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2020/48 |Unternehmen #75 |Dezember 2020

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 75 - Dezember 2020

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VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Wenn 100 Euro brutto auch 100 Euro netto sind<br />

Den finanziellen Vorteil der Benefits müssen Unternehmer immer im Blick haben.<br />

Gehaltserhöhungen müssen<br />

nicht immer für Unternehmer<br />

und Beschäftigte die beste<br />

Wahl sein. Häufig kann etwa<br />

ein Zuschuss zu den Gebühren<br />

des Kindergartens oder zu den<br />

Fahrtkosten zur Arbeit lukrativer<br />

sein. Der Vorteil: Solche<br />

besonderen Vergütungsbestandteile<br />

können innerhalb<br />

bestimmter Größenordnungen<br />

steuer- und sozialversicherungsfrei<br />

gewährt werden.<br />

ständische Betriebe seien in ihren<br />

Möglichkeiten eingeschränkt. „Hier<br />

gilt es dann nicht acht, sondern nur<br />

zwei Essen anzubieten“, rät Fischer.<br />

Um die beiden richtigen herauszufinden,<br />

helfe ein Umfrage unter den<br />

Angestellten und sich selbst auch<br />

mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen.<br />

Was verdienen die Mitarbeiter?<br />

Wie kann ich die Angestellten<br />

glücklich machen? „Am<br />

Ende muss der Köder dem Fisch und<br />

nicht dem Angler schmecken.“<br />

In der Außenwirkung hat der<br />

Handwerksbetrieb aus Blaustein<br />

schon erste Erfolge verzeichnen<br />

können. Die Zahl der Bewerber ging<br />

spürbar nach oben, berichtet Nadine<br />

Jacob. „Die Rückmeldungen sind<br />

Zur Person<br />

Stephan Fischer<br />

ist seit 2012 Direktor<br />

der Instituts für Personalforschung<br />

an<br />

der HS Pforzheim. Er<br />

hat seit 2009 die<br />

Professur für Personalmanagement<br />

und<br />

Organisationsberatung<br />

inne.<br />

Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Gesundheitszustandes<br />

wie etwa die Teilnahme an<br />

zertifizierten Sport- oder Entspannungskursen<br />

sowie Gesundheits-Screenings<br />

oder<br />

Vorsorgeimpfungen sind seit<br />

<strong>2020</strong> noch attraktiver: Der<br />

steuer- und sozialversicherungsfrei<br />

gewährbare Betrag<br />

erhöht sich von 500 auf 600<br />

Euro pro Mitarbeiter und Kalenderjahr,<br />

wie der Bundesverband<br />

Lohnsteuerhilfevereine<br />

mitteilt. Sachbezüge sind<br />

grundsätzlich steuer- und sozialversicherungspflichtig,<br />

erklärt<br />

die Bundessteuerberaterkammer.<br />

Liegt der Wert unter<br />

der Grenze von 44 Euro im<br />

Monat, können die Sachbezüge<br />

aber steuerfrei sein. Begünstigt<br />

ist die Zuwendung<br />

aber nur, wenn sie nicht bar<br />

ausbezahlt wird, sondern etwa<br />

als Gutschein.<br />

Am Ende muss<br />

der Köder<br />

schließlich dem Fisch<br />

und nicht dem Angler<br />

schmecken.<br />

Stephan Fischer<br />

Hochschule Pforzheim<br />

durchaus positiv.“ Viele würden sich<br />

jedoch als Helfer bewerben. Es fehlten<br />

die Fachkräfte.<br />

Maßgeblich für den Erfolg der<br />

Maßnahmen sei immer die Kommunikation,<br />

sagt Fischer. Es müsse herausgestellt<br />

werden, dass die Benefits<br />

nicht aus rein wirtschaftlichen<br />

Gründen angeboten werden. „Es gilt<br />

nicht nur, die steuerlichen Vorteile<br />

des Unternehmers oder dergleichen<br />

herauszuarbeiten“, betont Fischer.<br />

.„Die Benefits müssen viel mehr zum<br />

kulturellen Selbstverständnis des<br />

Unternehmens passen und das muss<br />

der Unternehmer seinen Mitarbeitern<br />

vermitteln.“ Nur so wirkten sich<br />

die Angebote positiv auf das Betriebsklima<br />

aus und würden akzeptiert<br />

und angenommen. Auch die<br />

Auswahl der angebotenen Benefits<br />

müsse dahingehend wohl überlegt<br />

sein. „Nur Firmen-Fahrräder anzubieten,<br />

weil diese gerade steuerliche<br />

Vorteile bieten, ist kein Argument“,<br />

sagt Stephan Fischer. „Das geht<br />

nach hinten los.“<br />

Während der Corona-Pandemie<br />

habe sich gezeigt, dass Mitarbeiter<br />

andere Prioritäten setzen. Im Homeoffice<br />

rücke etwa das Thema Gesundheit<br />

in den Fokus. Digitales Rückentraining<br />

oder virtuelle Yoga-Kurse<br />

seien eine Möglichkeit.<br />

„Zudem können sich Unternehmer<br />

die Frage stellen: Habe ich eine Verantwortung<br />

hinsichtlich der Ausstattung<br />

im Homeoffice, auch wenn<br />

das nicht gesetzlich geregelt ist?“<br />

Neben dem gesundheitlichen Aspekt<br />

spiele auch das Thema Sicherheit<br />

eine große Rolle.<br />

„Wenn es darum geht womöglich<br />

den Job zu verlieren, ist es Mitarbeitern<br />

nicht mehr wichtig, ob ein Kickertisch<br />

im Flur steht“, fasst Fischer<br />

zusammen. Wenn dann ein<br />

Mittelständler Teile der Belegschaft<br />

nicht entlasse, obwohl die wirtschaftliche<br />

Lage angespannt sei,<br />

könne das auch proaktiv kommuniziert<br />

werden. „Arbeitssicherheit ist<br />

ein Benefit, keine Frage.“<br />

Generell solle sich die Auswahl<br />

der Benefits an den Bedürfnissen der<br />

Mitarbeiter orientieren. „Dabei gibt<br />

es gar keine so großen Unterschiede<br />

zwischen den Generationen.“<br />

Viel mehr seien die Interessen durch<br />

die Lebenslagen bestimmt. „Alter,<br />

soziale Herkunft und ökonomische<br />

Gegebenheit sind hier ausschlaggebend“,<br />

ist Fischer überzeugt. Um<br />

diesen Lebenslagen gerecht zu werden,<br />

biete sich das so genannte Cafeteria-Modell<br />

an. Wie in einer Cafeteria<br />

könne jeder Mitarbeiter sich<br />

die Benefits auswählen, die zu seinem<br />

derzeitigen Lebensmodell passen.“[!]<br />

<br />

Julia Kling

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