ZETT4
Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen: https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg sowie zum Download unter: https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf
Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen:
https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg
sowie zum Download unter:
https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf
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LEIDKULTUR
Foto: Paul Maurer
Bild: Anaïs (9 Jahre)
Die Stunde der Vernunft
KRISENPERIODE 2020
von Arne Bicker
Michael Kraske untersucht
sehr klug und differenziert den
Rechtsruck in Ostdeutschland und
beschreibt einen der vielen Risse,
die sich durch unsere Gesellschaft
ziehen.
Michael Kraske // Der Riss.
Ullstein • 352 S. • 19.99 Euro
Die Corona-Krise hat uns eine schallende
Ohrfeige verpasst, und die Menschheit
steht auf ihrem Weg durch die Galaxis an
einem Scheidepunkt. Schon vor Covid-19 lebten
wir in einer tiefen Menschheitskrise: Weltweit
gab und gibt es eine Friedenskrise, Migrationskrisen,
die Klimakrise, eine politische Rechtsruckkrise,
eine grassierende Ressourcenkrise
durch Raubbau an der Natur, weit verbreitet
Autokratien, Kriege, Überbevölkerung, Armut,
Tod, Hunger, Folter, Tierqual, Artensterben.
All dies hat Jahr für Jahr weit mehr Todesopfer
gefordert als es Covid 19 je gelingen
könnte. Hier in Deutschland hatten und haben
wir eine Bildungskrise (Lehrermangel, PISA,
unzureichende Digitalisierung), einen erdrückenden
Wohnungsnotstand, eine Sozialkrise
mit zu viel Reichtum auf der einen und zu viel
Armut auf der anderen Seite, zunehmend Rassismus,
Hasspolitik und verrohte Schmähungen,
eine Krise der Volksparteien, eine Europa-Krise,
Konsumirrsinn, Desinformation und Steuerbetrüge
in großem Stil, eine Rentenkrise, eine
Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus. Alles
schicksalsfrei selbst verursacht.
Die Corona-Krise wird voraussichtlich beendet
durch entweder 1.) ein Medikament, 2.)
einen Impfstoff, 3.) eine Durchseuchung. Wir
können dann versuchen zu dem oben geschilderten
Ist-Zustand zurückzukehren.
Aber es wird sich ohnehin manches ändern:
Uns werden viele Menschenleben, Unternehmen,
Arbeitsplätze und Geldreserven
verlorengegangen sein. Wir werden uns auf die
nächste Pandemie vorbereiten, indem wir das
Gesundheitssystem umbauen, eine Fertigung
überlebenswichtiger Gesundheitsprodukte
im Inland einrichten, Test-, Erfassungs- und
6 ZETT. JUNI 2020
Notfallsysteme etablieren. Aber welch eine
Gelegenheit ist das, endlich auch an anderen
Stellschrauben zu drehen? Unsere weltweiten
Wirtschaftssysteme sind auf nie endendes
Wachstum ausgelegt. Sie fördern Raubbau
an Natur und Klima, Gewinner und Verlierer,
Demütigende und Gedemütigte. Was für ein
Irrsinn!
Hat uns die Politik nicht gesagt, eine Bekämpfung
des Klimawandels sei zu teuer und
deshalb nicht zeitnah machbar? Und jetzt in
der Corona-Krise ist das Mehrfache an Geld
plötzlich da? Und haben wir nicht zu 80 Prozent
gesagt, wir wollen zwar den Klimawandel
nicht, uns aber stillheimlich doch gefreut, dass
unsere politischen Vertreter uns den Ausweg
servierten, weiterhin großmotorige Automobile
zu kaufen und zigmal im Jahr in Urlaub und zu
vorgeblich unersetzlichen Auslandsmeetings
zu fliegen?
In der riesengroßen Menschheits- und
Menschlichkeitskrise vor Corona galt Vernunft
vielfach als „naiv“. Sollten wir, einzelne Menschen,
Unternehmen, Regierungen, Staaten,
Staatengemeinschaften, die Weltgemeinschaft
überhaupt dahin zurück wollen?
Wie wäre es stattdessen mit einem würdevollen
Leben für ausnahmslos alle Menschen?
Dazu eine schnelle Energiewende, Ressourcenschonung,
nachhaltiges Wirtschaften, entschleunigter
Konsum, regionale Versorgung und
Geburtenbegrenzung soweit möglich. Das alles
auf der Basis eines regulierten Kapitalsystems
und friedlicher, demokratischer Prozesse.
Wir könnten zumindest eine andere Richtung
einschlagen. Der Beginn einer neuen Welt
ist überfällig; die Chance war nie so groß wie
jetzt.
Das National Geographic Magazin
„Wir retten die Welt“ geht der
Frage nach, in was für einer Welt
wir zum 100. Earth Day in 50 Jahren
leben werden und verweist auf die
Vorteile hybrider Denkweisen.
National Geographic // Wir retten
die Welt. Verlagshaus GeraNova
Bruckmann • 6,50 Euro.
Foto: Blühdorn
Ingolfur Blühdorn vom Institut
für Gesellschaftswandel und
Nachhaltigkeit (IGN) und seine
Mitherausgeber beleuchten eine
Gesellschaft, die Wohlstand und
Lebensstil unter der Obhut einer
Politik der Nicht-Nachhaltigkeit
beharrlich verteidigt.
Ingolfur Blühdorn // Nachhaltige
Nicht-Nachhaltigkeit.
Transcript Verlag, 334 S. • 19.99 Euro