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KURT Okt./Nov. 2020

KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe Okt./Nov. 2020

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Ausgabe Okt./Nov. 2020

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Essen & Trinken<br />

Essen & Trinken<br />

Wacholder auf der Zunge,<br />

die Hebriden im Herz<br />

Wiertz Genussvoll verführt mit einem unvergleichlichen Gin-Tasting<br />

In unserer Gastro-Serie besucht <strong>KURT</strong>-Schnabulator Malte Schönfeld<br />

in der Regel die schönsten, interessantesten und typischsten<br />

Restaurants, Gasthäuser und Imbisse unserer Region. Egal, ob<br />

klassische deutsche Küche, mediterrane Ausflüge oder asiatische<br />

Spezialitäten – Gifhorns Lokale sind ein Garant für ausgefallenes<br />

Essen und Trinken. In dieser Ausgabe ist alles ein wenig anders:<br />

Ein Gin-Tasting bei Wiertz Genussvoll – gelegen unweit des Gifhor-<br />

ner Marktplatzes in der Innenstadt – führt Malte und seine Begleitungen<br />

in die schottischen Grenzgebiete, geschmacklich zwischen<br />

Rotalge, Kubebenpfeffer und 57 Prozent brennender Heiterkeit.<br />

Von Malte Schönfeld<br />

Jens (links) und Sigrid<br />

Wiertz trafen Gin-Importeur<br />

Didi Schulz vor zehn<br />

Jahren auf einer Messe –<br />

der Kontakt riss nie ab.<br />

Bisher blieb ich immer ziemlich<br />

cool, wenn meine Begleitung<br />

und ich uns zu einem<br />

Treffen verabredet hatten: Gutes<br />

Essen, ein netter Plausch,<br />

der auch mal zu nichts führen<br />

darf, vielleicht eine funky<br />

Limo oder ein kühles Bier,<br />

wir würden gern zahlen,<br />

schönen Tach noch<br />

und auf Wiedersehen.<br />

Diesmal ist das<br />

alles aber ein bisschen<br />

anders, denn<br />

auf dem Abendprogramm<br />

steht das Gin-Tasting<br />

bei Wiertz Genussvoll, diesem<br />

reizenden Geschäft für Delikatessen,<br />

Kuchen und Kaffee,<br />

das Second-Breakfast am Vormittag<br />

und kleine Snacks am<br />

Nachmittag. Und natürlich<br />

Wiertz als Genuss-Stube für<br />

Whisky-Kenner, die sich hier<br />

den heißen Scheiß inklusive<br />

erstklassiger Beratung abholen<br />

können.<br />

Aber ja, Gin-Tasting. Mit<br />

Gin kenne ich mich insofern<br />

aus, dass ich mir häufiger<br />

schon mal einen Gin Tonic<br />

reingeholfen habe. Die preisliche<br />

Obergrenze von 45 Euro<br />

pro Flasche wurde da nicht<br />

überschritten. Und dann weiß<br />

ich noch, dass die ehrwürdige<br />

Queen Mum – immerhin 102<br />

Jahre ist sie geworden – bereits<br />

mittags mit dem Longdrink<br />

hinlangte.<br />

Meine Begleitungen und<br />

ich halten ganz royal in einem<br />

Rolls-Royce-Schiff inklusive<br />

Chauffeur auf dem Marktplatz.<br />

Im Wiertz werden wir nach<br />

der obligatorischen Hygiene-<br />

Einweisung zu unserem Tisch<br />

gelenkt, und die Inhaber<br />

Sigrid und Jens „Jenne“<br />

Wiertz eröffnen den<br />

Abend. Unser heutiger<br />

Kurführer ist Dietmar<br />

– genannt Didi –<br />

Schulz, der mit Alba<br />

Import geist- und geschmacksreiche<br />

Spirituosen<br />

nach Deutschland<br />

bringt und extra<br />

aus dem Hamburger<br />

Umland angereist ist.<br />

Didi, so sagt er, sei eher<br />

Lachfalten, rote Birne, Glasaugen: <strong>KURT</strong>-Tester Malte Schönfeld ist die große Rundreise der schottischen<br />

Gin-Spezialitäten ins Gesicht geschrieben. Fazit: Jeder einzelne Tropfen hat sich gelohnt!<br />

Fotos: Çağla Canıdar<br />

ein Whiskymensch, aber an<br />

dem monströs großen Thema<br />

Gin kämen er und seine Firma<br />

einfach nicht vorbei. Und<br />

nachdem Didi ein paar lustige<br />

Storys aus seiner Zeit auf Menorca<br />

erzählt, zieht er uns Geschmacksknospenlaien<br />

direkt<br />

den Zahn: „Das wird hier kein<br />

Longdrink-Abend.“<br />

Um das zu verstehen, klärt<br />

der Buxtehuder mit nordischflinker<br />

Zunge erst mal auf: Gin<br />

kommt ursprünglich aus den<br />

Niederlanden, die Anfänge<br />

gehen bis ins 16. Jahrhundert<br />

zurück. Die Basis ist ein Neutralalkohol,<br />

meist gebrannt aus<br />

Getreide, dem in den weiteren<br />

Verfahren sogenannte Botanicals<br />

hinzugefügt werden. Der<br />

Clou: Das Hauptaroma ist immer<br />

Wacholder (holländisch:<br />

Genever). Für weitere Aromen<br />

sind der Fantasie keine Grenzen<br />

gesetzt, wobei sich zum<br />

Beispiel Angelikawurzel und<br />

Koriander etabliert haben.<br />

So viel zur Einführung in<br />

die Gin-Wissenschaft. Was ist<br />

denn nun aber mit dem ersten<br />

Praxis-Semester? Da reichen<br />

Sigrid und Sericekraft Sharon<br />

bereits die ersten Gläser. Der<br />

Dizonv Gin de Bretagne ist für<br />

uns Einsteiger gedacht, um<br />

die Geschmacksnerven auf die<br />

Probe zu stellen: Fruchtig und<br />

maritim zugleich, denn zwei<br />

verschiedene Fenchel treffen<br />

unter anderem auf Seetang.<br />

Dazu kommt ein unverkennbarer<br />

Apfelbrandwein-Taste. Klare<br />

Anweisung vom Gin-Guide<br />

Didi: Erst pur probieren, dann<br />

mit Eiswürfeln sachte gegensteuern.<br />

Wer die alkoholische<br />

Schärfe wirklich gar nicht aushält,<br />

darf behutsam mit Tonic-<br />

Water ausdünnen.<br />

Das geht ja ganz gut los.<br />

Didi kommt auf den nächsten<br />

Gin zu sprechen, während wir<br />

parallel dazu Weißweinschorle<br />

nippen. Der Barra Atlantic<br />

Gin macht seinem Namen alle<br />

Ehre, kommt er doch von der<br />

südlichsten Insel der äußeren<br />

Hebriden, wo es bis auf karge<br />

Felsen und feinen Sandstrand<br />

wenig gibt. Hier grüßt die Kegelrobbe<br />

den Krebs noch persönlich.<br />

Und geschmacklich »<br />

70<br />

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