Jubiläumsbeilage vom 24. März 2011 (PDF) - Morgen im Landboten
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DER LANDBOTE<br />
DONNERSTAG, <strong>24.</strong> mäRz <strong>2011</strong> 175 JAhRE LANDBOTE l 6<br />
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Astrid Beerli bremst, schaltet in den<br />
Leergang, zieht die Handbremse,<br />
den Motor lässt sie laufen. Sie n<strong>im</strong>mt<br />
einen Stapel «Landbote»-Exemplare<br />
<strong>vom</strong> Beifahrersitz, steckt drei «Tages-<br />
Anzeiger», zwei «NZZ» und einen<br />
«Blick» dazu. Sie zählt nach. Sie öffnet<br />
die Tür, schwingt sich nach draussen.<br />
Sie läuft durch den Nieselregen<br />
von Briefkasten zu Briefkasten,<br />
steckt eine, manchmal mehrere Zeitungen<br />
hinein. Ihre Neonweste leuchtet<br />
<strong>im</strong> Scheinwerferlicht.<br />
Beerli trägt seit 17 Jahren Zeitungen<br />
aus. Die heute 43-Jährige kennt<br />
ihre Tour in- und auswendig. Im Routenbuch<br />
nachsehen, wer welche Zeitung<br />
abonniert hat, muss sie nicht<br />
mehr, nur noch die Änderungen eintragen.<br />
Viele Abonnenten kennt sie<br />
persönlich. Ein Geländewagen hält<br />
neben ihr. Sie reicht dem Fahrer eine<br />
Zeitung durchs Autofenster. Änderungen<br />
oder Teilabos, die für einzelne<br />
Tage gelten, sind auf separaten<br />
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Wacher Perfektionist<br />
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Zeitungsoffsetdrucker 11 1 Caspar Caprez 12Dienstag<br />
auf Mittwoch wird die Gross-<br />
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n<strong>im</strong>mt 10 die letzten 2Druckplatten<br />
aus dem auflage des «<strong>Landboten</strong>» gedruckt. Die<br />
Gestell. Es ist kurz nach 23 Uhr. 10 Im Ta- knapp 290<br />
000 Exemplare sind nach gut<br />
9media-Druckzentrum<br />
3 Bubenberg in zwei Stunden fertig.<br />
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Zürich 8 läuft der Nachtbetrieb langsam Caprez steht am Leitstand, einer Art<br />
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an. Die leichten Aluplatten unter 8 dem Steuerpult, 4 durch eine Glasscheibe von<br />
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Arm – vier 6 pro Zeitungsseite, eine 7für<br />
der 5laut<br />
ratternden Druckmaschine ge-<br />
jede Farbe –, geht er zu den Drucktür- 6 trennt. Neben ihm seine zwei Kollemen<br />
42 und 12 43. Um den «Landbo-<br />
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ten» zu drucken, 1 sind zwei von<br />
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16 10 Türmen nötig 2 und einer<br />
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von fünf Falzapparaten. In<br />
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dieser Nacht sind <strong>im</strong> Druck- 9<br />
zentrum 8 neben dem 4 «<strong>Landboten</strong>»<br />
auch der «Tages-An- 8<br />
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zeiger» und 6 «20 Minuten» <strong>im</strong> 7<br />
Druck. Die Ziegler Druck- und<br />
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gen. Immer wieder nehmen sie ein<br />
«Landbote»-Exemplar von der<br />
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vorbeiziehenden Förderkette.<br />
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Mit gezielten Bewegungen<br />
3 blättern sie die Bünde durch.<br />
«Seite drei schmiert blau»,<br />
4 sagt einer. Caprez kann an<br />
5 seinem Pult steuern, dass dem<br />
Blau mehr Wasser beigemischt<br />
Verlags-AG hat ihre Zeitungsdru- wird. Die Drucker achten nicht nur<br />
ckerei in der Grüze 2005 aufgegeben. 12<br />
11 auf 1das<br />
Schmieren, sondern auch dar-<br />
Caprez hängt eine Platte in einem auf, ob die Seiten genau aufeinander<br />
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Zylinder ein. Er hat seine langen Haare liegen, ob sich die Farben decken – Ab-<br />
unter ein Käppi gesteckt. Lange 9 Haare weichungen 3 stellen sie zum Teil mit der<br />
und Krawatten könnten inmitten der<br />
rotierenden Maschinen lebensgefähr- 8<br />
Lupe fest –, und ob das Papier sauber<br />
gefaltet 4 und geschnitten ist.<br />
lich sein. Er trägt einen grauen Over- 7 Caprez’ 5 Schicht dauert bis 5 Uhr.<br />
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all und sportliche Schuhe. Später wird Der 54-Jährige arbeitet bis auf wenige<br />
klar warum: Die drei Drucker, die die- Dienste ausschliesslich in der Nacht.<br />
se Nacht für den «<strong>Landboten</strong>» zustän- «Ich mag das. Ich bin ein Nachtmensch<br />
dig sind, sind <strong>im</strong>mer in Bewegung. Flink und stehe morgens nicht gerne auf.»<br />
eilen sie die Treppen zwischen den ver- Um 23.45 Uhr sind schon fast 9000<br />
schiedenen Ebenen rauf und runter. Exemplare gedruckt. Die Förderkette<br />
Um 23.30 Uhr setzt sich das Maschi- transportiert Zeitung an Zeitung in den<br />
nenungetüm langsam in Bewegung. Versandraum. Dort wird ein Teil der<br />
Der Drucker wartet auf der zweituntersten<br />
Turmebene. Zuerst erscheinen<br />
noch unbedruckte Papierbünde. Bald<br />
folgen die ersten bedruckten Exemplare,<br />
die Farben sehr satt und noch leicht<br />
verschmiert. Caprez blättert zackig eine<br />
der ersten kompletten Zeitungen durch.<br />
Er überprüft, ob die Seitenzahlen st<strong>im</strong>men<br />
und ob alles bedruckt ist. Sein Fazit:<br />
«Sieht nicht schlecht aus.» Diese<br />
Zeitungen sind noch Ausschussware.<br />
Zeitungen mit Adressen versehen. Sie<br />
Die Druckmaschine läuft noch nicht landen in Postsäcken. Andere werden<br />
auf vollen Touren. 42 500 Zylinderum- zu Bündeln geschnürt. Kurz nach zwölf<br />
drehungen pro Stunde werden es später warten vor der Verladerampe bereits<br />
sein. Bei voller Geschwindigkeit spuckt die ersten Kleintransporter, welche die<br />
die Rotationsmaschine 708 Zeitungen Zeitungen zu den Deponien der Verträ-<br />
in der Minute aus. In der Nacht von ger bringen.<br />
Sie kennt die Abonnenten persönlich<br />
Blättern aufgelistet. Kurz nach 5 Uhr<br />
hat sie ihre Tour <strong>im</strong> oberen Dättnau<br />
begonnen, wo sie selbst wohnt. Die<br />
Zeitungen hat sie <strong>im</strong> Depot nahe der<br />
Autobahnausfahrt Töss geholt. Zuvor<br />
hatte sie schon eine Tour in Seen<br />
DEN JOB ALs VERTRÄgERIN kANN Ich<br />
IDEAL mIT DER fAmILIE VEREINBAREN.<br />
Ich kOmmE NAch hAusE, WENN mEINE<br />
kINDER ERsT AufsTEhEN<br />
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Ich ARBEITE gERNE IN DER NAchT.<br />
Ich BIN EIN NAchTmENsch uND sTEhE<br />
mORgENs NIchT gERNE Auf<br />
hinter sich. Sie macht häufig Ferienablösungen.<br />
Für die Mutter einer 15-jährigen<br />
Tochter und eines 12-jährigen Sohnes<br />
ist der Job als Verträgerin ideal mit<br />
der Familienarbeit zu vereinbaren. So<br />
DIE VERTRÄgERIN AStRID BEERLI<br />
DER DRuckER cASpAR cApREz<br />
ist sie kurz vor halb sieben, wenn ihre<br />
Kinder aufstehen, wieder zu Hause.<br />
«Das ist eine super Ergänzung.»<br />
Auch finanziell sei es ein willkommener<br />
Zustupf zum Lohn ihres Mannes.<br />
Beerli arbeitet jeden Tag circa 90 Mi-<br />
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Bild: marc Dahinden<br />
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nuten, ausser<br />
sonntags. Sie 8<br />
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ist <strong>im</strong> Stun- 7 5<br />
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denlohnangestellt. Ihre Arbeitgeberin<br />
ist die Presto Presse-Vertriebs<br />
AG, eine Tochtergesellschaft<br />
der Post.<br />
Das Aufstehen zwischen 4 und<br />
4.30 Uhr macht ihr nicht viel aus. Sie<br />
zuckt mit den Schultern. «Ideal wäre,<br />
wenn ich um 22 Uhr ins Bett ginge.<br />
Das schaffe ich aber eher selten.»<br />
Tagsüber lege sie sich selten kurz<br />
hin. Gegen Ende Woche mache sich<br />
der Schlafmangel bemerkbar. Der<br />
Job fordere sie körperlich heraus.<br />
Sie habe schon mehrere Male unter<br />
einem Hexenschuss gelitten. Gefährlich<br />
sei das <strong>im</strong>mer gleiche Aussteigen<br />
aus dem Auto, beladen mit Zeitungen,<br />
bei Wind und Wetter. Beklagen<br />
will sie sich jedoch nicht. Das Schönste<br />
sei das Zwitschern der Vögel <strong>im</strong><br />
Frühling und der Sonnenaufgang.<br />
Zur fixen Ausrüstung der<br />
Zeitungsverträgerin gehört neben<br />
einer Stirnlampe die Schere. Damit<br />
schneidet sie die geschnürten<br />
Zeitungsbündel auf. 205 Exemplare<br />
sind es dieses Mal auf ihrer Tour,<br />
davon 148 «<strong>Landboten</strong>».<br />
Eine einzige Zeitung steckt sie übrigens<br />
nicht in einen Briefkasten, sondern<br />
wirft sie schwungvoll vor eine<br />
Haustür. Es ist ihre eigene. Ihr Mann<br />
muss sich nur noch bücken.<br />
SABINE ARNOLD<br />
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Bild: Peter Würmli<br />
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