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ZETT4

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen: https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg sowie zum Download unter: https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen:
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FREIBURG 2030

Foto: Adobe Stock

Architektur & Stadplanung

VERDICHTER UND LENKER

Die Frage, wie Freiburg im Jahr 2030 aussehen könnte, stelle

ich Matthias Hotz vom dreißigköpfigen Architekturbüro

hotz + architekten in Freiburg. Wir sitzen in einem lichtdurchfluteten

Besprechungsraum an einem riesigen Holztisch.

An den Wänden hängen Bilder vollendeter Bauprojekte wie die

Fahrradstation am Hauptbahnhof, die Solarfabrik auf der Haid,

das Bürogebäude Schnewlinstraße 12 mit seiner kippenden Fassade,

das United World College in der Kartäuserstraße, Forum

Merzhausen, Theodor-Heuss-Gymnasium oder die abgerundete

Druckerei Simon am Güterbahnhof.

Ganz Deutschland und Freiburg speziell leiden am Fehlen

bezahlbarer Wohnungen. Im Jahr 2030 wird dieses Problem noch

lange nicht gelöst sein, meint Matthias Hotz, aber man werde

schon sehen können, in welche Richtung es gehen wird: „Sehr in

die Höhe zu bauen, wie das zum Beispiel in Basel geplant ist, löst

das Problem nicht, weil es zu teuer ist. Wir werden klüger nachverdichten

durch Aufstockungen und Neubauten. Die Wiehre ist

schon jetzt der am dichtesten bebaute Stadtteil Freiburgs, und der

ist hoch attraktiv. Der Bau von Einfamilien- und Reihenhäusern

in der Stadt wird aber ein Ende haben.“

Durch Geschosswohnungsbau mit fünf bis sechs Stockwerken

wird künftig der Wohnraumbedarf abgedeckt. Wichtig sein wird

es auch günstig zu bauen. Hotz: „Die Systematik mit Bauvorschriften,

Gutachten, Genehmigungen und Sonderfachleuten müssen

entschlackt und vereinfacht werden. Aber daran, dass unsere

Politik das bis 2030 schafft, glaube ich nicht.

Es wird im Gegenteil immer

umfang-

Sieht so das künftige Green City Haus in Freiburg aus?

reicher und schwerfälliger. Was wir tun können: Es wird mehr

Modulbauweise und Vorfertigung geben, um schnell und günstig

zu sein.“

Wer neu bauen will, muss häufig abreißen. Und nicht nur Oldtimer-Autos

werden 2030 recycelt, sondern auch Oldtimer-Häuser.

„Nicht allein aus Kostengründen wird die Recycling-Fähigkeit von

Häusern eine wesentliche Rolle spielen. Bereits verwendete Baustoffe

werden aufbereitet und dem Baukreislauf wieder zugeführt.

„Die Konstruktionen und Materialzusammenfügungen werden

durchdachter sein. Es wird geschraubte, gefügte Bauteile geben“,

sagt Matthias Hotz. „Und Holz wird einen immensen Aufschwung

erleben. Die Anzahl an Holzbauten wird extrem ansteigen.“

Und was ist mit dem heutigen Trend der ‚Tiny Houses‘, kleine,

containerartige Wohneinheiten, die wenig Platz bieten, dafür

aber günstig und mobil sind? Matthias Hotz tut das als Spielerei

ab: „Da ist überhaupt nichts dran. Ich habe mal mit meiner Frau

ein Fünfzig-Quadratmeter-Häuschen bewohnt – das war als

Erfahrung ganz lustig, löst aber keine Probleme, weil es doch zu

viel Grundfläche braucht. Sinn würde es nur machen, wenn man

die stapelt, aber dann schwindet die Attraktivität.“

Dafür lassen sich 2030 Heizkosten sparen. „Es wird Verwaltungs-

und Bürogebäude geben, die so gut gedämmt sind, dass

sie nicht mehr beheizt werden müssen“, erklärt Hotz. „Neue

Wohnhäuser werden so viel Energie, wie sie selbst verbrauchen,

auch liefern, über ihre Dach- und Fassadenflächen, durch Wärmepumpen.

Das ist natürlich standortabhängig. Der Freiburger Rolf

Disch hat schon vor vielen Jahren gezeigt, wie’s geht. Aber 2030

wird externe Energie so teuer sein und selbst produzierte deutlich

günstiger, so dass neben Energieeinsparverordnungen auch die

Wirtschaftlichkeit für dezentrale Einheiten spricht.“

Bliebe die Frage der Stadtplanung: Das Motiv ‚Individualverkehr

raus, Wohn- und Lebensqualität rein‘ wird von Städten

wie Barcelona oder Kopenhagen schon beispielhaft vorgelebt.

Da müsste doch die Öko-Stadt Freiburg mit ihrer weitgehend

autofreien Innenstadt der perfekte Ort für die Zukunft sein –

Green City = Future City? „Bis 2030 passiert das nicht“, winkt

Hotz ab, „aber der Trend, Straßen und Parkraum zurückzubauen

und Öffentlichen Nahverkehr und Fahrräder zu priorisieren wird

zumindest erkennbar sein.“

Hotz weiter: „Die Stadtplanung durchläuft zu viele Gremien

und Institutionen. Und wenn das Parken am Rande der Innenstadt

zum Beispiel einfach nur verteuert wird,

dann werden die Leute eben mehr

bezahlen. Aber es wäre fatal, wenn

2030 noch mehr einkommensschwache

Familien ins Umland

flüchten müssten. Da wird der

neue Stadtteil Dietenbach allein

nicht ausreichen, das zu

verhindern.“

Matthias Hotz

12 ZETT. JUNI 2020

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