Kindern von Suchtkranken Halt geben – durch Beratung und ...
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Praxishilfe<br />
3. HANDELN<br />
Forscher haben sieben Schutzfaktoren, so genannte<br />
Resilienzen, gef<strong>und</strong>en, die vor den Folgen<br />
der krankmachenden Familienumwelt schützen<br />
können. Diese sind Einsicht <strong>und</strong> Unabhängigkeit,<br />
Beziehungsfähigkeit <strong>und</strong> Initiative, Kreativität,<br />
Humor <strong>und</strong> Moral.<br />
3.1 Schutzfaktoren <strong>–</strong> Aufgaben<br />
der Bezugspersonen<br />
„Die Lebensgeschichten der widerstandsfähigen<br />
Kinder lehren uns, dass sich Kompetenz, Vertrauen<br />
<strong>und</strong> Fürsorge auch unter sehr ungünstigen<br />
Lebensbedingungen entwickeln können, wenn<br />
sie Erwachsene treffen, die ihnen eine sichere<br />
Basis bieten, auf der sich Vertrauen, Autonomie<br />
<strong>und</strong> Initiative entwickeln können.“ (Werner 1997)<br />
Ein Kind wird mit den häuslichen Umständen<br />
<strong>und</strong> Belastungen eher förderlich umgehen,<br />
wenn wichtige Schutzfaktoren früh entwickelt<br />
<strong>und</strong> gefördert werden. Die Aufgabe <strong>von</strong> relevanten<br />
Bezugspersonen wie Lehrern <strong>und</strong> Erziehern<br />
besteht darin, <strong>Kindern</strong> zu ermöglichen, schützendes<br />
Verhalten <strong>und</strong> stärkende Einstellungen, wie<br />
Einsicht, Unabhängigkeit, Beziehungsfähigkeit,<br />
Initiative, Kreativität, Humor <strong>und</strong> Moral aufzubauen<br />
<strong>und</strong> zu fördern.<br />
Im Folgenden werden die Entwicklung dieser<br />
Faktoren <strong>von</strong> der Kindheit bis zum Erwachsenenalter<br />
vorgestellt (nach Wolin <strong>und</strong> Wolin in<br />
Zobel 2006):<br />
Einsicht beginnt mit dem Empfinden des Kindes,<br />
dass das Familienleben irgendwie anders, wenig<br />
vertrauensvoll <strong>und</strong> nicht in Ordnung ist. Diese<br />
Wahrnehmung gilt es <strong>durch</strong> Außenstehende zu<br />
bestätigen <strong>und</strong> zu unterstützen. Gleichzeitig ist<br />
für das Kind wichtig, altersentsprechend Informationen<br />
über das Alkoholproblem <strong>und</strong> über die<br />
Auswirkungen dieser Krankheit auf die Familie<br />
zu bekommen. Das Kind soll verstehen, dass der<br />
abhängige Elternteil krank ist, aber momentan<br />
nichts gegen seine Krankheit unternimmt.<br />
Diese Erkrankung bewirkt Schwankungen in<br />
Stimmung <strong>und</strong> Verhalten, die sich dann auch<br />
am Kind entladen. Die Krankheit wird <strong>durch</strong> den<br />
fortsetzenden Konsum des Suchtmittels aufrecht<br />
erhalten. Das Wissen über Sucht führt zur wachsenden<br />
Fähigkeit, sich <strong>und</strong> die anderen zu verstehen.<br />
Es bildet sich Verständnis für Zweideutigkeiten<br />
<strong>und</strong> komplexe Zusammenhänge, die<br />
das Kind davor schützen, die familiären Probleme<br />
auf sich zu beziehen <strong>und</strong> sich deshalb minderwertig<br />
zu fühlen.<br />
Einsicht:<br />
• Wissen über die Krankheit Sucht<br />
• Wahrnehmen der Störungen innerhalb<br />
der Familie<br />
• keine Verdrängung<br />
• Einsicht, dass mit dem Abhängigen<br />
etwas nicht in Ornung ist<br />
Unabhängigkeit beginnt mit einer inneren Distanz<br />
zu den häuslichen Vorgängen <strong>und</strong> führt im<br />
weiteren Verlauf zu einer emotionalen <strong>und</strong> physischen<br />
Distanz zur Familie. Diese Kinder zeigen<br />
weniger Symptome, wenn sie dem elterlichen<br />
Suchtverhalten weniger ausgesetzt sind. Deshalb<br />
sollten Kinder die Möglichkeit haben, sich<br />
körperlich <strong>von</strong> den häuslichen Ge<strong>geben</strong>heiten<br />
zu entfernen <strong>und</strong> Erfahrungen mit anderen Personen<br />
zu machen. Dies kann geschehen <strong>durch</strong><br />
Unternehmungen mit Fre<strong>und</strong>en oder Nachbarn,<br />
<strong>durch</strong> Freizeiten, Wochenendausflüge, Spiel-<br />
<strong>und</strong> Bastelnachmittage, sportliche Aktivitäten,<br />
etc. Positive Erfahrungen außerhalb des Elternhauses<br />
können eine innere Unabhängigkeit <strong>von</strong><br />
den familiären Realitäten fördern. Später kann<br />
es dem Kind gelingen, sich weiter psychisch <strong>und</strong><br />
physisch <strong>von</strong> der Familie zu lösen <strong>und</strong> dann als<br />
Erwachsener getrennt <strong>von</strong> der Familie zu leben.<br />
Viele Kinder aus Suchtfamilien schaffen es als<br />
Erwachsene nicht, sich in dieser Form <strong>von</strong> der<br />
Ursprungsfamilie zu lösen <strong>und</strong> bleiben sowohl<br />
seelisch als auch räumlich mit dem suchtkranken<br />
Elternteil verhaftet. Unabhängigkeit ist erreicht,