DER LANDBOTE Donnerstag, <strong>24.</strong> märz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 19 Lothar Dostal, seit 1999 Geschäftsführer der Ziegler Druck- und Verlags-AG, erinnert sich an die Veränderungen, die er in der Medienbranche erlebt hat. Bild: Heinz Diener Auslaufmodell oder Lebensqualität? Erinnern Sie sich noch an eine Zeit, als die Tageszeitungen mehrheitlich schwarz-weiss waren? Farbige Bilder wurden, wenn überhaupt, auf den Inserateseiten verwendet. Es gab erst zwei Sonntagszeitungen. Gratiszeitungen erschienen wöchentlich einmal und waren Inserateträger ohne nennenswerten Informationsgehalt. Das Internet hatte noch kaum eine Bedeutung, und nur fortschrittliche Verlage stellten ihre Artikel nach dem Erscheinen der Zeitung auch ins Netz. Das gelegentliche Übermitteln von E-Mails liess die Mailbox, sofern man bereits einen PC am Arbeitsplatz hatte, noch überschaubar. Mobiltelefone dienten ausschliesslich dem Telefonieren und wurden meist nur von Mitarbeitenden <strong>im</strong> Aussendienst benutzt. Fernsehen und Radio boten neben den Schweizer Programmen einige wenige ausländische Sender, hauptsächlich aus unseren Nachbarländern. Wer mehr wollte, brauchte eine dieser Satellitenschüsseln, die dann in grosser Zahl die Wohnsiedlungen unserer ausländischen Bevölkerung prägten. Lokalradios und Lokalfernsehen steckten in den Anfängen und waren für die Betreiber grosse Verlustgeschäfte. Die Tageszeitung war das Medium, welches in übersichtlicher Form die Neuigkeiten aus der Welt und der Region am <strong>Morgen</strong> auf nahezu jeden Frühstückstisch brachte. Zeitungen, wie beispielsweise «Der Landbote», erreichten in ihren Kerngebieten eine Abdeckung von mehr als 65 Pro- zent der Haushalte. Wohnungs- und Stellensuche oder Kauf und Verkauf eines Occasionsautos waren ohne Zeitungsinserate nicht denkbar. Das entwichene Haustier oder Hausrat, der gratis abzugeben war, fanden sich in den Kleinanzeigen. Von welcher Zeit spreche ich? War das vor zwanzig, dreissig oder mehr Jahren? Nein, das war genau der Stand vor zwölf Jahren, als ich <strong>im</strong> August 1999 das Amt des Geschäftsführers der Ziegler Druck- und Verlags- AG übernommen hatte. «Nichts ist älter als die Zeitung von gestern.» Dieser bekannte Spruch <strong>im</strong>- «Die Umwälzungen sind in einem atemberaubenden Tempo erfolgt» pliziert, dass Veränderungen <strong>im</strong> Zeitungsgeschäft zum Alltag gehören – seien es auch nur jene der täglichen Nachrichtenlage. Und auch die schrittweisen, epochalen Veränderungen <strong>im</strong> Geschäftsmodell Zeitung gab es <strong>im</strong>mer, aber sie vollzogen sich über lange Zeiträume hinweg. Die tiefgreifenden Umwälzungen in der Zeitungslandschaft in der letzten Dekade sind dagegen in einem atemberaubenden Tempo erfolgt. Fluch und Segen zugleich Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Eine Flut von Meldungen aus dem hintersten Winkel unserer vernetzten Welt, <strong>im</strong> Sekundentakt ergänzt oder auch wieder gelöscht, erreicht uns dank Handy oder iPad an fast jedem Ort. Wie viele dieser unzähligen «wichtigen» Detailinformationen haben morgen noch Bestand? Und was passiert eigentlich in meiner Nachbarschaft? Es sind meist die Grossereignisse, die <strong>im</strong> Internet stattfinden, unter dem Pr<strong>im</strong>at der Klicks. Denn diese sollen Werbeeinnahmen bringen. Konnte mein Vorgänger noch mit Stolz darauf verweisen, dass er keinen Computer an seinem Arbeitsplatz hatte – er hätte schliesslich Wichtigeres zu tun, als Mails zu schreiben – , so ist der Computer heute bis in alle Bereiche unserer Arbeitsplätze <strong>im</strong> ganzen Unternehmen vorgedrungen. Mein PC quillt über von Mails, die mich wirklich nur zum Teil oder über- haupt nicht interessieren und deren Bearbeitung, auch wenn es nur das Löschen ist, inzwischen einen beachtlichen Teil meines Pensums in Anspruch n<strong>im</strong>mt. Selbst an auswärtigen Terminen, an Wochenenden und in den Ferien sind wir vor den guten oder auch weniger guten Nachrichten aus unserem Unternehmen nicht verschont. Manchmal sehne ich mich nach Unerreichbarkeit, und wenn es nur für einen Tag ist. Natürlich ist «Zeitung machen» ohne Computer heute ein Unding und schlicht unmöglich. Mit allen Gefahren, die «copy and paste» so mit sich bringt, und der daraus zunehmenden Gefahr der Oberflächlichkeit. Stellen, Wohnungen, Kinoprogramm oder Occasionsautos – für alles gibt es heute viele Plattformen <strong>im</strong> Internet. Kaufen oder verkaufen, eBay, Ricardo und viele andere sind mit einem Klick auf unserem Display. Alles ist online, alles ist sofort verfügbar, wenn man gezielt danach sucht. Nur der Überblick bei der Flut der Angebote und Informationen geht mehr und mehr verloren. «Für zufällige Entdeckungen bleibt <strong>im</strong> Internet weder Zeit noch Raum» Kabel sei Dank hat jeder Haushalt die Qual der Wahl unter mindestens 35 Fernsehprogrammen und ebenso vielen Radiosendern. Die Qualität sinkt zusehends, die Austauschbarkeit der Sendungen häuft sich. Doch auch Kabel ist schon von gestern. Das Internet wird die Fernsehzukunft übernehmen und für uns die Programmauswahl vornehmen. Wir müssen nur noch unsere Präferenzen eingeben. Für zufällige Entdeckungen bleibt weder Zeit noch Raum, dafür genügend Spielraum für Internetpiraten, die Informationen über unsere Vorlieben «verwerten». Unsere Kids können sich spätestens ab dem Alter von zehn Jahren kein Leben mehr ohne Handy vorstellen. Wie soll man sich sonst auch verabreden, wie miteinander kommunizieren, wie sich <strong>im</strong> Ausgang finden? Und wenn man sich dann nach vielen SMS doch gefunden hat, worüber reden die Kids miteinander, wo doch jeder sowieso über alles schon informiert ist, aber doch nichts Genaues weiss? Kampf um Aufmerksamkeit Jeden <strong>Morgen</strong> überschwemmt eine Gratiszeitung die öffentlichen Transportmittel. Über eine Million Leser richten ihre Augen auf die Häppcheninformationen. Das Gleiche wiederholt sich am Abend mit einem anderen Gratisblatt. Am Sonntag sorgt inzwischen mehr als ein halbes Dutzend Sonntagszei- tungen dafür, dass das Wochengeschehen nochmals wiedergekäut wird, und lässt auch noch Mutmassungen darüber, was in der kommenden Woche erfolgen könnte, in unsere Köpfe einfliessen. So viele Horrorszenarien, wie sie in den Sonntagsblättern an die Wand gemalt werden, können Gott sei Dank gar nicht eintreffen. Die Tageszeitungen versuchen mit guter Berichterstattung über mehrheitlich regionale Themen dagegenzuhalten. Sie bieten vermehrt Hintergrundinformationen zu den aktuellen nationalen und internationalen Ereignissen an. Die Zeitungsartikel sind auch <strong>im</strong> Internet verfügbar, für Abonnenten als Zusatznutzen gratis. Aber der Stand der abonnierten Tagespresse wird schwieriger, die wirtschaftliche Basis schmäler. Vielen Zeitungen sind in den letzten Jahren der ständige Abonnentenschwund und die <strong>im</strong>mer härter werdenden Bedingungen <strong>im</strong> Inseratenmarkt schon zum Verhängnis geworden. Sie wurden an die Grossen verkauft und sind bestenfalls noch Kopfblätter, oder sie mussten ganz eingestellt werden. Aber dieser Wettbewerbsdruck ist nicht neu, und das Gute konnte sich meistens, wenn auch mit Anpassungen an die Erfordernisse, durchsetzen. Und wo soll da die Tageszeitung «Der Landbote» bleiben? Gibt es überhaupt noch eine Zukunft für den «<strong>Landboten</strong>»? Was bieten wir mehr als das, was schon überall gratis verfügbar ist? Der kleine, tägliche Luxus Bei mir zu Hause hängt ein Plakat, welches eine goldene Kaffeetasse mit dampfendem Inhalt zeigt. «Coffee, the luxury you can afford every day» steht darüber. Es stammt aus einer Zeit, wo Kaffee wirklich noch ein Luxus war. Wird die Tageszeitung nun zum Luxus, den man sich jeden Tag leisten kann – oder sogar leisten soll? Eine halbe Stunde der Entspannung, zurückgezogen aus der Hektik des Alltags. Mit Nachrichten, die übersichtlich, verlässlich und fundiert geschrieben wurden. Mit Neuigkeiten aus mei- «Finden – das ist der wahre Gewinn bei der Lektüre einer Tageszeitung» ner Nachbarschaft, meinem Lebensumfeld, den Bereichen, die für mich und meine Familie am wichtigsten sind und uns unmittelbar berühren. Und mit Einordnungen, Zusammenhängen und Kommentaren, die mich zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Und das zu einem Preis, der dem Viertel einer Tasse Kaffee <strong>im</strong> Restaurant entspricht. Ist das nicht ein Luxus, den man sich täglich leisten muss? Der Genuss be<strong>im</strong> Lesen einer Tageszeitung liegt auch darin, dass nicht nur Suchen als Motiv des Lesens dient. Finden, und zwar auch Nachrichten, Berichte, Kommentare, die über unsere tägliche Standardration an Informationen hinausgehen – das ist der wahre Gewinn bei der Lektüre einer Tageszeitung. Nicht alle werden sich diesen Luxus leisten wollen, aber ich glaube, Zeitungsleser werden die Menschen sein, die das Leben mitbest<strong>im</strong>men wollen, die aktiv dazu beitragen wollen, eine Zukunft zu gestalten, in der Individualität und Integrität noch einen Platz haben und in der Wissen vor Halbwissen steht. Nichts gegen die Net-User. Auch das hat seine Berechtigung. Aber um komplexe Zusammenhänge auch zu verstehen, braucht es mehr als ein Überfliegen der Meldung am Bildschirm. Die Nachrichtenwelt findet auf vielen Kanälen statt. Tageszeitungen bleiben weiterhin einer davon. Wenn wir also auch in Zukunft eine spannende Tageszeitung machen, die auf Wahrheit und Lebensnähe baut und die Bedürfnisse ihrer Leserinnen und Leser kennt und aufgreift, ist mir um die Zukunft des «<strong>Landboten</strong>» nicht bange, auch nach 175 Jahren mit allen nötigen Anpassungen an die Erfordernisse der Zeit. Und dass wir in absehbarer Zeit nur noch unter «www.landbote.ch» gelesen werden, glaube ich schlichtweg nicht, auch wenn ich mich über jede Abonnentin, jeden Abonnenten freue, der sich auch <strong>im</strong> Netz mit dem «<strong>Landboten</strong>» informiert. LOTHAR DOSTAL, GESCHÄFTSFÜHRER DER ZIEGLER DRUCK- UND VERLAGS-AG
Täglich frisch auf den Tisch. Wirgratulieren dem <strong>Landboten</strong> zu 175 Jahren Aktualität undfreuen unsals Produktionspartner täglichInformationen undNeuigkeiten der Stadt undRegionWinterthuraufs Papier undinden Briefkasten zu bringen. www.tamedia-druckzentrum.ch
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