Ausgabe 02-2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Weiterbildung & Schulungen<br />
Mit dem Wissen, wie das Netz in Bezug auf Zustands- und<br />
Substanzverschlechterung altert, können Akteure unterschiedlicher<br />
Disziplinen (Technik, Finanzen, Personalabteilung etc.)<br />
in Entscheidungsprozesse zum Management der Anlagen involviert<br />
werden. Die Ergebnisse aus diesem Interaktionsprozess<br />
der Fachexperten werden dann in Form einer detaillierten<br />
Strategieentscheidung formalisiert und die Auswirkungen der<br />
strategischen Entscheidungen auf technische und wirtschaftliche<br />
Kenngrößen simuliert, d. h. in Bezug auf ihre „Entscheidungsrelevanz“<br />
überprüfbar gemacht.<br />
Die Qualität einer Strategiesimulation hängt allerdings maßgeblich<br />
davon ab, ob es gelingt, die in der Realität auf Entscheidungsprozesse<br />
einwirkenden Faktoren (impliziertes Wissen),<br />
welche die zukünftige Entwicklung des Entwässerungssystems<br />
beeinflussen, abzubilden. Auf Basis dieser Strategiesimulationen<br />
können dann optimierte Lösungen zur Zielerreichung<br />
entwickelt und in Form einer Best-Practice-Herangehensweise<br />
bzw. optimierten Strategieentscheidung final formalisiert werden.<br />
Verallgemeinert formuliert wird durch eine derartige Vorgehensweise<br />
• implizites Wissen in Bezug auf dessen Auswirkung auf die<br />
Netzentwicklung überprüft,<br />
• implizites Wissen in Bezug auf dessen Auswirkung auf die<br />
Netzentwicklung optimiert,<br />
• implizites Wissen in explizites Wissen transferiert,<br />
• individuelles Wissen in kollektives Wissen überführt sowie<br />
• externes Wissen verfügbar gemacht und in die organisationale<br />
Wissensbasis integriert bzw. internalisiert.<br />
Auf die Begriffsebene eines Netzbetreibers bezogen, entsteht<br />
durch eine derartige Vorgehensweise ein übergeordnetes betriebliches<br />
Leitbild, welches wichtige Managementprozesse für<br />
alle Beteiligten nachvollziehbar und transparent formalisiert.<br />
Wird dieser Prozess kontinuierlich fortgeschrieben und überwacht,<br />
ist dies aktives Wissensmanagement, welches wichtiges<br />
Expertenwissen konserviert und für den Betrieb des Entwässerungssystems<br />
die Grundlage bildet für die:<br />
• Optimierung und Verstetigung des Finanzmittelbedarfs,<br />
• Optimierung und Verstetigung des Kapitalbedarfs,<br />
• Optimierung und Vorausschau und Verstetigung der Abwassergebühr,<br />
• Optimierung und Verstetigung des Sanierungsvolumens,<br />
• Steigerung des Substanzwertes und -gewinns durch Effizienzsteigerung<br />
der Investitionen,<br />
• Verbesserung der Informationsbasis für die Beratung durch<br />
Wirtschaftsprüfer,<br />
• Verbesserung der Informationsbasis für die Kommunikation<br />
zwischen Verwaltung und Technik sowie<br />
• Verbesserung der Informationsbasis für die Kommunikation<br />
zwischen Betreiber und Bürgern.<br />
Zusammenfassung<br />
Der vorliegende Artikel macht deutlich, dass gewisse gesellschaftliche<br />
Entwicklungen nicht aufzuhalten sind. Daher ist<br />
Vorbereitung alles. In Bezug auf den zu erwartenden Wissensverlust<br />
durch Pensionierungen der Wissensträger sollten Betreiber<br />
an der Integrität ihrer Daten und Datenbanken arbeiten,<br />
Betreibererfahrungen und Entscheiderwissen in Bezug auf<br />
die Erreichbarkeit von Zielgrößen analysieren und mit Hilfe<br />
entsprechender IT-Werkzeuge optimieren und damit gleichzeitig<br />
das hinter diesen Prozessen liegende implizite Wissen für<br />
alle Akteure formalisieren. Die Steigerung der Attraktivität des<br />
Arbeitsplatzes und aktiver Wissenstransfer können durch arbeitsplatzbasiertes<br />
Lernen mittels E-Learning-Plattformen erfolgen.<br />
Damit werden sowohl Wünsche nach mobilem Arbeiten,<br />
aber auch beruflicher Weiterbildung erfüllt. Werden die hier<br />
beschriebenen Herangehensweisen umgesetzt, ist bereits viel<br />
getan, um Wissensverluste zu vermeiden und die Attraktivität<br />
als Arbeitgeber zu stärken.<br />
[1] Handelsblatt: 05.01.2<strong>02</strong>0: Link: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/<br />
oeffentlicher-dienst-pensionierungswelle-trifft-den-staatsdienst-beamte-dringend-gesucht/25374864.html?ticket=ST-233925-Sc73SMNRz23bdInrUbtf-ap2<br />
[2] IWW-FiW-IKT Wasserwirtschaftsstudie NRW (2019). Analyse zum Stand und zur Entwicklung<br />
der Wasserwirtschaft in NRW. Autoren: IWW Rheinisch-Westfälisches Institut<br />
für Wasserforschung (Mülheim an der Ruhr), Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft<br />
FiW an der RWTH Aachen, IKT-Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH<br />
Gelsenkirchen) (2019)<br />
[3] Initiative Neue Qualität der Arbeit: Verwaltung der Zukunft, Praxisreport mit Beispielen<br />
für eine moderne Personalpolitik<br />
[4] Polanyi, M. The Tacit Dimension. New York: Doubleday (1966).<br />
[5] Bundeskanzleramt Österreich, Sektion III – Öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation:<br />
Wissensmanagement – Leitfaden und Toolbox zur Wissenssicherung bei Personaländerungen,<br />
ISBN: 978-3-903097-11-7, Wien (05.2017)<br />
[6] Krabina, Bernhard: Wissenssicherung: Was bleibt, wenn Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter<br />
gehen?, Forum Public Management 2013, 3, S. 17-19 (2013), Link: https://www.<br />
kdz.eu/de/wissenssicherung-was-bleibt-wenn-mitarbeiterinnen-bzw-mitarbeiter-gehen<br />
[7] Polanyi, Michael: Implizites Wissen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, (1985)<br />
8] Carolina Johansson: Die Jagd nach den Köpfen, here, Nr. 25 (04.2009)<br />
[9] Gabler Wirtschaftslexikon: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/wissensmanagement-47468<br />
[10] Firmeninformationen der visaplan GmbH, siehe auch www.unitracc.de<br />
[11] Schütter, Joachim: Dissertation „Wissensmanagement in der Wasserwirtschaft am<br />
Beispiel der Planung und Umsetzung des integrierten Hochwasserschutzkonzeptes Obere<br />
Iller“, Universität der Bundeswehr München (2010)<br />
[12] Bundesministerium Öffentlicher Dienst Sport: Wissen auf dem Weg nach morgen<br />
– Tools und Angebote des BMöDS für das Wissensmanagement im öffentlichen Dienst,<br />
Wien (2019)<br />
RO-KA-TECH Journal <strong>02</strong> / 2<strong>02</strong>0 | 55