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SeeMagazin 2020

Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Dafür treffen wir interessante Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Das Motto der Ausgabe 2020: „Menschen, Missionen, Meisterwerke“ – denn es sind neben der einzigartigen Natur vor allem die Menschen, die die Region einzigartig machen.

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SeeKultur<br />

Rosemarie Scheitler-Vielhuber (hier neben<br />

Schauspieler Fritz Wepper) kann<br />

einiges über Karl Valentin erzählen<br />

Die Humor-Erbin<br />

TEXT<br />

ANNA KAROLINA STOCK<br />

Foto: Süddeutsche Zeitung Photo/Robert Haas<br />

Mit schrägen Pointen und absurder<br />

Persiflage begeistert Karl Valentin<br />

auch nach seinem Tod. Seine Urenkelin lebt noch immer in<br />

dem Haus in Planegg, das der Münchner Komiker 1941 bezog.<br />

Bis heute kommen Fans bei Rundgängen durch die Räumlichkeiten<br />

und literarischen Darbietungen auf ihre Kosten.<br />

Tragisch, brillant, humorvoll und tiefgründig – so war<br />

der noch Jahrzehnte nach seinem Tod berühmte Komiker<br />

und Schauspieler Karl Valentin. Mit Aussagen wie „Es<br />

ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem“ schuf er<br />

lustige, verdrehte sowie nachdenkliche Weisheiten, die bis<br />

heute bekannt sind. Als „lebende Karikatur“ schlüpfte er in<br />

immer neue Rollen. Trotz seiner facettenreichen Bühnenpersönlichkeiten<br />

sah er sich selbst als einfachen Volkssänger,<br />

der seine Zuschauer unterhalten und zum Lachen<br />

bringen wollte.<br />

Ihren Urgroßvater hat Rosemarie Scheitler-Vielhuber<br />

nicht kennengelernt. Er starb lange bevor sie geboren wurde.<br />

Doch von ihrer Mutter Anneliese Kühn und ihrer Großmutter<br />

weiß sie einiges über ihn und seinen Humor: „Karl<br />

Valentin war sehr hintersinnig und seine Komik oft tragisch,<br />

geprägt durch die Absurditäten des Alltags und der<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Neben seiner sozialkritischen,<br />

avantgardistischen Seite war Karl Valentin<br />

aber auch Asthmatiker und Hypochonder, ein Exzentriker,<br />

der große Veränderungen und technische Entwicklungen<br />

verabscheute. Jedoch nicht, wenn es um seine Kunst ging.<br />

Hier nutzte er Innovationen sofort. 1912 richtete er sich ein<br />

Filmstudio ein. Seine Stummfilme wurden experimentell<br />

und surreal.<br />

Das Wohnhaus in Planegg, das der Künstler samt<br />

Familie Anfang des Zweiten Weltkriegs bezog, nachdem<br />

die Münchner Stadtwohnung am Mariannenplatz durch<br />

einen Bombenangriff zerstört worden war, ist bis heute in<br />

Familienbesitz. Urenkelin Rosemarie Scheitler-Vielhuber<br />

lebt dort mit ihrem Mann und den beiden Söhnen. Einige<br />

Wohnräume erinnern immer noch an Karl Valentin –<br />

dank Fotografien, persönlicher Gegenstände und selbst<br />

gedrechselter Werke. Auch seine ehemalige Schreinerwerkstatt<br />

existiert noch. Fans des Humoristen sind willkommen,<br />

die Räumlichkeiten bei einer Führung zu besichtigen<br />

– interessante Anekdoten inklusive. „Viele ältere<br />

Besucher kennen meinen Urgroßvater noch aus Filmen<br />

oder dem Radio“, berichtet Scheitler-Vielhuber. „So auch<br />

der legendäre Richard Süßmeier.“ Der ehemalige Festwirt<br />

des Armbrustschützenzelts und Sprecher der Wiesn-Wirte<br />

sei seit seiner Kindheit ein großer Fan gewesen und habe<br />

Karl Valentin sogar noch persönlich kennengelernt. Doch<br />

auch die jüngere Generation interessiere sich immer häufiger<br />

für seine Kunst. Viele seien verwundert, dass seine<br />

Werke auch heute noch auf der ganzen Welt aufgeführt<br />

werden.<br />

Obwohl kein Familienmitglied offiziell in seine Fußstapfen<br />

getreten ist, hat der Münchner Komiker Spuren<br />

hinterlassen: Zusammen mit Dr. Windlfend, der seit über<br />

20 Jahren leidenschaftlich als Karl Valentin auftritt, steht<br />

Scheitler-Vielhuber auf der Bühne und rezitiert die Monologe,<br />

Dialoge und Couplets ihres Urgroßvaters. „Er war ein<br />

großartiger Künstler, der Weltruhm erlangt hat. Umso<br />

wichtiger ist es, dass sein Ansehen nicht in Vergessenheit<br />

gerät“, erklärt sie. Die literarischen Aufführungen helfen,<br />

seine Kunst lebendig und greifbar zu machen. Außerdem<br />

bereiten sie unglaublich viel Spaß – ganz nach dem Motto:<br />

„Ich will ja nur, dass d’Leit lacha.“<br />

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