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Rußlandlied
(Melodie: Der Mai ist gekommen)
jetzt: Fliednerstr. 32, 26125 Oldenburg
Der Mai ist gekommen, in Rußland sieht´s öd aus.
Da ziehen wir alle Tage zur Schacht-Arbeit hinaus.
Um sechs Uhr ruft der Maxe: »Aufstehn«, es ist Zeit.
Wir holen Kohlsuppe und Klebba (Brot), und alles ist bereit.
Dann heißt es »antreten« zu zweit vor die Tür.
Wir kommen zur Wache und zu dem Offizier.
Der revidiert die Taschen, ob schacha, schacha wird gemacht
und wer dabei bedrückt wird, wird mit Bau noch bedacht.
Die Wege in Rußland sind nicht asphaltiert.
Der Posten durch dick und dünn uns führt.
Die Schuhe bis oben bedreckt wie ein Schwein.
Es schadet nichts, nach Regen folgt Sonnenschein.
Im Schacht angekommen, da geht’s zur Todesfahrt.
Wir haben die Hände einander gepaart.
Die Kohlen werden mit Preßlufthammer halbiert.
Nach Stunden man wieder den Hunger verspürt.
Mit trockenem »Klebba«, da zogen wir aus.
Nach zehn Stunden geht’s wieder nach Haus.
Da legen wir uns nieder und ruhen uns wieder.
Und morgen da geht es zur Schachtarbeit wieder.
Am neunten Mai hieß es »Der Krieg - der ist aus«.
Wir hoffen doch alle, wir kommen bald nach Haus.
Wir wollen unsere Heimat und Lieben wiedersehn.
»Gott« gebe, es möge recht bald doch geschehn!
Celachaoboist (Sibirien - nördl. Uralgebirge) 1945