VPLT Magazin 31
Das VPLT Magazin informiert rund um die Medien- und Veranstaltungsbranche. Fachinformationen spielen bei seinen Lesern eine wichtige Rolle. Die Inhalte entstehen aus der Branche für die Branche - unter der Leitung des VPLT e.V. Jede Ausgabe des VPLT Magazins widmet sich außerdem einem aktuellen Schwerpunktthema. Zielgruppen sind: Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Dienstleister, Hersteller, Händler und Vertriebe der Medien- und Veranstaltungstechnik, Mitglieder des VPLT und weiterer Branchenverbände, Technik-Nachwuchs (Auszubildende & Studenten), Theater-, Kongress-und Veranstaltungszentren, Kammern und Behörden und weitere Multiplikatoren.
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V.M<br />
business<br />
„Das stinkt mir langsam!“<br />
10 Prozent aller gehandelten Güter weltweit sind Plagiate. Besonders dreiste<br />
Fälscher wurden jetzt mit dem Plagiarius „geehrt“. Abnehmer der Fälschungen sind<br />
in ihrer Gesundheit bedroht, die Originalhersteller in ihrer wirtschaftlichen Existenz.<br />
Auch die Veranstaltungstechnik bleibt nicht verschont.<br />
Prof. Rido Busse, Erfinder des<br />
„Plagiarius“, Prolyte-Gewerke<br />
„Plagiate sind für viele Richter leider noch immer<br />
ein Kavaliersdelikt“, klagt Prof. Rido Busse.<br />
„Dabei ist der wirtschaftliche Schaden, den skrupellose Nachahmer<br />
anrichten, gigantisch. Allein in Deutschland beläuft er sich auf<br />
jährlich rund 35 Mrd. Euro. Weltweit sind es sogar über 300 Mrd.<br />
Euro. Die Dunkelziffer ist noch größer. Viele Firmen melden ihre<br />
Probleme mit Fälschern gar nicht. Sie fürchten eine erhöhte Nachfrage<br />
nach den meist billigeren Kopien.“ Bereits 10 Prozent aller<br />
gehandelten Güter seien Plagiate, Tendenz steigend. „Je schlechter<br />
die Zeiten, desto größer die Versuchung, Ideen zu klauen und die<br />
Produkte andernorts günstiger herstellen zu lassen“, so der Designer.<br />
Damit einher gehe ein gewaltiger Verlust von Arbeitsplätzen.<br />
Um dem entgegenzuwirken, erfand Busse 1977 den Negativpreis<br />
„Plagiarius“, symbolisiert vom schwarzen Zwerg mit der goldenen<br />
Nase. Er wurde unlängst bereits zum 28. Mal verliehen. Von<br />
den „Gewinnern“ war – wie in den Jahren zuvor – keiner anwesend.<br />
Ihre Opfer aber traten an, um vor den Ideendieben zu warnen.<br />
Marina Prak, Marketing Managerin der holländischen Prolyte<br />
Products Group, klagt: „Unsere Boxcorner, ein variables Knoten-<br />
Element für Vierkant-Traversen, wird seit Jahren von der tschechischen<br />
Firma Milos kopiert.“ Die Fälschungen der Fachwerkträger<br />
aus Aluminium, die vor allem in der Veranstaltungstechnik zum<br />
Einsatz kommen, sind äußerlich kaum vom Original zu unterscheiden.<br />
Ihre Qualität aber ist nicht vergleichbar. „Die Toleranz der<br />
Verbindungsstücke ist viel größer, aufgebaute Konstruktionen<br />
werden dadurch instabil. Menschen in ihrer Nähe werden durch<br />
herunterstürzende Teile gefährdet.“ Besonders perfide: Die Fälschung<br />
passt auf das Original, das Original aber nicht mehr auf die<br />
Fälschung.<br />
Einmal mehr fand sich auch die Alfi GmbH in der Opferrolle<br />
wieder. Ihre Isolierkanne „Modern Classic No. 1“ gefiel den Designern<br />
der chinesischen Gesellschaft Taizhou Donbao Plastic Vessels<br />
so gut, dass sie sie fast eins zu eins übernahmen. Jörg Dümmig-Zitzmann,<br />
Geschäftsführer des Wertheimer Haushaltswaren-<br />
Herstellers, ist über die Ehre des Kopiertwerdens wenig erfreut:<br />
„Seit Anfang des Wettbewerbs sind wir regelmäßig in der Opferrolle.<br />
Das stinkt mir langsam!“<br />
Ein Rezept zur Problemlösung: „Immer neue Innovationen!“<br />
Damit spricht der Preisträger dem Laudator Lothar Späth aus der<br />
Seele. „Deutsche Entwickler müssen schneller und besser sein als<br />
die Fälscher in anderen Teilen der Welt.“ Der ehemalige Ministerpräsident<br />
Baden-Württembergs und heutige Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der Jenoptik AG fordert mehr Investitionen in Forschung<br />
und Entwicklung. „Wir brauchen mehr kreative Leute und mehr<br />
Innovationen.“ Außerdem wünscht sich Späth einen besseren<br />
Schutz geistigen Eigentums und eine schärfere Strafverfolgung<br />
von Fälschern. „Wir können es uns nicht erlauben, dass wir unseren<br />
geistigen Vorsprung nicht länger in bare Münze umwandeln<br />
können.“<br />
Wirksame Schutzmechanismen gegen die Produktfälscher gibt<br />
es indes kaum: „Die oft eingesetzten Hologramme lassen sich fast<br />
genauso schnell nachbasteln wie die Produkte“, so Busse. Andere<br />
Lösungen, etwa integrierte Microchips, seien zu teuer. Ansatzweise<br />
helfen könnten Mikropartikel. „Sie werden Kunststoffteilen<br />
des Originals beigemengt, bleiben für den Fälscher aber unsichtbar.“<br />
In Schadenfällen mit Fälschungen könnten zumindest Regeressansprüche<br />
vom eigentlichen Hersteller abgewendet werden.<br />
Besonders brisant sind laut Busse Fälschungen im Medikamentenbereich.<br />
„Beliebt bei den Nachahmern ist etwa die Potenzpille<br />
Viagra. Patienten, die Tabletten mit leicht abgeänderter Rezeptur<br />
bekommen, können sich noch glücklich schätzen. Peinlich wird es<br />
unter Umständen für solche, die eingefärbtes Traubenzucker einnehmen.<br />
Und gar Lebensgefahr besteht dann, wenn die Inhaltsstoffe<br />
des vermeintlichen blauen Wunders zu unvorhersehbaren Wechselwirkungen<br />
mit anderen Arzneien führen.“<br />
(Quelle:VDI Nachrichten, S. Asche, Frankfurt)<br />
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