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Kindern von Suchtkranken Halt geben – durch Beratung und ...

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3.4 Kontaktaufnahme zu den Eltern<br />

<strong>und</strong> zu weiteren Institutionen<br />

Die Kontaktaufnahme mit den Eltern kann eine<br />

heikle Angelegenheit sein. Sie sprechen ein Thema<br />

an, über das innerhalb der Familie mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit nicht offen gesprochen <strong>und</strong><br />

konstruktiv geredet wird. Es besteht die Gefahr,<br />

dass Ihr Anliegen als Einmischung in die inneren<br />

Angelegenheiten der Familie empf<strong>und</strong>en wird.<br />

Vor allem der abhängige Elternteil wird entweder<br />

keine Krankheitseinsicht oder Ihren Verdacht<br />

abtun, leugnen <strong>und</strong> Gespräche verweigern. Aber<br />

auch der nicht-abhängige Elternteil will oft das<br />

Thema nicht offen ansprechen, da es schambesetzt<br />

ist. Vielleicht besteht noch die Hoffnung, es<br />

werde sich auch ohne Hilfe <strong>von</strong> außen alles zum<br />

Guten wenden. An diesem Punkt ist ein sensibeles<br />

Gesprächsangebot zu machen, denn wenn<br />

sich die Eltern brüskiert fühlen, werden sie das<br />

Kind möglicherweise nicht mehr in die Kindertagesstätte<br />

oder Spielgruppe schicken, weil sie<br />

befürchten, bloßgestellt zu werden.<br />

Die Zurückhaltung <strong>von</strong> Erziehern, Lehrern <strong>und</strong><br />

Beratern bewirkt oft, dass sie zu lange mit dem<br />

Elterngespräch warten oder es ganz vermeiden.<br />

Gründe dafür sind vor allem Unsicherheiten gegenüber<br />

der eigenen Wahrnehmung <strong>und</strong> / oder<br />

Ängste den Eltern gegenüber. Auch die eigenen<br />

Einstellungen <strong>und</strong> Gefühle zum „Sucht <strong>und</strong> Elternschaft“<br />

beeinflusst ihr Handeln.<br />

Die Kontaktaufnahme mit den Eltern sollte nur in<br />

Abstimmung mit dem Kind erfolgen. In diesem<br />

Gespräch sollten die Eltern nicht als „Angeklagte“<br />

angesprochen werden. Vielmehr sollten Sie<br />

die Eltern mit entsprechenden Aufzeichnungen<br />

<strong>und</strong> Beobachtungen in der Weise konfrontieren,<br />

dass Sie als jemand auftreten, der Hilfe anbietet.<br />

3.5 Hinweise für die Gesprächs-<br />

führung mit Eltern<br />

Auch für Menschern mit Suchtproblemen ist das<br />

offenen Gespräch eine wichtige Form der Unterstützung.<br />

Gezielte Gespräche mit Betroffenen<br />

sind nicht einfach <strong>und</strong> brauchen gute Vorbereitung:<br />

Ein langer Atem ist erforderlich, bis etwas<br />

erreicht wird; man darf sich nicht <strong>von</strong> ablehnendem<br />

oder aggressiven Verhalten entmutigen lassen.<br />

Beide Seiten <strong>–</strong> sowohl die Eltern als<br />

auch die Kinder <strong>–</strong> brauchen verständnisvolle<br />

Begleiter <strong>und</strong> müssen<br />

in ihrer Bedürftigkeit wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> in ihren Kompetenzen<br />

unterstützt werden.<br />

Ausgangspunkt für Gespräche sollte vorrangig<br />

das Verhalten des Kindes oder die Verbesserung<br />

seiner augenblicklichen Situation sein. In der<br />

Kommunikation sind Frustabbau <strong>und</strong> Schuldzuweisungen<br />

unzulässig, ebenso wie eine Einmischung<br />

im Sinne einer Entmündigung. Beobachtungen<br />

sollten offen angesprochen werden.<br />

„Beweisführungen“ sind allerdings nicht produktiv<br />

<strong>und</strong> enden meistens für den/die Helfer/in<br />

in einer Sackgasse.<br />

Es ist wichtig, dass Sie sich fragen, aus welchen<br />

Motiven Sie Eltern ansprechen <strong>und</strong> Ihr pädagogisches<br />

Handeln begründen. Wir kennen verschiedene<br />

Motive, die mit einem Erfolg oder Misserfolg<br />

in direktem Zusammenhang stehen <strong>und</strong><br />

deshalb gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong> vorab zu überprüfen<br />

sind (vgl. auch Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen,<br />

1999):<br />

• Die moralische Intervention begreift die Eltern<br />

als „Täter“ <strong>und</strong> verfolgt eigentlich die Absicht,<br />

die Eltern zu ermahnen <strong>und</strong> zu strafen, weil<br />

„sie sich nicht richtig kümmern“. Bei diesem<br />

33<br />

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