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SeeMagazin 2020

Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Dafür treffen wir interessante Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Das Motto der Ausgabe 2020: „Menschen, Missionen, Meisterwerke“ – denn es sind neben der einzigartigen Natur vor allem die Menschen, die die Region einzigartig machen.

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SeeGenuss<br />

COFFEE FAIBLE<br />

Das nennen wir eine rasante Erfindung: Manfred Buchner<br />

verwandelt alte Zweiradmotoren in Espressomaschinen. Jede ist<br />

ein Unikat mit Seele – so wie der Schrauber selbst<br />

TEXT<br />

FOTOS<br />

ANNA KAROLINA STOCK<br />

NILA THIEL<br />

Behutsam dosiert<br />

Manfred Buchner<br />

das Espressopulver, das er zuvor mit einer<br />

Kaffeemühle feingemahlen hat. Die richtige<br />

Menge sei äußerst wichtig, damit der<br />

Cappuccino am Ende gut schmeckt. Um<br />

ihn herum allerlei Einzelteile von zerlegten<br />

Motorrädern, Kanister und Werkzeug,<br />

an der Wand eine Weltkarte, Merkzettel<br />

und Postkarten. Der Biker mit<br />

markantem Vollbart steht in seiner<br />

Werkstatt in Possenhofen und macht<br />

Kaffee – an einer ziemlich abgefahrenen<br />

Maschine. „Mein neuestes Werk: die<br />

VespPresso“, stellt Buchner stolz vor: eine<br />

analoge Handhebelmaschine, die der<br />

Schrauber erst kürzlich aus einem alten<br />

Vespa-Motor zusammengebaut hat. Im<br />

Vergaser, wo sonst Benzin und Luft zu einem explosiven Gemisch<br />

aufbereitet werden, gibt es bei der „VespPresso“ verchromte<br />

Armaturen und eine hochwertige Brühgruppe.<br />

Espresso aus einem ehemaligen Vespamotor – auf die Idee<br />

muss man erst mal kommen.<br />

Als Buchner im Laden eines Bekannten aushilfsweise als<br />

Reparateur für Kaffeemaschinen einsprang, musste er<br />

– wie so oft – feststellen, dass heutzutage Maschinen hergestellt<br />

werden, die von außen toll aussehen, innen jedoch<br />

aus Kunststoff und Elektromüll bestehen. „Geht ein Teil kaputt,<br />

ist Neukaufen günstiger als Reparieren. Das ist doch<br />

Wahnsinn“, entrüstet sich der 55-Jährige. Um es besser zu<br />

machen, entschied er sich, eine Espressomaschine „mit Seele“<br />

zu bauen, und kombinierte dafür das Beste aus seinen<br />

zwei Welten: Motoren und Kaffee. Zum Einsatz kommen nur<br />

erstklassige Komponenten, die er zur Not selbst herstellt.<br />

Buchner ist ein Perfektionist, er selbst sagt „Customizer“,<br />

der ausschließlich Maßanfertigungen von Qualität baut.<br />

Seine Ein-Mann-Firma heißt nicht umsonst<br />

„Da Vincie Motors“ – inspiriert<br />

von seinem großen italienischen Vorbild.<br />

„Leonardo war ein genialer Erfinder<br />

und Künstler, der nie nur halbe<br />

Sachen machte“, schwärmt er. Buchner<br />

verwandelt normalerweise Motorräder<br />

in individuelle Kunstwerke. „Jeder<br />

Kunde bekommt ein Bike, das in Größe<br />

und Ausstattung wie ein Maßanzug<br />

auf ihn abgestimmt ist“, schildert er.<br />

Die sogenannten Custom-Motorräder<br />

verschafften ihm im Laufe der Jahre<br />

einen Namen in der Motorradszene,<br />

weit über Starnbergs Grenzen hinaus.<br />

Seit einem Jahr tüftelt der Ur-Münchner<br />

auch an Espressomaschinen.<br />

Die „VespPresso“ ist sein zweites Modell.<br />

Der ursprüngliche Prototyp basierte auf einem amerikanischen<br />

V2-Motor von Harley-Davidson, der aufgrund seiner<br />

Form auch „Knucklehead“ (dt. Knöchelkopf) genannt wird.<br />

Für Liebhaber gilt das Modell noch heute als der Harley-Klassiker<br />

schlechthin. „Die Zylinderköpfe sind prädestiniert für<br />

das Warmwasserventil“, erklärt Buchner. Mehr als ein Jahr<br />

feilte er an seinem ersten Modell. Das Ergebnis: die sogenannte<br />

Motormaschine inklusive Motorrad-Scheinwerfer<br />

und Schauglas ins Innere. Doch Knucklehead-Motoren seien<br />

schwer zu finden und kosten selbst in kaputtem Zustand<br />

um 10.000 Euro. „Als mir eine alte Vespa in die Finger kam,<br />

sah ich die Gunst der Stunde und habe umgesattelt“, erzählt<br />

Buchner. Das Innenleben seiner Erfindung ändere sich dadurch<br />

nicht. Nur das Gehäuse sehe mit einem Vespa-Motor<br />

anders aus. „In jedem Fall passt der italienische Flitzer deutlich<br />

besser zum Espresso als der uramerikanische Retrochic<br />

der Harley- Davidson“, lacht der Biker – und nimmt den letzten<br />

Schluck seines VespPressos.<br />

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