Automationspraxis 02.2021
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_Interview des Monats<br />
Interview: Elisa Hertzler, CEO Peers Solutions GmbH<br />
„Digitalisierung ist<br />
ein Katalysator“<br />
Wie Digitalisierung die Berufsbilder und Anforderungen in der<br />
Produktion verändert, weiß Elisa Hertzler, CEO und Gründerin<br />
des Start-ups Peers.<br />
Interview: Rochus Rademacher<br />
Elisa Hertzler ist CEO<br />
bei Peers. Das junge<br />
Unternehmen ist durch<br />
ein Start-up-Programm<br />
bei Trumpf entstanden<br />
und hilft Industrieunternehmen,<br />
ihre Mitarbeiter<br />
individuell für die<br />
vernetzte Fertigung der<br />
Zukunft fit zu machen.<br />
„Wenn ein Schichtleiter<br />
bisher schon mangelhaft<br />
kommuniziert, so fällt<br />
dies durch die Digitalisierung<br />
noch deutlicher<br />
auf.“<br />
Elisa Hertzler, Peers<br />
AP: Sie unterstützen die Personalentwicklung<br />
in produzierenden Unternehmen, indem Sie mit<br />
softwarebasierter Bedarfsanalyse Lernpfade<br />
für den Mitarbeiterstamm entwickeln. Wohin<br />
sollte denn beispielsweise der Fortbildungspfad<br />
in der Maschinenbedienung führen?<br />
Hertzler: Wir sehen den Wandel von der Maschinenbedienung<br />
zur Prozesssteuerung. Künftig wird<br />
also die Person, die bisher an einer Maschine<br />
steht, nicht mehr nur eine Technologie, sondern<br />
mehrere bedienen – im Blechbereich zum Beispiel<br />
Schneiden und Abkanten. Die Maschinen werden<br />
schlauer und Assistenzsysteme erleichtern die Bedienung.<br />
Ein Assistenzsystem kann dabei ein Roboterarm<br />
sein, ein Ipad oder ein teilautomatisierter<br />
Zwischenschritt. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin<br />
nutzt das Plus an Zeit und Kapazität,<br />
um zwischen mehreren Maschinen hin und her zu<br />
laufen. Die Person sorgt nicht mehr nur dafür,<br />
Bild: Peers Solutions GmbH<br />
dass eine Maschine rundläuft, sondern sie überwacht<br />
den Prozess und ist in Gesamtverantwortung<br />
dafür zuständig, dass die maximale Produktionszeit<br />
ausgeschöpft wird.<br />
AP: Und was muss für die Prozesssteuerung<br />
gelernt werden?<br />
Hertzler: Zunächst ganz banal der Umgang mit<br />
dem Assistenzsystem – sei es eine App-Programmierung<br />
oder einfach die Bedienung einer Software.<br />
Dann muss ich weiterführend Prozess-<br />
Knowhow besitzen, um beurteilen zu können, welche<br />
Kennzahlen ich mir anschauen muss und wie<br />
die Schnittstellen zwischen Systemen und Maschinen<br />
aussehen. Als Drittes kommt Überfachliches<br />
dazu, denn damit die Digitalisierung gelingt, ist<br />
nicht nur technisches Wissen erforderlich – die Protagonisten<br />
müssen Sinn und Zweck der Digitalisierung<br />
verstanden haben. Beim Überfachlichen müssen<br />
zudem Kompetenzen wie Führungsqualitäten<br />
und Kommunikationsverhalten gestärkt werden –<br />
etwa auch das Führen von Konfliktgesprächen.<br />
AP: Das klingt banal.<br />
Hertzler: Unseren Erfahrungen nach beschleunigt<br />
die Digitalisierung ein Unternehmen, weil die Prozesse<br />
verzahnter und Abläufe schneller sind. Da<br />
muss eine Führungskraft intensiver zwischen Bereichen<br />
kommunizieren und mehr erklären. Warum<br />
machen wir das? Wozu führt das? Was sind<br />
die Schnittstellen? Und nun zum kritischen Teil:<br />
Die Digitalisierung ist ein Katalysator für Vorhandenes.<br />
Wenn also ein Unternehmen intern Schwierigkeiten<br />
hatte oder ein Manager Führungsschwächen<br />
besitzt, so werden diese Mängel noch stärker<br />
hervortreten. Wenn ein Schichtleiter also schon<br />
bisher mangelhaft kommuniziert, so fällt dies<br />
durch die Digitalisierung noch deutlicher auf. ↓<br />
Peers Solutions GmbH<br />
www.peers-solutions.com<br />
18 April 2021