Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten
Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten
Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 43<br />
13.9.1898 ATTENTATE 23.9.1963<br />
Sissi und Kennedy<br />
Die Ermordung von Sissi prägt die Zeitung: «Noch stehen alle unter dem<br />
frischen Eindruck eines neuen, grässlichen anarchistischen Verbrechens. Das<br />
Entsetzen, welches die Kunde verbreitete, dass die Kaiserin Elisabeth von<br />
Oesterreich Samstag Mittag 1 Uhr in Genf durch einen italienischen Anarchisten<br />
ermordet worden, war um so grösser, weil hier der Mordstahl gegen<br />
ein wehrloses und unglückliches Weib in grauen Haaren gezückt wurde.»<br />
Thematisiert werden die Folgen: «Der Mörder hat seinen Glaubensgenossen<br />
einen recht schlechten Dienst erwiesen, denn der Bundesrath, nicht allein<br />
von sich aus, sondern jedenfalls auch auf Wunsch der übrigen europäischen<br />
Staaten, wird seine Aufsichtsmassregeln und die bisher geübte Toleranz gegenüber<br />
den Anarchisten verschärfen müssen, nachdem dieselben sich nicht<br />
scheuen, der Schweiz Ungelegenheiten mit den Nachbarstaaten zu bereiten.»<br />
Die Berichterstattung über die Ermordung des US-Präsidenten John F.<br />
Kennedy in Dallas ist ähnlich: «In den Strassen von Dallas war eine grosse<br />
Erregung festzustellen. Vor den Gittern des Weissen Hauses in Washington<br />
weint die Menge. Das Sternenbanner ist auf Halbmast gesetzt worden. (...)<br />
Bob Jackson, ein Photograph der Zeitung «Dallas T<strong>im</strong>es Herald», der sich<br />
in einem Auto befand, das dem Wagen Kennedys folgte, gab folgenden Bericht<br />
über die Ermordung (...): ‹Ich blickte eben aus nach dem Gebäude, aus<br />
dem die Schüsse abgefeuert worden waren und gewahrte zwei Schwarze, die<br />
sich aus einem Fenster beugten und nach dem oberen Stockwerk blickten. Ich<br />
blickte auch dorthin, gerade als ein Gewehr zurückgezogen wurde. (...) Sobald<br />
ich das Gewehr bemerkt hatte, glaubte ich, jemand wolle den Präsidenten<br />
töten; aber nie kam mir der Gedanke, dass er tot sein könnte. Der Ruf der<br />
Stadt Dallas wird schwer leiden.»<br />
9.5.1945 mmOmENTE DER hOffNuNg 10.11.1989<br />
Freudentaumel<br />
nach dem Krieg<br />
Jubel und nachdenkliche Töne über das<br />
Kriegsende: «Ein Freudentaumel geht<br />
durch die Welt. Die harten Jahre der materiellen<br />
und geistigen Not und der politischen<br />
Unterjochung sind vorbei. (...)<br />
Aber schauderhaft ist der Ueberblick<br />
über all die von Menschenhand zerstörten<br />
Werte, niederdrückend der Gedanke<br />
an die Hekatomben von Blut, die geflossen<br />
sind, die Erinnerungen an die unschuldigen<br />
Opfer, die dieser Krieg und<br />
die ihm zugrundeliegende Rassenverfol<br />
gung und politische Tyrannei auf dem<br />
Gewissen hat.»<br />
Und zur Schweiz: «Bei aller Vorsehung,<br />
die es gut mit unserem Volk gemeint hat,<br />
hat doch die friedliche und entschlossene<br />
Haltung unseres Landes viel zu diesem<br />
Ausgang beigetragen (...). Möge es uns vergönnt<br />
sein, auch in den kommenden Jahren<br />
(...) in dieser Haltung zusammenzustehen<br />
und uns damit des unserem Lande erhaltenen<br />
Friedens würdig zu erweisen.»<br />
Der Fall<br />
der Berliner mauer<br />
Der Mauerfall ereignet sich in der Nacht.<br />
Der «Landbote» berichtet am Folgetag.<br />
Der Chefredaktor kommentiert einen<br />
Tag darauf: «In der DDR geschieht Epochales.<br />
Die Folgen der atemberaubenden<br />
Eigendynamik, die von den ersten, <strong>vom</strong><br />
zurückgepfiffenen Sicherheitsdienst unbehelligten<br />
Demonstrationen in Leipzig<br />
ausging, sind ohne Vergleich in der Geschichte<br />
kommunistisch regierter Staaten.<br />
(...) Die mit den Vorgängen in der DDR<br />
erhöhte Instabilität Osteuropas ist das<br />
Thema für den Westen. Er sieht die Mauern<br />
und Stacheldrähte fallen und eine<br />
freiheitliche Form des Sozialismus heranreifen.<br />
Beides kann das Gefälle zwischen<br />
Ost und West verringern (...). Die<br />
Wiedervereinigung Deutschlands (...) zu<br />
diskutieren, heisst jedoch, den Stand und<br />
das Ziel der Veränderungen zu verkennen.<br />
Nichts deutet darauf hin, dass Moskau<br />
auch nur <strong>im</strong> entferntesten bereit ist,<br />
die Westgrenze des Sowjet<strong>im</strong>periums in<br />
Frage zu stellen.»