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4. Ausgabe

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1. Hast du gemerkt, dass deine Mama krank ist?

Als ich noch jünger war (5 Jahre) ist mir das nicht aufgefallen. Erst später fiel es mir auf, weil meine Mutter

nicht mehr mit uns raus ging z.B. Fussball spielen, Spielplatz usw. Das meine Mutter außer Ängste auch Depressionen

und kompl. Posttraumatische Belastungsstörung hat, wusste ich überhaupt nicht.

2. Wie ist es für dich eine psy. kranke Mutter zu haben?

Früher war es schlimm für mich, weil wir nichts mehr zusammen machen konnten, wie normale Familien. Habe oft nachgedacht, wieso

das nicht geht. Seitdem ich alles weiß, ist es für mich nicht mehr schlimm. Ich verstehe dass, ist für mich kein Thema mehr.

3. Du bist in einer Pflegefamilie aufgewachsen, wie war die Entscheidung damals für dich? Und wie heute?

Ich hatte nichts mit der Entscheidung zu tun, dass hat Mama entschieden. Ich wusste ja nicht, dass Mama krank ist, dadurch war es

schlimm für mich. Ich habe ja alles verloren. Irgendwann merkt man, dass den Erwachsenen egal ist was ich will, dann habe ich es hingenommen.

Als meine Mutter mir das erklärt hat, ich gesehen habe, dass Mama nicht gesund ist, war das normal. Ich lebe in einer Familie,

wo ich mich Zuhause fühle.

4. Welche Sorgen haben dich begleitet?

Ich wusste nicht, was passiert mit meinem Bruder, meiner Mutter und mir. Am meisten Sorgen hatte ich um meinem Bruder, er ist jünger

als ich. Ich wollte für ihn da sein. Ich habe ja nie Gewalt bei meiner Mutter erlebt. Ich konnte das nicht verstehen, wieso wir trotzdem

in eine Pflegefamilie sollten. Je älter und reifer ich wurde, verstand ich, wieso das so gekommen ist.

5. Was hättest du selbst gebraucht?

Mehr Verständnis für mich, dass ich nach Hause wollte. Ich habe ja einfach nicht verstanden, warum das Alles ist. Mama hat immer wieder

erklärt, was mit ihr los ist. Von dem Amt hätte ich mehr Aufklärung gebraucht. Oder meinen Vater der sich gekümmert hätte, als Mama

krank wurde.

6. Welche Unterschiede zu normalen Familien gibt es?

Gute Frage. Ich bin in einer Pflegefamilie statt bei meiner Mutter, das ist der größte Unterschied. Meine Mutter verlässt die Wohnung

nicht, dadurch können wir draußen nichts gemeinsam machen. Wir haben ein anderes Familiengefühl, ich habe eben Mama und meine

Pflegeeltern. Dafür habe ich aber ein offenes Verhältnis zu meiner Mutter, ich vertraue ihr und rede mit ihr über fast alles, wir halten

zusammen. Das haben manche Eltern zu ihren Kindern nicht, obwohl sie zu Hause wohnen.

7. Wie geht es dir heute?

Heute geht es mir ganz gut. Kann mich nicht beklagen. Ich freue mich auf die Zukunft in meiner eigenen Wohnung.

8. Möchtest du sonst noch was sagen? Deine Meinung zu dem Artikel.

Man könnte Kinder sofort aufklären, sonst versteht man das Alles doch nicht. Wenn man nicht immer wieder je nach Alter, darüber gesprochen

hätte, wäre ich noch länger so wütend gewesen. Für Kinder ist das schlimmer als für Eltern, denn die verstehen ja ihre eigenen

Sachen. Ich kann Mamas Entscheidung verstehen, es ist das Beste für uns, da sie ja nicht nur Angststörungen hat. Sie ist immer da geblieben,

wir haben immer Kontakt, was auch wichtig für uns ist. So konnte ich aber auch Urlaube erleben, meine Pflegeeltern begleiten

mich überall hin, was meine Mutter alles nicht kann. Ich finde den Artikel gut, vielleicht hilft es ja anderen Familien.

Ein schönes Interview, vielen Dank für den Mut und die Ehrlichkeit, so offen darüber zu sprechen. Das ist mein Ziel, Kinder erreichen, deren

Wohl im Blick zu haben, ihnen das Wort zuschenken. Es gibt jetzt schon mehr Möglichkeiten auch Familien zusammenzuhalten, ohne

das dem Kind ständig zu viel abverlangt wird. Noch vor 5 bis 10 Jahren gab es das nicht in dem Ausmaß, darum weiss ich, es wird noch

besser werden. Trotzdem möchte ich noch einmal erwähnen: wir Eltern haben die Verantwortung, nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten

unseren Kindern gegenüber. Es ist wichtig, nicht nur für sich selbst die Hilfe zu suchen. Denkt an das Herz und die Seele von Kindern,

gibt es denn Wichtigeres? Ich hoffe der Artikel hat euch gefallen. Danke für das tolle Interview.

Alles Liebe für euch, eure Jessi

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