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SeeMagazin 2020

Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Dafür treffen wir interessante Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Das Motto der Ausgabe 2020: „Menschen, Missionen, Meisterwerke“ – denn es sind neben der einzigartigen Natur vor allem die Menschen, die die Region einzigartig machen.

Die Besonderheiten des Fünfseenlandes sammeln wir einmal jährlich mit schönen Bildern und Geschichten in unserem SeeMagazin. Dafür treffen wir interessante Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Das Motto der Ausgabe 2020: „Menschen, Missionen, Meisterwerke“ – denn es sind neben der einzigartigen Natur vor allem die Menschen, die die Region einzigartig machen.

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SEEFRAUENGARN<br />

Der Starni<br />

– mein Heilmittel fürs Leben<br />

Wahnsinn, was ein Ort mit uns machen kann: Der Starnberger See schenkt der<br />

aufgewühlten (Stadt-)Seele augenblicklich Ruhe. Schon die Anfahrt ist Meditation!<br />

Er ist eines der München-Klischees<br />

schlechthin: der Starnberger See. Gerne<br />

in Verbindung gebracht mit Segelschuhen, Polohemdchen<br />

und einem Glaserl Moët. All das gibt es am Starni, und das darf<br />

auch gerne so bleiben. Was viele aber nicht auf dem Schirm<br />

haben: Münchens bekanntestes Seepferdchen im Stall kann<br />

auch leere Badeufer, alternative Biergärten und stinknormale<br />

Starnberger. Der See hat mehr zu bieten als Privatstege,<br />

schicke Restaurants und Gelfrisuren.<br />

Und vor allem mehr als die<br />

S-Bahn-Station „Starnberg“.<br />

Wer einmal seinen Lieblingsspot<br />

am Lieblingssee gefunden hat,<br />

der fährt nicht nur immer wieder<br />

genau da hin, sondern verrät<br />

ihn im besten Fall auch nicht weiter.<br />

Und so steige ich, sobald ich<br />

weiß, dass das Wetter gut wird,<br />

in den Zug Richtung Weilheim<br />

und bin in einer halben Stunde<br />

am hübschesten Postkartenausblick<br />

überhaupt. Schneller, als ich<br />

am Flughafen bin. Fast genauso<br />

schnell sitzt man auch am Ammersee,<br />

Pilsensee, Wörthsee und dem Weßlinger See. Das<br />

sagt wahrscheinlich schon alles über München, Bayern und<br />

die Prioritäten hier: schneller am heimischen See mit Bergblick<br />

als draußen in der Welt sein.<br />

Allein die Fahrt zum Starnberger See ist tiefe Meditation für<br />

mich. Vom wuseligen Hauptbahnhof im Zug, der mit jeder<br />

Station leerer wird, steige ich aus und bin gefühlt im Wald.<br />

Zumindest Wald für Stadtkinder. Ich laufe runter zum Wasser,<br />

im Sommer bin ich möglichst früh da, manchmal noch allein,<br />

springe in den kalten See, der ganz still daliegt. Tauche meinen<br />

Kopf unter und höre gar nichts mehr von der Welt. Über<br />

den Tag füllt sich das Ufer, aber der Blick bleibt unverändert<br />

gut: leichte Wellen, glasklares Wasser, ein weißes Segelboot<br />

wie aus dem Bilderbuch und dahinter die Berge. Dieser Ausblick<br />

wird nie alt. Dieser Ausblick lässt Münchner bleiben. Ich<br />

könnte gar nicht wegziehen, selbst wenn ich wollen würde.<br />

Und dieser Ausblick steht mittlerweile<br />

auch auf meinem Nachtkästchen.<br />

Kein Scheiß. Nach<br />

Sonnenuntergängen hier fahre<br />

ich zurück nach München und<br />

bin in einer Stimmung, die nur<br />

die Natur und insbesondere dieser<br />

Ort mit mir machen kann.<br />

Langsamer, gelassener, glücklicher.<br />

Kein einziger Gedanke, ein<br />

leerer Kopf. Aufgetankt. Bereit.<br />

Nicht abgelenkt, sondern total da<br />

und gleichzeitig entspannt und<br />

müde. Aber auf diese gute Art,<br />

wie man sie auch als Kind hatte<br />

nach einem Tag am See.<br />

Ganz egal also, wie lange die Fahrt dauert, was das Ticket kostet,<br />

dass dieser Ort vielleicht keine wirklich bequemen Annehmlichkeiten<br />

bietet – er ist jeden Besuch wert. Und ich werde immer<br />

und immer wieder kommen. Mit meinen Freunden, mit<br />

meinen Eltern, ganz allein. Mit einer Zeitung, mit Musik im Ohr.<br />

Mit gar nichts. Und gucken, bis ich ganz schrecklich alt bin. Ich<br />

werde dasitzen und mich heilen lassen vom Starnberger See.<br />

Denn davon werde ich niemals genug bekommen.<br />

Anja Schauberger arbeitet als freie Autorin u. a. für<br />

das Online-Magazin „Mit Vergnügen“, wo dieser Text<br />

ebenfalls erschienen ist. Sie ist großer See- und<br />

Bayern-Fan: Ihre schönsten Entdeckungen findet man<br />

auf dem Instagram-Account @weltreisedurchbayern<br />

Fotos: Jan Greune; Julian Mittelstädt<br />

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