ZETT4
Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen: https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg sowie zum Download unter: https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf
Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen:
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FREIBURG 2030
Foto: Adobe Stock
Jetzt geht’s ans Eingemachte, ich treffe Mr. Energy persönlich:
Dr. Thorsten Radensleben, Chef des Energieversorgers
badenova. Wenn einer weiß, wie realistisch eine Energiewende
sein kann, dann er. Auf dem Weg in sein Büro zapft sich
Radensleben einen kohleschwarzen Espresso; wir sprechen
zunächst über die Energien menschlicher Körper und tauschen
uns über die Saisonleistungen des SC und EHC Freiburg aus.
Dann geht’s zu Sache.
Dass uns allen eine bedeutsame Energiewende bevorsteht,
ist für Thorsten Radensleben ausgemachte Sache – auch das
schon 2030 die Stärken einer dezentralen Energieversorgung
vermehrt genutzt werden. 2030 werden wir eine Gesetzgebung
haben, so Radensleben, die Photovoltaik auf neuen Hausdächern
dort, wo es sinnvoll sei, verbindlich zur Pflicht mache. Und dann
werde auch eine regenerative Nah- und Fernwärmeversorgung,
zum Beispiel durch Geothermie
und grünes, also umweltverträgliches Biogas, in
Freiburg eine Rolle spielen.
„Im Jahr 2030 werden wir speziell hier am
Oberrheingraben geothermische Kraftwerke haben,
die in weiterer Zukunft ein grünes Fernwärmenetz
möglich machen werden“, so der Experte.
„Und wir werden zentrale Energiespeicher in Form
von Großbatterieanlagen haben, in denen kleinere Solaranlagen
und Mini-Blockheizkraftwerke ihren überschüssigen Strom für
Zeiten des Bedarfs gegen Miete zwischenspeichern können.
Das wird viel günstiger sein als kleinere Batterieeinheiten in
einzelnen Gebäuden.“
Und es werde in zehn Jahren „keine Diskussionen mehr um
Windkraftanlagen im Schwarzwald“ geben – diese Anlagen
seien schlicht unabdingbar und würden 2030 in großer Zahl
umweltfreundlichen Strom liefern. Für viele Wirtschaftsfachleute
ist der entscheidende Faktor zugunsten einer Energiewende
ohnehin der, dass die ‚Grenzkosten‘ für die Ressourcen
Sonnen- und Windkraft bei null liegen, sprich: Sonne und Wind
scheinen beziehungsweise wehen kostenlos. Da geht es ‚nur‘
noch um Investitionen in Anlagen- und Netzausbau – allerdings
sind diese gewaltig.
Radensleben: „Es wird einen großangelegten Umbau der
Energiewirtschaft geben; auch die Nord-Süd-Trassen von den
Offshore-Windanlagen werden kommen. All das wird 2030 voll
im Gange sein.“ Hochintelligente Stromnetze, sogenannte ‚Smart
Grids‘, werden 2030 der neue Standard sein, „mit deutlich mehr
Kuppelpunkten für einen gesamteuropäischen Netzverbund.“
Tatsächlich dezentral werde die Stromerzeugung funktionieren,
aber „Algorithmen werden anstelle des Verbrauchers entscheiden,
wann am besten die Waschmaschine laufen oder die
Tiefkühltruhe mal für zwei Stunden abgeschaltet
wird. Der letztlich benötigte Strom
wird vom Netzbetreiber dann clever ausbalanciert gleich passgenau
mitgeliefert.“
Wow, das sind Aussichten. Im großen Ganzen stellt sich
Thorsten Radensleben derweil hinter eine Analyse des Energiewirtschaftlichen
Instituts (EWI) der Uni Köln. Der zufolge wird
Deutschland sein selbstgestecktes Ziel, bis 2030 insgesamt 65
Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien abzudecken,
um 19 Prozentpunkte verfehlen – prognostiziert werden
46 Prozentpunkte. Grund ist unter anderem ein gesteigerter
Stromverbrauch durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen.
Auch einen starken Rückgang des Individualverkehrs in
Städten wie Freiburg sieht Radensleben 2030 noch nicht. „In
den urbanen Strukturen wird es 2030 nur einen kleinen Rückgang
geben. Das individuelle Verkehrsaufkommen wird hier in
Energieversorgung
HITZIGES RHEINTAL
Freiburg gleich bleiben, bei einer auf etwa 260.000 Menschen
angewachsenen Bevölkerung. Das ist dann nur ein relativer
Rückgang.“ Auf „zehn Prozent“ schätzt Radensleben den Anteil
elektromobiler Autos in Freiburg 2030.
Dafür werde Freiburg als grüne Stadt ganz Grundsätzliches
umsetzen: „Wir werden bis 2030 erkannt haben, dass jeder Euro
für den Klimaschutz zum Beispiel in Indien besser investiert sein
wird als hier bei uns. Das CO2-Problem macht nicht an einer
Gemarkungsgrenze halt. Es betrifft den gesamten Planeten,
und da gibt es auf dem Weg zur weltweiten Abkehr von fossilen
Brennstoffen weitaus größere Baustellen als hier bei uns.
Es wird uns rein gar nichts nützen, nur selber gut dazustehen.“
In Deutschland und Freiburg werde es „2030 eine CO2-Steuer
auf alles geben“, so Radensleben, „da bin ich mir sicher.“ Die
Industrien würden bis dahin noch lange nicht soweit umgebaut
sein, wie es eine entkarbonisierte, also nicht-fossile Energieerzeugung
erfordere: „Aber der Weg wird erkennbar sein.“
Eine intelligente Menschengesellschaft in einer nachhaltigen
Welt mit einem fusionierten Internet der Dinge, einem durch
künstliche Intelligenz gesteuerten Kommunikations-,
Energie- und Logistiknetz,
wird also 2030 noch lange
nicht umgesetzt, aber immerhin
im Aufbau begriffen sein und
somit wesentlich greifbarer als
2020.
Dr. Thorsten Radensleben
Produziert das Eugen-Keidel-Bad 2030 auch Strom aus Tiefenwärme -
wie hier das Geothermie-Kraftwerk im italienischen Bagnore?
ZETT. JUNI 2020
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