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DER BIEBRICHER, Nr. 342, Mai 2020

Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich

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Immer ansprechbar, auch in der Krise:<br />

das Stadtteilzentrum Gräselberg<br />

ANJA BAUMGART-PIETSCH<br />

ANJA BAUMGART-PIETSCH<br />

Auch auf dem Gräselberg ist<br />

die Corona-Krise keineswegs<br />

spurlos an der Stadtteilarbeit<br />

vorbeigegangen. „Lockdown<br />

und Schließung kamen für uns<br />

sehr plötzlich, trotzdem nicht<br />

ganz unerwartet und wir hatten<br />

am 13. März noch die Zeit,<br />

alle Kids und Jugendlichen zu<br />

informieren“, sagt Steffi Filke,<br />

Leiterin des Stadtteilzentrums<br />

(STZ) Gräselberg. Das sei ein<br />

aufregender und anstrengender<br />

Tag gewesen, weil niemand<br />

wusste, was auf ihn zukommen<br />

würde. Die Perspektive<br />

reichte zunächst bis zum 20.<br />

April. „Leider mussten wir unsere<br />

erste deutsch-griechische<br />

Jugendbegegnung absagen;<br />

die Jugendgruppe aus Neu Epidauros<br />

vom Verein YMC wollte<br />

uns in den Osterferien mit zehn<br />

Jugendlichen im Alter zwischen<br />

12 und 16 Jahren besuchen und<br />

im Herbst sollte die Rückbegegnung<br />

der Gräselberger Gruppe<br />

in Griechenland stattfinden“,<br />

bedauert Steffi Filke, „da die<br />

Lage derzeit so unklar ist, planen<br />

wir die Begegnung um genau<br />

ein Jahr in die Osterferien<br />

2021 zu verschieben.“<br />

Auch der Stadtteilladen, in dem<br />

es ein tägliches Mittagessen<br />

für Seniorinnen und Senioren<br />

gibt, aber auch ein ehrenamtlich<br />

organisiertes Café und verschiedene<br />

Beratungsangebote,<br />

musste schließen, „sehr bitter,<br />

da das ein beliebter Treffpunkt<br />

ist“, sagt Filke. Die Zeit der<br />

Schließung nutzte man aber<br />

doch aktiv, um zu entrümpeln<br />

und neu zu gestalten: „So wurde<br />

aus dem ehemaligen Kreativraum<br />

der neue Medien- und<br />

Kreativraum, der nun mit PCs,<br />

Druckern und WLAN ausgestattet<br />

wurde, damit Kinder<br />

und Jugendliche die Möglichkeit<br />

haben, in der Corona-Zeit<br />

Ausdrucke oder Recherchen zu<br />

machen“, berichtet Steffi Filke.<br />

Gleichzeitig sei man sehr aktiv<br />

im Ausbau der Kontakte per<br />

sozialen Medien gewesen und<br />

sendete dort kleine „Tutorials“<br />

für die Kinder. „Aber auch<br />

analog sind wir ‚kontaktlos‘ in<br />

Kontakt: über unseren ‚Zaunbriefkasten‘<br />

und unser ‚Zaun-<br />

Info-Board‘: Mit 300 Mandalas,<br />

dann Sudokus und nun ein ‚STZ<br />

Quiz‘ zum Mitnehmen und mit<br />

tollen Gewinnen.“ Über das<br />

Zaun-Info-Board können Familien<br />

auch Spiele beim STZ ausleihen<br />

und kontaktlos abholen.<br />

„Die Angebote werden sehr<br />

gut angenommen, so dass wir<br />

Ein Teil des insgesamt elfköpfigen Teams des Stadtteilzentrums<br />

Gräselberg (v.l.): Semir Gassaloglu, Steffi Filke, Selda Akbey<br />

und Dora Özdem.<br />

den Zaunbriefkasten täglich<br />

neu auffüllen müssen“, freut<br />

sich Steffi Filke.<br />

„Wir sind immer mal wieder mit<br />

Masken und Abstand mobil im<br />

Stadtteil unterwegs und schauen,<br />

wer Fragen hat oder Unterstützung<br />

braucht, und da wir<br />

Stadtteilzentrum heißen, fühlen<br />

wir uns auch für alle im Stadtteil<br />

verantwortlich und sind<br />

auch für alle immer ansprechbar.“<br />

Sie werde jeden Morgen<br />

auf einigen Balkonen schon<br />

erwartet und tausche sich mit<br />

den Leuten aus, ob alles in<br />

Ordnung ist. „Dann wünschen<br />

wir uns einen schönen Tag und<br />

verabreden uns für die ‚Corona-<br />

Kontrolle‘ für den nächsten Tag,<br />

gleiche Zeit, gleicher Ort – ein<br />

lieb gewordenes Ritual in der<br />

Corona Zeit.“ In den Nachbarschaften<br />

hätten sich gute Hilfs-<br />

Netzwerke gebildet. „Ganz,<br />

ganz großartig, wie das hier im<br />

Stadtteil läuft und funktioniert.<br />

Hier achtet jeder auf jeden in<br />

der Not und Unterstützung ist<br />

selbstverständlich! Aber auch<br />

wir werden aus dem Stadtteil<br />

unterstützt und haben zum<br />

Beispiel über Helga Tomaschky-<br />

Fritz selbstgenähte Masken geschenkt<br />

bekommen.“<br />

Über den „Zaunbriefkasten“<br />

und das „Zaun-Info-Board“<br />

am Stadtteilzentrum Gräselberg<br />

wird Kontakt gehalten.<br />

Ihr fehlten aber sehr die direkten<br />

Kontakte, sagt Steffi Filke.<br />

„Wir haben hier teilweise über<br />

Jahre und Generationen Beziehungen<br />

und Kontakte zu Kindern,<br />

Jugendlichen und deren<br />

Familien geknüpft, die nun nur<br />

virtuell oder mit gebührendem<br />

Abstand sein dürfen. Trotz allem<br />

sagen wir, die Maßnahmen<br />

sind sinnvoll und ein bisschen<br />

müssen wir noch durchhalten,<br />

damit irgendwann das Leben<br />

wieder normal laufen kann.<br />

Also Ruhe bewahren und lächeln,<br />

denn es ist uns ganz<br />

wichtig, weiterhin mit Spaß und<br />

sehr positiv durch den Tag und<br />

den Stadtteil zu gehen – das<br />

überträgt sich auf alle anderen.“<br />

Man bereite sich auch auf<br />

die Wieder-Öffnung des STZ<br />

vor, habe 50 Masken für Kinder<br />

und Jugendliche besorgt, stelle<br />

Überlegungen an, wie der Abstand<br />

im Haus untereinander<br />

gewährleistet werden könne.<br />

Auch das Ferienprogramm werde<br />

geplant – ob es nun tatsächlich<br />

stattfinden kann oder nicht.<br />

„Das STZ, das im Normalfall<br />

täglich voller Leben, Kreativität,<br />

Spaß, Lärm und manchmal<br />

auch Chaos ist, ist derzeit zu ruhig<br />

– und wartet täglich darauf,<br />

die Türen wieder zu öffnen und<br />

das Leben wieder rein zu lassen!<br />

Wir lassen uns die Zuversicht<br />

und unser Engagement für<br />

den Stadtteil nicht nehmen und<br />

zeigen deutlich: Wir sind nach<br />

wie vor da!“<br />

(art)<br />

20 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / MAI <strong>2020</strong>

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