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ZETT4

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen: https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg sowie zum Download unter: https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen:
https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg
sowie zum Download unter:
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KUNST

Theater Freiburg

MR. HOFFENTLICH

Peter Carp hofft auf ein positives Wunder und wundert sich

über Demonstranten in Berlin und Stuttgart.

Foto: Arne Bicker

von Arne Bicker

Peter Carp, in Stuttgart geboren, wuchs in Hamburg auf.

Nach Stationen als Theaterregisseur unter anderem in Berlin

und Luzern leitete er ab 2008 als Intendant das Theater

Oberhausen; seit 2017 steht Carp in gleicher Funktion dem

Freiburger Mehrspartentheater vor.

Herr Carp, wie geht es Ihnen persönlich und dem Freiburger

Theater mitten in der Corona-Krise?

Mir geht es gut, und dem Theater geht es jetzt, da wir es

langsam wieder hochfahren - man muss immer sagen: hoffentlich

- auch nicht schlecht.

Sie haben die bis Ende Juli geplante Spielzeit abgesagt. Was

fahren Sie jetzt hoch?

Naja, wir gehen vorsichtig wieder in den Probenbetrieb und

wir hoffen, dass spezielle Formate außerhalb des regulären

Spielbetriebs vielleicht schon im Sommer unter Corona-Bedingungen

gezeigt werden können. Wir entwickeln zum Beispiel

mit dem Künstler Uwe Mengel ein interaktives, digitales Format

mit dem Titel ‚Glücksritter‘. Da können sich Zuschauer mit von

Schauspielern verkörperten, künstlichen Figuren wie einem

NGO-Mitarbeiter oder Busunternehmer unterhalten, die zum

Teil in sehr seltsamer Weise in der Corona-Krise gefördert

wurden. Eventuell können wir das auch live in fünf Zeltpavillons

auf dem Platz der Alten Synagoge machen. Auch wollen

wir ein digitales Faust-Format mit Virtual Reality machen, da

wir in der nächsten Spielzeit Faust I und II produzieren wollen.

Vielleicht gelingt es uns auch, Dirk Laukes Stück „Nur das beste“

unter Corona-Bedingungen schon im Sommer uraufzuführen.

Und wir bereiten Schauspiel- und Musik-Formate für die neue

Spielzeit ab September vor.

Schauen Sie ein bisschen neidisch in andere Bundesländer, in

denen Theater schon wieder offiziell loslegen dürfen?

Die haben andere Corona-Zahlen als wir hier in Baden-Württemberg.

Ich finde es erfreulich, dass alles hier in Freiburg so

glimpflich abgelaufen ist. Ich schaue ehr etwas entsetzt auf

Demonstrationen zum Beispiel in Berlin und Stuttgart. Sich

gegen die Maßnahmen aufzulehnen finde ich sehr zweifelhaft,

zumal wenn man sich anschaut, welche politischen Kräfte sich

da auch reinmischen.

Ist der ganz allgemeine, gesellschaftliche Diskurs mit all seinen

Widersprüchlichkeiten nicht auch spannend?

Natürlich ist das spannend, wobei man sehr aufpassen

muss, nicht zynisch zu wirken; es ist furchtbar, wenn Menschen

krank werden, und man kann ja morgen selber Opfer sein. Aber

ich glaube, dass sich in den letzten Wochen in den Menschen

sehr viel verändert hat. Viele Menschen denken mehr darüber

nach, was sie eigentlich wirklich brauchen, und haben gelernt,

wie sie mit ihrer Zeit sinnvoller umgehen können. Wenn wir

überlegen, was wir unter wissenschaftlicher Anleitung in der

Corona-Pandemie alles umgesetzt haben, und das übertragen

auf den Klimawandel – dann würden wir sehr weit kommen.

Sie werden möglicherweise auf absehbare Zeit nur noch 20 bis

25 Prozent des üblichen Publikums mit Abstandsregeln einlassen

dürfen. Worauf richten Sie sich ein?

Auf weniger Einnahmen. Wir müssen unseren Wirtschaftsplan

langfristig umstricken, denn wir werden sicherlich unter

anderen Bedingungen spielen. Ich hoffe, dass wir im kommenden

Jahr zu den von uns geschätzten und vertrauten Konditionen

wieder spielen können. Das wäre ein positives Wunder. Das

negative Wunder wäre eine zweite Infektionswelle.

Wird die Krise das Theater auch inhaltlich verändern?

Ich glaube, wenn wir jetzt nur noch Stücke über Corona

oder über das Sterben machen würden, das wäre schrecklich.

Das Theater sollte eine künstlerische Gegenwelt, aber keine

Welterklärung bieten. Wir werden in der nächsten Zeit sicher

starke, emotionale Stoffe sehen.

Wenn Sie rausgehen auf die Straße, wähnen Sie sich dann

im Mummenschanz?

Da ich schon in Karnevalsgegenden gelebt habe, sind mir

maskierte Menschen auf den Straßen gar nicht so fremd. Aber

bisher sieht man eigentlich außerhalb der Läden gar nicht so

viele Menschen mit Masken. Ich finde eher die Vielfalt der

Masken und den aufkeimenden modischen Aspekt interessant.

Das finde ich sehr beruhigend, weil man daran das Verspielte

der Menschen sieht.

Chor und Symphonie-Orchester pausieren weiter – bei Letzterem

wird ohnehin wahnsinnig viel gehustet. Wäre das nicht

mal eine neue Kunstform, ein alptraumhaftes Hustenkonzert

mit panisch flüchtenden Besuchern?

Das ist eine spannende Beobachtung. Ich weiß gar nicht, ob

Menschen im Konzert oder Theater mehr husten als woanders,

oder ob es da nur einfach mehr auffällt. Aber ich nehme das

mal mit als Idee.

50 ZETT. JUNI 2020

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