2020-11_RegioBusiness
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08 Firmen & Märkte
November 2020 I Jahrgang 19 I Nr. 219
Den Insolvenzen auf der Spur
Alexander Schaeff, Geschäftsführer der Schaeff Group, erforscht derzeit die externen und internen Ursachen, die Betriebe in eine Krise
stürzen können. Die Erkenntnisse fließen künftig in die beratenden Tätigkeiten des Haller Unternehmens. VON ALISA GRÜN
Falsche Entscheidungen,
Nachfrageeinbrüche oder
aber die Selbstüberschätzung
der Geschäftsführung – Ursachen,
weshalb ein Unternehmen
in eine Krise rutscht oder gar
Insolvenz anmelden muss, gibt es
zuhauf. Darin sind sich Alexander
Schaeff und Dino Macho sicher.
Als Doppelspitze der Haller
Schaeff Group haben beide schon
mehrfach Betriebe in dieser Situation
begleitet. Seit 2002 konzentriert
sich ihre mittelständisch geprägte
Unternehmensgruppe auf
das Kaufen und Entwickeln sowie
die Beratung von Firmen. Um in
Zukunft noch zielgerichteter beraten
zu können, forscht Alexander
Schaeff derzeit an möglichen
Krisenursachen sowie deren Zusammenhänge
miteinander.
Gemeinsam mit der Wissenschaftlichen
Hochschule für Unternehmensführung
Vallendar hat er in
den vergangenen Monaten umfassende
Analysen vorgenommen,
um herauszufinden, wieso einzelne
Betriebe in Deutschland Insolvenz
anmelden mussten. „Eine
Hürde war uns dabei natürlich
von Beginn an klar: Über Misserfolge
spricht niemand gerne. Dennoch
konnten wir rund 45 betroffene
Personen befragen“, berichtet
der Experte. Darunter seien
unter anderem Ex-Eigentümer,
Bei- und Aufsichtsräte, Gesellschafter
und Geschäftsführer aus
den verschiedensten Branchen.
Viele einzelne Faktoren
führen zu großem Problem
Berater: Die Geschäftsführer der Schwäbisch Haller Schaeff Group
Dino Macho (li.) und Alexander Schaeff bieten künftig auch Insolvenzverwaltern
ihre Unterstützung an.
Foto: Alisa Grün
Auch wenn die Analyse ständig erweitert
werden soll, konnten bereits
einige Erkenntnisse gewonnen
werden: „Wir sprechen von
externen und internen Ursachen,
die eine Krise auslösen. Dabei ist
uns ein Aspekt deutlich aufgefallen:
Während interne Gründe bei
100 Prozent der befragten Fälle
eine Krise auslösten, waren externe
Ursachen nur bei der Hälfte
der Fälle mit krisenauslösend“,
erläutert Alexander Schaeff. Kurz
gesagt: Externe Gründe seien immer
nur Mitauslöser, aber nie alleiniger
Grund für eine Insolvenz.
Neben ineffizienten internen Abläufen
entlang der Wertschöpfungskette
oder einem fehlenden
Fokus bei der Umsetzung nötiger
und erkannter Maßnahmen,
nennt er vor allem einen Faktor
als Hauptursache: „Das Management
oder die Geschäftsführung
haben oftmals keinerlei Erfahrung,
wie mit Krisen bestmöglich
umzugehen ist. Woher auch?
Im Idealfall sind sie es, die für anhaltend
gute Geschäfte sorgen.“
Kommen dann noch fehlerhafte
Entscheidungen durch Selbstüberschätzung
sowie eine mangelnde
Kontinuität in der Führung
hinzu, entstehe aus vielen einzelnen
Faktoren eine große Problematik
– und eine mögliche Insolvenz
rücke näher.
Als externe Ursachen führt Schaeff
unter anderem die fehlende Unterstützung
durch Fremdkapitalgeber,
Gesellschafterstreitigkeiten
oder aber der Nachfrageeinbruch
an. „Wir haben unsere Auswertung
explizit nicht auf die Corona-Pandemie
bezogen, da die für
uns nur als weiterer externer Faktor
gilt. Würden wir die Ursachen
allerdings tagesaktuell abbilden,
wäre die Fallzahl aufgrund des
Nachfrageeinbruchs derzeit natürlich
um einiges höher“, vermutet
er.
Genau diese Entwicklungen, die
die Maßnahmen zur Eindämmung
von Covid-19 derzeit in Deutschland
verursachen, beobachten
Alexander Schaeff und Dino Macho
genau. Dabei ist für sie vor
allem die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht
ein kritisches Thema.
Sie sorge ihrer Meinung nach
unter anderem auch für eine
hohe Zahl der sogenannten Zombie-Unternehmen
– also Betrieben,
die unter normalen Umständen
schon zum Insolvenzgericht
hätten gehen müssen.
„Spätestens wenn dieses staatliche
Mittel nicht mehr greift, wird
der ‚Run‘ auf die Insolvenzgerichte
und -verwalter starten“, ist sich
Dino Macho sicher. Und das wird
keine einfache Situation werden,
wie Alexander Schaeff ausführt:
„Wir haben nun mehr als zehn
gute Jahre mit einer sinkenden
Zahl an Insolvenzen hinter uns.
Die hohe Nachfrage, die nach
der Corona-Krise voraussichtlich
kommen wird, muss dann erst
einmal gestemmt werden.“
Kompetenzen bündeln
zur Weiterentwicklung
Nicht nur deshalb haben sich
Schaeff und Macho vor einiger
Zeit für die Einrichtung eines neuen
Geschäftsmodells entschieden.
Ab Dezember können Insolvenzverwalter
bei der Schaeff Group
eine Restrukturierungs- und Sanierungsberatung
wahrnehmen.
„Managementdienstleistungen im
gerichtlichen Sanierungsumfeld
anzubieten, ist eine logische Weiterentwicklung,
mit der wir die
Kompetenzen im eigenen Haus
mit komplementären Erfahrungen
externer Manager bündeln“,
sagt Dino Macho, der sich hierfür
am Institut für Unternehmenssanierung
in Heidelberg zum zertifizierten
Sanierungsberater ausbilden
ließ. Gemeinsam mit einem
Pool aus weiteren spezialisierten
Beratern, der als eigenständige
Gesellschaft organisiert ist, soll
der Auftrag gebende Insolvenzverwalter
im eröffneten Verfahren
entlastet werden.
In den ersten Gesprächen haben
Alexander Schaeff zufolge bereits
einige Insolvenzverwalter ihr Interesse
an dem unterstützenden
Angebot bekundet. „Nun sind wir
am Zug. Wir hoffen sehr, dadurch
für einige weitere Unternehmen
eine erfolgreiche Zukunft gestalten
zu können“, schließt er.
www.schaeff-group.com
Investition am Stammsitz
Spedition Ihro nimmt ausgeklügelten Neubau in Betrieb.
Die mittelständische Speditionsgruppe
Ihro hat
am Stammsitz in Neuenstein
für 5,5 Millionen Euro ein
multifunktionales Gebäudekonzept
umgesetzt, das einen neuen
Nachhaltigkeitsstandard setzen
soll. „Mit unserem neuen Firmengebäude
wollen wir gleich
vier Ziele auf einmal erreichen“,
sagt der geschäftsführende Gesellschafter
der Spedition Kai
Ihro. „Erstens wollten wir einen
Nachhaltigkeitsstandard erreichen,
der uns von externem
Energielieferanten unabhängig
macht und die Betriebskosten
senkt. Zweitens wollten wir
die Prozesse in der Lkw-Werkstatt
verbessern, drittens angemessene
Ruhe- und Gemeinschaftsräume
für Fahrer schaffen
und viertens brauchten wir
aufgrund unseres erfreulichen
Wachstums zusätzliche Büround
Schulungsräume.“
Alle vier Ziele seien mit dem jetzt
bezogenen zweigeschossigen
Bauwerk erreicht worden. Im
Erdgeschoss entstand auf rund
850 Quadratmetern Grundfläche
eine Lkw-Werkstatt mit fünf
Reparaturspuren. „Das ist nicht
nur eine Spur mehr als vorher,
sondern die neue Werkstatt wurde
nach dem Durchfahrtprinzip
gebaut“, erläutert Ihro. „Während
die vorherige Werkstatt wie
eine große Garage aufgebaut
war, in der Lkw oder Anhänger
rangiert werden mussten, fahren
unsere Lkw jetzt auf einer
Seite hinein und auf der anderen
hinaus. Das ist wesentlich
schneller, funktioniert für alle
Lkw-Typen und senkt die Unfallgefahr
beim Rangieren.“ Neben
der Werkstatt wurde eine neue
Lkw-Waschstraße in Betrieb genommen,
die auch von Fremdunternehmen
genutzt werden
kann. Über der Werkstatt befinden
sich auf etwa 500 Quadratmetern
Büros und Schulungsräume
und auf weiteren 350
Quadratmetern zwölf Ruheräume
sowie Gemeinschaftsräume
und eine Küche für Fahrer.
Das Nachhaltigkeitskonzept des
Gebäudes beruht auf drei Säulen:
Regenerative Energiequellen
nutzen, Energieverbrauch
und Betriebskosten senken. In
allen drei entscheidenden Bereichen
Heizung, Wasser und
Strom wurden neue Konzepte
umgesetzt. „Wir haben den Standard
KfW 55 erreicht, was heute
bei Privathäusern schon verbreitet
ist, aber bei gewerblichen
Immobilien noch viel zu
selten umgesetzt wird,“ meint
Ihro.
Die 1963 gegründete Hans Ihro
GmbH hat sich auf europaweite
Transporte von Gütern spezialisiert,
die aufgrund ihrer Größe,
Empfindlichkeit oder Dringlichkeit
besonderen Anforderungen
unterliegen. Dazu unterhält Ihro
einen eigenen Fuhrpark von
rund 210 Lastzügen. 2019 hat
Ihro mit rund 360 Mitarbeitern
einen Umsatz von 42 Millionen
Euro erwirtschaftet.pm/mst
www.ihro.de
Stephan Kurz (46)
ist einer von drei Geschäftsführern
der Crailsheimer
Werbeagentur querformat.
Seine Leidenschaft ist Marken-
und Strategieentwicklung.
Seit 2002 realisieren
die drei Geschäftsführer
Ellen Brenner, Stephan Kurz
und Matthias Messerer zusammen
mit ihrem rund
20-köpfigen Team Kommunikation
für namhafte Unternehmen
der Region. Für ihre
Arbeiten wurde die Agentur
mehrfach ausgezeichnet, zuletzt
mit vier German Design
Awards.
www.querformat.info
Foto: Ufuk Arslan
Der Werber-Rat
So nutzen Sie das KISS-Prinzip.
Wir alle haben so Vieles zu sagen, und
können manchmal doch so Weniges
rüberbringen. Wirksame Kommunikation
ist nicht selbstverständlich. Und
doch können wir mit ein paar Tipps
und Tricks unsere Kommunikation
prägnanter und zielorientierter gestalten.
Wie? Das KISS-Prinzip ist ein
sinniger Leitgedanke, der auf Einfachheit
und Verständnis abzielt.
KISS ist das Akronym für „keep it short
and simple” und bedeutet so viel wie
„halte Dich kurz und einfach”. Es ist
ein unkomplizierter Lösungsansatz,
um komplexe Informationen aufs Einfachste
zu reduzieren.
Dadurch werden Botschaften prägnanter
und somit die gesamte Kommunikation
wirksamer.
Was bedeutet das? Gehen Sie immer
davon aus, dass Ihre Gesprächspartner
nicht Ihren Wissensstand haben!
Sprechen Sie deshalb das Wichtigste
zu Beginn an. Reduzieren Sie die Informationen
auf das Nötigste. Einfache
und kurze Sätze ohne Einschübe
und ein verständliches Vokabular
ohne unnötige Fremdwörter sind von
Vorteil.
Das KISS-Prinzip ist neben der Gesprächssituation
auch für Marketing,
Werbung und Webdesign wichtig.
Kurze aber prägnante Slogans kann
man schneller aufnahmen. Kaum
einer hat die Zeit, längere Texte zu
lesen oder gar Fachbegriffe zu recherchieren.
Auch die Visualisierung sollte
nicht ausschweifend und verworren
ausfallen. Umgehe Reizüberflutungen.
Mit einem Blick soll alles klar
sein.
Im Webdesign werden Informationen
minimalistisch, ausdrucksstark und
benutzerfreundlich visualisiert. Das
steigert die Verweildauer und erfüllt
den Sinn eines wirkungsvollen Designs.
Verwende Sie nur wichtige Grafiken,
die den Blick auf das Wesentliche
lenken. Halten Sie aber auch Ihre
Navigation einfach und benutzerfreundlich,
damit sich jeder Besucher
problemlos auf der Website bewegen
und die für ihn nötigen Informationen
einholen kann. Kurze Ladezeiten sind
zudem das i-Tüpfelchen einer benutzerfreundlichen
Website. Lassen Sie
ausdrucksstarke Bilder sprechen, die
die Botschaften wirkungsvoll vermitteln
und so Emotionen wecken. Auf
wichtigen Aspekte machen Sie mit
Farben und Kontrasten aufmerksam.
Prüfen Sie alle Funktionen auf Verständlichkeit
und denken Sie auch an
das Responsive Design, damit Informationen
auch auf allen Endgeräten
gut erkennbar sind.
Egal ob auf großen Plakaten am
Bahnhof oder als Werbemaßnahme
auf Social-Media – die Zielgruppen
schenken der Werbung nur flüchtig
Aufmerksamkeit. Daher sollten sie die
Werbebotschaften sofort verstehen.
Mit dem Leitgedanken „keep it
short and simple” erleichtern Sie Ihren
Unternehmensalltag enorm. Die
Kommunikation wird wirksamer und
bleibt viel besser im Gedächtnis hängen.
Wachstum: Die Spedition Ihro schafft in Neuenstein dringend benötigten Platz.
Foto: Ihro