Kindern von Suchtkranken Halt geben – durch Beratung und ...
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2 Die Titel der benutzten<br />
Literatur, auf die im Text<br />
verwiesen wird, finden<br />
Sie auf S. 57.<br />
8<br />
Praxishilfe<br />
3 Alkoholembryopathie<br />
ist eine <strong>durch</strong> Alkoholmissbrauch<br />
während<br />
der Schwangerschaft<br />
erworbene Schädigung<br />
des Embryos.<br />
1.4 Kinder suchtkranker Eltern<br />
• In Deutschland ist <strong>von</strong> 2,6 Millionen <strong>Kindern</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendlichen unter 18 Jahren auszugehen<br />
(Klein 2005) 2 , die zumindest zeitweise mit<br />
einem alkoholabhängigen Elternteil leben.<br />
Jedes siebte Kind ist somit <strong>von</strong> der Alkoholstörung<br />
eines Elternteils betroffen (Lachner &<br />
Wittchen, 1997).<br />
• Mehr als ein Drittel aller Drogenabhängigen<br />
hat Kinder <strong>–</strong> demnach haben fast 40.000 Kinder<br />
Eltern, die <strong>von</strong> illegalen Drogen abhängig<br />
sind (Klein 2006).<br />
• Jedes 300. Neugeborene ist <strong>von</strong> Alkoholembryopathie<br />
3 betroffen <strong>–</strong> das sind ca. 2.200 Neugeborene<br />
pro Jahr (Schätzung der Universitätskinderklinik<br />
Münster).<br />
• Es gibt ca. fünf bis sechs Millionen erwachsene<br />
Kinder suchtkranker Eltern; ein großer Teil <strong>von</strong><br />
ihnen leidet im späteren Leben unter verschiedenen<br />
psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong><br />
Störungen.<br />
• Ein Teil der Kinder suchtkranker Eltern neigt zu<br />
schädlichem Konsum <strong>von</strong> Alkohol <strong>und</strong> anderen<br />
Suchtmitteln <strong>und</strong> hat damit ein erhöhtes<br />
Risiko für die Entwicklung <strong>von</strong> Abhängigkeiten<br />
(Lieb et al., 2001). Mehr als 30 Prozent der Kinder<br />
werden selbst suchtkrank <strong>–</strong> meist sehr früh<br />
in ihrem Leben.<br />
• Kinder suchtkranker Eltern gelten als die größte<br />
Risikogruppe bezüglich der Entwicklung eigener<br />
Suchterkrankungen ab dem Jugendalter<br />
(Klein 2005)<br />
• Zudem ist für diese Kinder das Risiko der Erkrankung<br />
an anderen psychischen Störungen<br />
deutlich erhöht. Dies betrifft besonders die<br />
Entwicklung <strong>von</strong> Angststörungen, Depressionen<br />
oder anderer Persönlichkeitsstörungen.<br />
• Nach Klein (2005) sind die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
suchtkranker Eltern während der<br />
Kindheit <strong>und</strong> Jugend häufig <strong>durch</strong> Hyperaktivität,<br />
Impulsivität <strong>und</strong> Aggressivität, <strong>durch</strong><br />
Angstsymptome, gestörtes Essverhalten <strong>und</strong><br />
depressive Symptome, <strong>durch</strong> Defizite in der<br />
schulischen Leistung <strong>und</strong> in der visuellen<br />
Wahrnehmung sowie <strong>durch</strong> starke innerfamiliäre<br />
Konflikterfahrung gekennzeichnet.<br />
• Etwa ein Drittel der Kinder suchtkranker Eltern<br />
bleiben jedoch trotz der erhöhten Risiken für<br />
eine problematische Entwicklung psychisch<br />
ges<strong>und</strong> (Wolin & Wolin, 1995).<br />
1.5 Sucht- <strong>und</strong> psychische Erkrankun-<br />
gen sind Familienerkrankungen<br />
Psychische Erkrankungen <strong>und</strong> Suchterkrankungen<br />
sind Familienerkrankungen. Die Ereignisse,<br />
die in der Familie möglicherweise drastische<br />
Veränderungen hervorrufen sowie andere chronische<br />
Erkrankungen, können zu einem besonderen<br />
Belastungs- <strong>und</strong> Stressfaktor für die gesamte<br />
Familie werden.<br />
Dauerhafte Beziehungskrisen der Eltern, der Verlust<br />
eines Familienmitgliedes <strong>durch</strong> Tod oder<br />
eine lange, schwere Erkrankung, finanzielle Notsituationen,<br />
Unberechenbarkeit im Verhalten der<br />
Eltern usw. zählen zu solchen Stressoren, die die<br />
Lebenssituation <strong>von</strong> Familien gr<strong>und</strong>legend verändern<br />
<strong>und</strong> ihre Stabilität bedrohen.<br />
Die Sucht- <strong>und</strong> auch psychische Erkrankungen<br />
sind immer noch tabuisiert. Man redet nicht offen<br />
darüber, <strong>und</strong> es soll nichts da<strong>von</strong> nach außen<br />
dringen. Das Tabu ist für die betroffenen Kinder<br />
eines der größten Probleme.<br />
Kinder <strong>von</strong> psychisch kranken Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />
<strong>von</strong> <strong>Suchtkranken</strong> zeigen hinsichtlich ihrer Probleme<br />
mit der elterlichen Erkrankung viele Parallelen<br />
auf. Den <strong>Kindern</strong> sind zentrale Gefühle<br />
<strong>und</strong> Erlebnisse wie Desorientierung, Schuld- <strong>und</strong><br />
Schamgefühle, Redeverbot, Doppelbotschaften<br />
oder Isolierung gemeinsam.<br />
Meist sind solche Lebensereignisse mit weiteren<br />
Auswirkungen <strong>und</strong> Folgeerscheinungen für