir möglichst viele verschiedene Meinungen, Interpretationen und Prognosen

anhören und sie sorgfältig abgleichen. Viel mehr als eine Plausibilitätsprüfung werden

wir nicht leisten können, aber die muss umso konsequenter durchgeführt werden.

Denn jede Prognose kann falsch sein, und wenn wir aufgrund voreiliger Limitierungen

200507 Auswertungsbericht KM4 a (2).docx Seite 64 von 83

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