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Ausgabe 02-2020

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Weiterbildung & Schulungen<br />

Mit dem Wissen, wie das Netz in Bezug auf Zustands- und<br />

Substanzverschlechterung altert, können Akteure unterschiedlicher<br />

Disziplinen (Technik, Finanzen, Personalabteilung etc.)<br />

in Entscheidungsprozesse zum Management der Anlagen involviert<br />

werden. Die Ergebnisse aus diesem Interaktionsprozess<br />

der Fachexperten werden dann in Form einer detaillierten<br />

Strategieentscheidung formalisiert und die Auswirkungen der<br />

strategischen Entscheidungen auf technische und wirtschaftliche<br />

Kenngrößen simuliert, d. h. in Bezug auf ihre „Entscheidungsrelevanz“<br />

überprüfbar gemacht.<br />

Die Qualität einer Strategiesimulation hängt allerdings maßgeblich<br />

davon ab, ob es gelingt, die in der Realität auf Entscheidungsprozesse<br />

einwirkenden Faktoren (impliziertes Wissen),<br />

welche die zukünftige Entwicklung des Entwässerungssystems<br />

beeinflussen, abzubilden. Auf Basis dieser Strategiesimulationen<br />

können dann optimierte Lösungen zur Zielerreichung<br />

entwickelt und in Form einer Best-Practice-Herangehensweise<br />

bzw. optimierten Strategieentscheidung final formalisiert werden.<br />

Verallgemeinert formuliert wird durch eine derartige Vorgehensweise<br />

• implizites Wissen in Bezug auf dessen Auswirkung auf die<br />

Netzentwicklung überprüft,<br />

• implizites Wissen in Bezug auf dessen Auswirkung auf die<br />

Netzentwicklung optimiert,<br />

• implizites Wissen in explizites Wissen transferiert,<br />

• individuelles Wissen in kollektives Wissen überführt sowie<br />

• externes Wissen verfügbar gemacht und in die organisationale<br />

Wissensbasis integriert bzw. internalisiert.<br />

Auf die Begriffsebene eines Netzbetreibers bezogen, entsteht<br />

durch eine derartige Vorgehensweise ein übergeordnetes betriebliches<br />

Leitbild, welches wichtige Managementprozesse für<br />

alle Beteiligten nachvollziehbar und transparent formalisiert.<br />

Wird dieser Prozess kontinuierlich fortgeschrieben und überwacht,<br />

ist dies aktives Wissensmanagement, welches wichtiges<br />

Expertenwissen konserviert und für den Betrieb des Entwässerungssystems<br />

die Grundlage bildet für die:<br />

• Optimierung und Verstetigung des Finanzmittelbedarfs,<br />

• Optimierung und Verstetigung des Kapitalbedarfs,<br />

• Optimierung und Vorausschau und Verstetigung der Abwassergebühr,<br />

• Optimierung und Verstetigung des Sanierungsvolumens,<br />

• Steigerung des Substanzwertes und -gewinns durch Effizienzsteigerung<br />

der Investitionen,<br />

• Verbesserung der Informationsbasis für die Beratung durch<br />

Wirtschaftsprüfer,<br />

• Verbesserung der Informationsbasis für die Kommunikation<br />

zwischen Verwaltung und Technik sowie<br />

• Verbesserung der Informationsbasis für die Kommunikation<br />

zwischen Betreiber und Bürgern.<br />

Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Artikel macht deutlich, dass gewisse gesellschaftliche<br />

Entwicklungen nicht aufzuhalten sind. Daher ist<br />

Vorbereitung alles. In Bezug auf den zu erwartenden Wissensverlust<br />

durch Pensionierungen der Wissensträger sollten Betreiber<br />

an der Integrität ihrer Daten und Datenbanken arbeiten,<br />

Betreibererfahrungen und Entscheiderwissen in Bezug auf<br />

die Erreichbarkeit von Zielgrößen analysieren und mit Hilfe<br />

entsprechender IT-Werkzeuge optimieren und damit gleichzeitig<br />

das hinter diesen Prozessen liegende implizite Wissen für<br />

alle Akteure formalisieren. Die Steigerung der Attraktivität des<br />

Arbeitsplatzes und aktiver Wissenstransfer können durch arbeitsplatzbasiertes<br />

Lernen mittels E-Learning-Plattformen erfolgen.<br />

Damit werden sowohl Wünsche nach mobilem Arbeiten,<br />

aber auch beruflicher Weiterbildung erfüllt. Werden die hier<br />

beschriebenen Herangehensweisen umgesetzt, ist bereits viel<br />

getan, um Wissensverluste zu vermeiden und die Attraktivität<br />

als Arbeitgeber zu stärken.<br />

[1] Handelsblatt: 05.01.2<strong>02</strong>0: Link: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/<br />

oeffentlicher-dienst-pensionierungswelle-trifft-den-staatsdienst-beamte-dringend-gesucht/25374864.html?ticket=ST-233925-Sc73SMNRz23bdInrUbtf-ap2<br />

[2] IWW-FiW-IKT Wasserwirtschaftsstudie NRW (2019). Analyse zum Stand und zur Entwicklung<br />

der Wasserwirtschaft in NRW. Autoren: IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für Wasserforschung (Mülheim an der Ruhr), Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft<br />

FiW an der RWTH Aachen, IKT-Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH<br />

Gelsenkirchen) (2019)<br />

[3] Initiative Neue Qualität der Arbeit: Verwaltung der Zukunft, Praxisreport mit Beispielen<br />

für eine moderne Personalpolitik<br />

[4] Polanyi, M. The Tacit Dimension. New York: Doubleday (1966).<br />

[5] Bundeskanzleramt Österreich, Sektion III – Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation:<br />

Wissensmanagement – Leitfaden und Toolbox zur Wissenssicherung bei Personaländerungen,<br />

ISBN: 978-3-903097-11-7, Wien (05.2017)<br />

[6] Krabina, Bernhard: Wissenssicherung: Was bleibt, wenn Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter<br />

gehen?, Forum Public Management 2013, 3, S. 17-19 (2013), Link: https://www.<br />

kdz.eu/de/wissenssicherung-was-bleibt-wenn-mitarbeiterinnen-bzw-mitarbeiter-gehen<br />

[7] Polanyi, Michael: Implizites Wissen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, (1985)<br />

8] Carolina Johansson: Die Jagd nach den Köpfen, here, Nr. 25 (04.2009)<br />

[9] Gabler Wirtschaftslexikon: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/wissensmanagement-47468<br />

[10] Firmeninformationen der visaplan GmbH, siehe auch www.unitracc.de<br />

[11] Schütter, Joachim: Dissertation „Wissensmanagement in der Wasserwirtschaft am<br />

Beispiel der Planung und Umsetzung des integrierten Hochwasserschutzkonzeptes Obere<br />

Iller“, Universität der Bundeswehr München (2010)<br />

[12] Bundesministerium Öffentlicher Dienst Sport: Wissen auf dem Weg nach morgen<br />

– Tools und Angebote des BMöDS für das Wissensmanagement im öffentlichen Dienst,<br />

Wien (2019)<br />

RO-KA-TECH Journal <strong>02</strong> / 2<strong>02</strong>0 | 55

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