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Kindern von Suchtkranken Halt geben – durch Beratung und ...

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Praxishilfe<br />

2.2 Stolpersteine in der Helferrolle<br />

Auch Erzieher, Lehrer <strong>und</strong> andere Helfer <strong>und</strong><br />

Bezugspersonen mit Erziehungsverantwortung<br />

können sich co-abhängig <strong>–</strong> also suchtunterstützend<br />

<strong>–</strong> verhalten, obwohl sie genau das Gegenteil<br />

für das Kind bewirken wollen.<br />

Suchtunterstützende Verhaltensweisen<br />

in der Helferrolle<br />

Zum Beispiel: Frau H. kommt mittags in<br />

den Kindergarten, um ihre Tochter Miriam<br />

abzuholen. Die Erzieherin bemerkt,<br />

dass Frau H. eine Alkoholfahne hat. Sie<br />

erinnert sich, dass Frau H. auch beim letzten<br />

Elternabend auffallend gesprächig<br />

war <strong>und</strong> ernsthafte Themen vermied. Die<br />

Erzieherin entschuldigt das Auftreten der<br />

Mutter vor sich selbst mit der Erklärung,<br />

dass Frau H. wohl einen schweren Tag<br />

hatte <strong>und</strong> sie sonst eigentlich sehr nett<br />

sei. Die Mutter fährt in diesem Zustand<br />

mit ihrem Sohn im Auto weg.<br />

• Vermeiden <strong>und</strong> Beschützen ist ein Verhaltensmuster,<br />

mit dem auch Erzieher, Lehrer <strong>und</strong><br />

andere professionelle Helfer den Abhängigen<br />

<strong>und</strong> sich selbst davor bewahren wollen, die<br />

volle Tragweite der Konsequenzen des problematischen<br />

Konsums auch für die Kinder zu<br />

sehen <strong>und</strong> zu spüren.<br />

• Rationalisieren <strong>und</strong> Akzeptieren ist ein Verhalten,<br />

die Konsequenzen des Suchtmittelkonsums<br />

zu entschuldigen.<br />

• Der Versuch, das Kind über das (Sucht-) Verhalten<br />

der Eltern zu befragen, ist für manche<br />

Helfer scheinbar eine Möglichkeit, Informationen<br />

über das Verhalten des Abhängigen<br />

zu sammeln. Das ist sehr kritisch zu sehen,<br />

denn es stellt sich die Frage, welche Konsequenzen<br />

aus den Informationen gezogen<br />

werden. Zudem besteht die Gefahr, dass das<br />

Kind <strong>–</strong> wieder <strong>–</strong> benutzt wird, um das Suchtproblem<br />

der Eltern anzugehen. Das Kind wird<br />

bei solch einem Vorgehen wahrscheinlich in<br />

massive Loyalitätskonflikte geraten.<br />

• Retten <strong>und</strong> sich nützlich machen ist ein<br />

Verhalten, den Abhängigen übermäßig zu<br />

schützen, alles für ihn zu tun <strong>und</strong> sich seinen<br />

Ansprüchen zu unterwerfen. Auch Lehrer <strong>und</strong><br />

professionelle Helfer könnten in diese Falle<br />

stolpern, wenn sie sich etwa bei Terminvereinbarungen<br />

ausschließlich nach den Bedürfnissen<br />

des abhängigen Elternteils richten<br />

oder wenn sie keine klaren Absprachen <strong>–</strong> mit<br />

Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung <strong>–</strong> treffen<br />

<strong>und</strong> umsetzen.<br />

Erzieher berichten oft, dass sie im Nachhinein zu<br />

lange mit dem Elterngespräch gewartet haben.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür sind vor allem Unsicherheiten gegenüber<br />

der eigenen Wahrnehmung <strong>und</strong>/ oder<br />

Ängste den süchtigen Eltern gegenüber. Besondere<br />

Unsicherheiten werden bei den Elterngesprächen<br />

empf<strong>und</strong>en, bei denen es um das Thema<br />

Alkohol oder Drogen geht.<br />

Phasen der Co-Abhängigkeit<br />

• Beschützerphase<br />

Angehörige meinen zu wissen, was<br />

dem Abhängigen fehlt <strong>und</strong> möchten ihn<br />

<strong>durch</strong> Liebe <strong>und</strong> Fürsorglichkeit heilen.<br />

Sie beschützen ihn vor Situationen, die<br />

ihn gezwungen hätten, sich der Realität<br />

zu stellen.<br />

• Kontrollphase<br />

Angehörige versuchen <strong>durch</strong> Kontrolle<br />

das Sucht-Verhalten des Abhängigen zu<br />

beeinflussen.<br />

• Anklagephase<br />

Der Abhängige wird ständig mit Vorwürfen<br />

<strong>und</strong> Klagen konfrontiert, was ihn dazu<br />

bringt, sein Suchtverhalten fortzusetzen.

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