Ausgabe 02-2020
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VDRK aktuell<br />
Aktuelles Thema: Mitarbeiter/-innen von Abwasserbetrieben diskutierten im<br />
IKT über notwendige Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie.<br />
Corona im Kanal? Keine Panik! Aber Vorsicht.<br />
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 beschäftigt gerade alle.<br />
Die Politik berät Maßnahmen, Unternehmen sorgen sich um<br />
ihre Lieferketten, und überall, wo Infektionsfälle gemeldet werden,<br />
kaufen die Menschen die Supermärkte leer, als ob sie sich<br />
monatelang zuhause verschanzen müssten. Auch Abwassernetzbetreiber<br />
und Dienstleister machen sich Sorgen. Sie fragen<br />
sich berechtigterweise, ob infizierte Menschen das Virus ausscheiden<br />
und ob es sich dann im Abwasser wiederfindet. Kann<br />
man sich am Abwasser anstecken? Wie können das eigene<br />
Personal und deren Angehörige bestmöglich geschützt werden?<br />
Dass sich Krankheitserreger über die menschlichen Ausscheidungen<br />
und über das Abwasser verbreiten, ist altbekannt.<br />
Deshalb gibt es ja schließlich die Kanalisation. Als prominente<br />
Beispiele seien Hepatitisviren, Noroviren und Salmonellen genannt.<br />
Es besteht also grundsätzlich kein Grund zur Panik. Darin<br />
sind sich die Vertreter/-innen von Abwassernetzbetreibern,<br />
die jetzt im IKT an einer Sitzung des Arbeitskreises „Kanalbetrieb“<br />
des Kommunalen Netzwerks Abwasser (KomNetABWAS-<br />
SER) teilnahmen, einig.<br />
Kommunen beraten ad hoc im KomNetABWASSER<br />
Das Kommunale Netzwerk wurde von Abwasserbetrieben<br />
gefragt, inwieweit man die Mitarbeiter im Kanal- und Kläranlagenbetrieb<br />
noch bedenkenlos für Reinigungsarbeiten in<br />
unterirdischen Becken, im Kanalnetz und auf Kläranlagen<br />
einsetzen kann. Dipl.-Ing. Marco Schlüter, Leiter des Kom-<br />
NetABWASSER, setzte das Thema unmittelbar auf TOP 1 der<br />
Arbeitskreissitzung und fasste anschließend die Diskussion<br />
der 30 Kanalbetriebsmanager/-innen zusammen: „Der Bundesgesundheitsminister<br />
hat für Deutschland den Ausbruch<br />
der Epidemie festgestellt. In dieser Situation ist es für die öffentliche<br />
Gesundheit besonders wichtig, dass die Kanalisation<br />
weiterhin zuverlässig funktioniert. Voraussetzung um dies<br />
zu gewährleisten ist gesundes Betriebspersonal. Einig waren<br />
sich die Abwasser betriebe, dass drei Punkte in der aktuellen<br />
Situation zu beachten sind: Erstens besondere Sorgfalt beim<br />
Arbeitsschutz, zweitens sollten unnötige Risiken aktuell vermieden<br />
werden und drittens sind natürlich die üblichen Hygiene-<br />
Empfehlungen konsequent zu beachten.“<br />
Dipl.-Ing. Marco Schlüter rät dem Personal im Kanalbetrieb zu besonderer<br />
Sorgfalt und Vorsicht.<br />
Risiken analysieren<br />
Das Robert Koch-Institut (RKI), das in Deutschland für die Risikobewertung<br />
von Infektionskrankheiten zuständig ist, geht<br />
zwar aktuell weiter davon aus, dass die Gefahr für die deutsche<br />
Bevölkerung gering bis mäßig ist. Doch Kanalarbeiter sind<br />
einem potenziell infektiösen Medium ausgesetzt, wissen die anwesenden<br />
Fachleute. Ihr Risiko ist somit wahrscheinlich höher<br />
als das der Durchschnittsbevölkerung. Und sie kehren nach<br />
Feierabend zu ihren Familien zurück, treffen sich mit Freunden,<br />
plaudern mit Kollegen auf dem Flur. Und die wiederum …<br />
Anlagen müssen laufen!<br />
Allerdings können nicht einfach alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit Kanalkontakt auf unbestimmte Zeit nach Hause<br />
geschickt werden. Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler, Wissenschaftlicher<br />
Leiter<br />
des IKT, gibt<br />
zu bedenken,<br />
dass die<br />
Abwasserbetriebe<br />
in der<br />
Verantwortung<br />
sind, die<br />
Infrastruktur-<br />
Prof. Bert Bosseler (r.): „Die Anlagen müssen laufen, sonst<br />
kriegen wir noch ganz andere hygienische Probleme.“<br />
leistung der<br />
Abwasserbeseitigung<br />
sicherzustellen.<br />
Es gehe zwar um die Gesundheit der Mitarbeiter/-innen und<br />
deren Angehörigen, aber eben auch um den Schutz der Bevölkerung.<br />
„Die Anlagen müssen laufen, sonst bekommen wir<br />
noch ganz andere hygienische Probleme“, sagt Bosseler.<br />
Schutzausrüstung 100 Prozent nach Lehrbuch<br />
Einhelliger Tenor der Anwesenden: Keine Panik! Wichtig sei es,<br />
die Mitarbeiter/-innen zu sensibilisieren und dazu anzuhalten<br />
auf ihr eigenes Verhalten zu achten, das Wissen um Arbeitsschutz<br />
aufzufrischen, nicht unmittelbar notwendige Arbeiten<br />
auszusetzen und – ganz wichtig – die Schutzmaßnahmen 100<br />
Prozent nach Lehrbuch durchzuführen.<br />
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