SeeMensch JULIA GALLOTH UND IHR VATER ENGAGIEREN SICH POLITISCH: IM BERGER GEMEINDERAT SASSEN SIE NEBENEINANDER – FÜR VERSCHIEDENE PARTEIEN Als Bio-Landwirtin setzt Galloth keine mineralischen Düngemittel ein, da sie langfristig den Boden auslaugen. Sie setzt auf organischen, hofeigenen Dünger, um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Es gehe um so viel mehr, sagt Galloth: nicht nur um gesundes Essen für den Einzelnen, sondern auch um eine gesunde Umwelt für die Nachkommen. Erde mit einer sehr hohen Anzahl an lebenden Mikroorganismen verhindert Erosion und Auswaschungen. Ein Boden, der ökologisch bewirtschaftet wird, speichert im Durchschnitt 28 Prozent mehr Kohlenstoff. Bio-Landwirtschaft ist daher ein Beitrag zum Schutz des Klimas, erklärt Galloth. 13 Milchkühe, einen Zuchtstier und Kälbchen gibt es auf dem Pflegerhof – jedes Tier soll sich hier wohlfühlen Deshalb bewirtschaften die Galloths ihre Äcker in mehrjähriger Fruchtfolge. Um der Erde Stickstoff zuzuführen, werden dem Boden sogar Ruhepausen von bis zu vier Jahren gegönnt, in denen nur Klee wächst, der dann als Viehfutter genutzt wird. Julia Galloth betont, dass nicht nur die Bauern die aktuellen Umwelt- und Klimaprobleme lösen können. Um etwas auf mehreren Ebenen und für alle zum Positiven zu verändern, müssen auch die Verbraucher reagieren. „Wir alle sollten bereit sein, für das, was wir essen, mehr und fair zu bezahlen!“ Die Europäische Union gibt jährlich etwa 58 Milliarden Euro für Agrarsubventionen aus, rund 6,2 Milliarden davon fließen nach Deutschland. Die Gelder werden nach einem komplizierten System verteilt, das Landwirte zwingt, viel Büroarbeit zu leisten. Julia Galloth empfindet etliches davon als unsinnig, als praxis- und realitätsfern, sie sieht politischen Handlungsbedarf. Direkt neben ihrem Vater saß Julia Galloth daher von 2014 bis <strong>2020</strong> im Berger Gemeinderat. Sie für die Grünen, ihr Vater schon seit vier Wahlperioden für die SPD. Kurios: Beide waren zwar für die genannten Parteien aufgestellt, aber parteilos. Im März trat sie jedoch nicht mehr zur Wahl an. DIE FAMILIE SCHAFFT NEUE LEBENSRÄUME: MIT BLUMENWIESEN, MISCHWALD, NISTKÄSTEN Mehr Rücksichtnahme in der Natur: Dazu könne jeder Einzelne schon beim Spazierengehen beitragen, indem er auf den Wegen bleibt, erklärt die Bio-Bäuerin. Sie betont: „Bei uns ist alles Landschaftsschutzgebiet. Das wird oft ignoriert. Selbst im Frühsommer, wenn Hasen, Rehe und Bodenbrüter ihre Jungen in der Wiese verstecken.“ Von Hundehaltern wünscht sich Galloth, dass sie ihre Vierbeiner nicht überall herumstromern lassen: „Gern sagen die Leute: Mein Hund jagt ja nicht! Doch die Wildtiere geraten unter enormen Stress, wenn ein Hund ihren Weg kreuzt.“ Außerdem wünscht sich die Familie von Spaziergängern, dass sie ihrenMüll mit nach Hause nehmen und in die eigene Tonne schmeißen. Das klinge jetzt sehr banal, entschuldigt sich Julia Galloth und fügt hinzu: „Man glaubt gar nicht, was auf unseren Wiesen an Hundekotbeuteln, Taschentüchern, Plastiktüten und Flaschen herumliegt. Dosen im Heu können für Kühe den Tod bedeuten. Die scharfkantigen Schnipsel, die der Mähdrescher hinterlässt, schneiden der Kuh Schlund und Pansen auf. Das Gleiche gilt für Scherben.“ Eine intakte Natur ist den Galloths sehr wichtig. Sie schaffen Lebensräume für Vögel und Insekten – mit ihrem Mischwald, ihren Blumenwiesen, dem Streuobstgarten, den Nist- und Fledermauskästen. Julia Galloth liebt ihr selbstbestimmtes Arbeiten und die Möglichkeit, etwas für die Natur zu tun. Außerdem gebe es kaum einen Beruf, der so abwechslungsreich ist wie der der Bio-Bäuerin: „Wir versorgen die Bevölkerung mit gesunden, hochwertigen Lebensmitteln und betreiben aktiven Umweltschutz. Und sind viel an der frischen Luft.“ Es ist – ein Traum! 52
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