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ZETT4

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen: https://zett-magazin.de/leben-in-freiburg sowie zum Download unter: https://zett-magazin.de/wp-content/uploads/2020/06/ZETT4.pdf

Die neue Ausgabe des Zett. Magazins ist auf dem Markt - mit meinen beiden Beiträgen a) über den Freiburger Künstler und langjährigen Salsa-Freund Celso Martinez-Naves (S. 52) und b) das Tanzen im Mensabrunnen (S. 59) - wie man sieht, entstanden die Beiträge und Fotos noch vor Corona, sind aber gerade rechtzeitig wieder aktuell - viel Freude beim Schmökern und bei Gefallen gerne weiter empfehlen:
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FREIBURG 2030 ????

Foto: Adobe Stock

Roboter, Künstliche Intelligenz, Entkarbonisierung, Selbstfahrlogistik,

Home-Office, Mechatronisierung – unserer

Wirtschafts- und Arbeitswelt stehen große Umbrüche

bevor, auch in der Dienstleistungsstadt Freiburg. Was wird davon

2030 zu spüren sein, welchen Wandel zwischen Worthülse

und faktischer Neuausrichtung werden wir erleben? Mit diesen

Fragen habe ich Dr. Steffen Auer besucht, den Präsidenten der

Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein.

Seit 2011 ist Auer IHK-Präsident, spricht für 63.000 vor allem

kleinere und mittlere Mitgliedsbetriebe. Gleichzeitig führt er

sein eigenes Unternehmen, die Schwarzwald-Gruppe in Lahr

mit 350 Mitarbeitern, der Zukunft entgegen. Hier hat Steffen

Auer selbst neue Strukturen, regenerative Energien, mehr

Eigenverantwortung und digitale Steuerelemente umgesetzt.

Man kann sagen, er tut, was er predigt.

Auf dem Schreibtisch in Auers Büro im dritten Stock

des IHK-Gebäudes in der Schnewlinstraße liegt eine

Studie mit dem Titel „Zukunftsstrategie Südlicher Oberrhein“.

Steffen Auer holt aus: „Ich glaube, wir stehen am

Beginn einer vierten industriellen Revolution. Und fast alle

wirtschaftlichen Umbrüche in der Vergangenheit haben

gezeigt, dass die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt

danach zugenommen hat. Das wird auch diesmal so sein. Aber

Denken und Handeln werden sich ändern, weil viele Menschen

in zehn Jahren etwas ganz anderes tun werden als heute.“

Denn, so Auer: „Die Art der Arbeit wird sich dramatisch

verändern. Bislang wurden zum Beispiel Arbeiter an Fertigungsstraßen

in der Automobilindustrie durch Roboter ersetzt. Schon

2030 werden auch viele Buchhaltungs-, Management- und

Personalarbeiten von vollautomatischer Software abgelöst sein.“

Die Weiterentwicklung der Arbeitswelt beginnt nicht jetzt.

Sie setzt sich einfach nur fort, mit den Mitteln der Zeit. Die Jobs

ändern sich, nicht ihre Zahl. Die Frage ist vor allem: Sind die

Menschen bereit dazu? Kann und wird der Kohlekumpel in der

Lausitz künftig Solardachziegel in Reihe schalten? Eine Neuausrichtung

ist gefordert, bei uns allen, in Fragen der Weiterbildung,

der Umschulung und nicht zuletzt in der Basisausbildung des

modernen Menschen: Im Schulunterricht.

Das Problem: Bleibt es bei Lippenbekenntnissen, wird vieles

den Bach runtergehen. „Ich sehe das aber positiv als Herausforderung“,

sagt Steffen Auer, „denn nur, wenn wir nichts tun,

fallen hier Arbeitsplätze weg, die woanders wieder aufgebaut

werden. Es liegt also an uns selbst. Und an der Politik. Ein Beispiel:

2030 werden wir BIM haben.“

BIM ist die Abkürzung für „Building Information Modeling“,

eine Bauwerksdatenmodellierung, die als Oberbegriff

KI-gestütztes

Prozessmanagement

- unsere Arbeitswelten

werden sich drastisch

verändern.

für vernetzte Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden und

Bauwerken mittels modernster Software steht. Auer erläutert:

„Der Zimmermann wird nicht mehr irgendwelche Bretter sägen,

sondern wird ein Prozessmanager sein. Das heißt also, wir

müssen es schaffen, unsere Jugendlichen in eine ganz andere

Liga zu bringen als die, in der sie heute sind.“

Und Auer weiß, wie das gehen könnte: „Wirtschaft und

Politik müssen ehrlicher werden, denn schon 2030 haben wir

eine komplexere, neue Arbeitswelt. Unsere Schulen brauchen

mehr modern ausgebildete Lehrer, mehr externe Referenten,

mehr Ausstattung - da muss signifikant Geld reinfließen.“

Und die Zukunft ist Steffen Auer schon selbst erschienen,

in Form einer Smart Factory von SICK Optoelektronik in Freiburg-Hochdorf:

„Da gibt es jetzt schon eine vollautomatisierte

Jobs & Wirtschaft

KLÜGER ARBEITEN

Fabrik - so etwas habe ich noch nicht gesehen. Da werden

Produktionsaufträge von einem übergeordneten System an

Fertigungsstationen vergeben, mit Zwischentransporten und

Produktion bei fortwährender Kontrolle. Da muss kein Mensch

mehr etwas von Hand tun.“ Auers Erkenntnis: „Das System trifft

in manchen Bereichen die besseren Entscheidungen, bis hin zur

Unternehmensausrichtung.“

Auer weiter: „Der Dieselpreis könnte sich verdoppeln, Energie-,

Ressourcen- und Transportpreise werden steigen, Recyclingvorschriften

und -notwendigkeiten werden sich verschärfen,

so dass Unternehmen ganz anders denken werden als sie das

heute tun. Unternehmen werden zum Beispiel dezentral ihren

eigenen Strom erzeugen, Überkapazitäten an den Markt abgeben,

Transportlogistik, Ressourcenschonung und Abfallverwertung

systemgestützt steuern.“

Und die soziale Komponente wird 2030 eine größere Rolle

spielen: „Wir müssen unsere Mitarbeiter besser unterstützen,

denn wir haben einen gewissen Wahnsinn erreicht, der nicht

mehr steigerbar ist. Wenn man heute eine E-Mail nicht innerhalb

von 30 Minuten beantwortet, wird schon gefragt, ob man

tot sei. Die Digitalisierung hat uns diese Beschleunigung bis an

die Grenze beschert. Sie wird uns nun auch helfen, da wieder

rauszukommen.“

Auers Fazit: „Wir haben irre Chancen, den notwendigen

Innovationssprung zu packen, weil unsere Ausgangslage mit die

beste in der Welt ist. Ich glaube nicht an das Szenario der Arbeitsplätzevernichtung.

Wir werden im Gegenteil zusätzliche, aber

hochqualifizierte Arbeitskräfte von außen brauchen, weil uns

die Demografie am Wickel packen wird. Gleichzeitig

wird der Arbeitsmarkt 2030 flexibler sein und sich

auch an den Bedürfnissen der

neuen Menschen ausrichten,

von der 20 bis

40-Stunden-Woche

über Selbstverantwortung

und

Home-Office mit

Online-Live-Besprechungen

bis

hin zu neuen Sozialberufen

zum Wohle der

Gesellschaft.“

Dr. Stefan Auer

ZETT. JUNI 2020

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