DER BIEBRICHER, Nr. 342, Mai 2020

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Wie gehen die Biebricher Kirchengemeinden mit der aktuellen Situation um? Die Biebricher Kirchengemeinden mussten in den vergangenen Wochen – wie viele andere Institutionen auch – ihre Angebote wie Gruppen, Gottesdienste, Fahrten, Feste und vor allem auch Kommunions- und Konfirmationsfeiern streichen, absagen, verschieben. Doch viele Gemeinden haben kreative Wege gefunden, um den Gläubigen trotz allem geistliche und auch unterhaltsame Angebote machen zu können und Kontakte zu halten. Wir haben einmal herumgefragt, was die Pfarrerinnen und Pfarrer aus Biebrich sich einfallen ließen. „In der Hoffnungsgemeinde haben wir es in den letzten Wochen gehalten wie viele andere Gemeinden auch: Hauptkirche und das Albert-Schweitzer-Gemeindezentrum waren zu den Gottesdienstzeiten geöffnet, die Seelsorgerinnen und Seelsorger waren vor Ort, sprachen ein Gebet und standen für Gespräche mit Abstand zur Verfügung“, sagt Pfarrer Martin Fromme. Zu Ostern gab es „Ostertüten“ mit einer kleinen Liturgie für eine Feier allein oder im Familienkreis, einer Osterkerze, einer „Samenbombe“ als Symbol der Auferstehung und einem rot gefärbten Ei. Etwa 120 solcher Tüten wurden an der Kirche verteilt oder an alleinlebende Menschen im Stadtteil ausgetragen. Sonntags gab es stets einen geistlichen Impuls im Internet. Auch ein Einkaufshilfsdienst wurde eingerichtet. „Über unsere Kindertagesstätte erreichen wir Familien, die in dieser Zeit besonders unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leiden. Durch Vermittlung der Kita-Leitung haben wir inzwischen eine ganze Reihe von Lebensmittelgutscheinen ausgegeben“, sagt Fromme. Noch im Mai will die Gemeinde wieder mit Gottesdiensten unter veränderten Bedingungen beginnen. Ähnliches berichtet Pfarrerin Anne Claus vom Gräselberg. „Unsere Kita-Beschäftigten haben durchgehend den Kontakt zu den Familien gehalten und sie per ‚Aushang‘ am Tor der Kita mit Bastelmaterial versorgt – einschließlich prall gepackter Ostertüten und Ideen zum gemeinsamen familiären Kochen zuhause.“ Zu Ostern gab es vor der Kirche Osterglocken. Mit dem Quartiersmanagement hat man hier ebenfalls einen Einkaufsservice organisiert. Der Konfi-Unterricht lief online weiter, mit den älteren Gemeindemitgliedern ist Anne Claus eher per Telefon oder Brief im Kontakt. „Wann und wie wir wieder Gottesdienste in der Lukaskirche feiern, kann ich auch noch nicht sagen, da wir ein strenges Hygiene-Konzept einzuhalten haben. Hier die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, braucht Zeit.“ Pfarrer Martin Roggenkämper während eines Online-Gottesdienstes aus der Oranier-Gedächtnis-Kirche. Pfarrer Martin Roggenkämper von der Oranier-Gedächtnis-Kirche – gleichzeitig Evangelische Jugendkirche für Wiesbaden – berichtet: „Seit die Sonntagsgottesdienste nicht mehr möglich waren, wurde die Kirche jeden Abend zwischen 18 und 19 Uhr zum stillen Gebet geöffnet und dazu im Altarbereich auch mit einem großen Taizé-Kreuz und Kerzen ausgestattet. Wenn der Zulauf auch geringer war als erhofft, so nutzten doch einige dieses Angebot regelmäßig.“ In der Osternacht gab es einen Livestream-Gottesdienst, der von mehreren Hundert Usern genutzt wurde, freut sich der Pfarrer. Er hat ferner abwechselnd aus der Amöneburger und der Biebricher Kirche kurze Andachten produziert und auf YouTube gestellt (Suchwort Martin Roggenkämper). „Ich hatte dazu eigentlich nur unsere regelmäßigen Gottesdienstbesucher im Blick und auch informiert, trotzdem hat das Angebot größere Kreise gezogen. Dieses Angebot wird es zunächst weiter geben, auch wenn wir ab dem 10. Mai voraussichtlich wieder den normalen Sonntagsgottesdienst unter speziellen Bedingungen feiern.“ Die Konfirmation wurde in den Oktober verschoben. Die katholischen Gemeinden Biebrichs sind unter dem Dach der Pfarrei Peter und Paul in Schierstein zusammengeschlossen. Pastoralreferent Manuel Gall berichtet, dass auch hier die Kirchen nach Möglichkeit sonntags geöffnet waren, es waren Texte und Gebete ausgelegt. Auch Briefe wurden an die Älteren geschrieben, Kindergottesdienstmaterial gab es oft per E-Mail. Ehrenamtliche haben eine Gebetskette organisiert, um 19.30 läuten täglich die Glocken. Eine Besonderheit war eine Open-Air-Andacht vor dem Herz-Jesu-Heim in der Bieb- BILDSCHIRMFOTO 12 DER BIEBRICHER / MAI 2020
PRIVAT richer Gibb, die begeistert aufgenommen wurde. „Was normalerweise in der Kapelle des Hauses stattfindet, wurde ins Freie verlegt. So bot sich den Bewohnern des Herz-Jesu-Heimes ein ungewohnter Anblick: Kaplan Gerhard Schuh und Pastoralreferent Manuel Gall, in Gewändern und mit Mikrofon ausgestattet, hielten vor dem Haupteingang des Hauses einen Wortgottesdienst. Bei bestem Wetter lauschten die Bewohner und Pflegekräfte vom Fenster oder den beiden Balkons aus andächtig“, berichtet Gall und kann sich eine Wiederholung gut vorstellen. Auch der traditionelle „Tanz in den Mai“ lief an der gleichen Stelle, wenn auch am Vormittag: Manuel Gall, auch als DJ aktiv, legte Oldies aus den vergangenen Jahrzehnten auf. „Sichtlich bewegt verfolgten alle das Geschehen vom Fenster oder Balkon aus. Die vertrauten Oldies ließen die Herzen höherschlagen. Allen stand die Freude ins Gesicht geschrieben, sie wippten oder tanzten gar zu den vertrauten Rhythmen. So waren mal für eine kurze Zeit die Sorgen vergessen“, sagt Gall. Indes musste auch hier viel verschoben werden, Fahrten und der Besuch des Bischofs zur Firmung beispielsweise, ob in den Sommerferien die geplanten Zeltlager stattfinden können, ist immer noch fraglich. „Geduldige Vernunft“, so beschreibt Gall die Lage. Und Pfarrer Knud Schmitt, Leiter der Pfarrei, hat in Corona-Zeiten einen regelmäßigen Newsletter aufgelegt, in dem er die Planungen beschreibt: „Nach intensiver Abwägung aller pastoralen Aspekte vor Ort haben wir entschieden, dass wir mit der Feier von Gottesdiensten noch warten möchten.“ Er sieht die gebotenen Einschränkungen – kleiner Kreis, kein Gesang, Kommunion auf Abstand – so, dass die Veranstaltungen nichts mit „einer Feier der Eucharistie, so wie wir sie kennen und schmerzlich vermissen, zu tun haben.“ Die jetzt getroffene Entscheidung soll vor Pfingsten überprüft werden. „Die Sicherheit und die Gesundheit der uns anvertrauten Gläubigen sowie die Solidarität mit denjenigen, die momentan nicht in die Kirche kommen dürfen, hat für uns eine hohe Priorität. Ich hoffe sehr, dass irgendwann wieder bessere Zeiten kommen, in denen wir zur Feier öffentlicher Gottesdienste alle zusammenkommen können“, schreibt Schmitt. Und ähnlich äußert sich sein evangelischer Kollege Martin Roggenkämper: „Bedrückend war und ist besonders, dass eine Kirchengemeinde, die durch gemeinschaftliches Zusammensein ihren Glauben lebt, durch die gegenwärtige Situation genau daran gehindert wird. Das trifft uns alle und mich persönlich zutiefst. Es steht weiter in den Sternen, wann wir wieder zu einem halbwegs normalen gemeinschaftlich erfahrenen Gemeindeleben kommen werden. Was uns bleibt ist nur Hoffnung und Gottvertrauen.“ (art) Gebrauchtwarenbörse Inh. M. Köllner Mainstr. 17 · 65203 Wiesbaden · Tel. 0611.60 00 767 · Mobil 0172.6136346 info@wiesbadener-gebrauchtwarenboerse.de · www.wiesbadener-gebrauchtwarenboerse.de Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10.00 bis 18.00 Uhr Umwelt Klima Zukunft Unsere Umwelt ist uns wichtig! Klimaneutrale Produktion Zertifiziert für FSC ® -Papiere Chemiefreie Druckplatten Mineralölfreie Druckfarben Alkoholreduzierter Druck Hauseigene Photovoltaikanlage 100 % Ökogas und Ökostrom Machen Sie mit! Verkauf aus 2. Hand Kostenlose Besichtigung Entrümpelungen Transporte Schnell, sauber und preiswert. Gerne auch zu günstigen Festpreisen. Fritz-Ullmann-Straße 7 55252 Mainz-Kastel Telefon 0 61 34 / 1 89-0 Fax 0 61 34 / 1 89-100 info@zeidler.de www.zeidler.de Pastoralreferent Manuel Gall hielt eine Open-Air-Andacht vor dem Herz-Jesu-Heim in der Biebricher Gibb. DER BIEBRICHER / MAI 2020 13
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