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4. Ausgabe

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wissen davon. Ich wohne seit meiner Kindheit in

dem Haus. Ich habe meine Nachbarn darauf angesprochen.

Und ich habe auch gefragt warum

meine Nachbarn mir nicht als Kind geholfen haben

oder mich darauf angesprochen haben.

Meine Nachbarn haben mir gesagt sie waren

sich ja nicht sicher. Ich bin aber der Überzeugung

dass meine Nachbarn das wussten dass

ich bereits als Kind Alkohol getrunken habe.

Auch das meine Mutter nur getrunken hat. Vor

allem wenn wir Besuch hatten war es sehr laut

in der Wohnung.

Was haben sie noch für andere Reaktionen erlebt

wenn sie getrunken haben?

Da meine Mutter und mein Bruder auch getrunken

haben hat es kein verändertes Verhalten

gegeben. Bei einem Krankenhaus Aufenthalt habe

ich keine Medikamente bekommen. Niemand

hat sich für meine offenen Wunden interessiert.

Einen Arzt habe ich gar nicht gesehen. Ich hatte

das Gefühl nicht gesehen zu werden von den

Schwestern oder Pflegern. Z.B. kam eine

Schwester Abends ins Zimmer, hat mir drei

Spritzen in den Oberschenkel gesetzt ohne zu

erklären wieso weshalb warum. Dadurch dass

ich keine Medikamente habe, habe ich wieder

Panikattacken bekommen. Ich hatte nichts zur

Beruhigung. Ich hatte darum gebeten die Tür

offen zu lassen. Das hat keine interessiert. Ich

wurde nicht für voll genommen. Durch den Entzug

bekommt man Durchfall. Leider ging etwas

daneben. Das ich Unterstützung beim Duschen

brauchte. Der Krankenpfleger hat mein dreckiges

Bett abgezogen und verlangte dann von mir

das ich mein Bett selbst neu beziehen müsste

da er nur für kranke Menschen da sei und ich

sei gesund. Das war eine Erfahrung die kein Alkoholiker

machen muss. Auch die Sanitäter die

mich ins Krankenhaus gebracht haben waren

sehr unverschämt und Frech mir gegenüber.

Die haben mich behandelt als ob ich der letzte

Dreck gewesen wäre. Alkoholismus ist eine

Krankheit. Wir betrinken uns nicht weil es schön

ist oder weil es schmeckt. Klarer mit Wasser

schmeckt nicht, vor allem wenn das Wasser

weniger wird und der Klarer mehr. Meiner Mutter

war das egal wenn ich getrunken habe und

Tabletten dazu genommen habe (die schläft das

aus dann ist wieder alles gut).

Merken sie eigentlich Folgeschäden von dem

Konsum?

Ja, ich spüre meine Hände und Füße nicht mehr.

Ich habe Polyneuropathie. Ich spüre meine Fußsohlen

nicht mehr dadurch bin ich unsicher auf

den Beinen. Ich fühle keine Schmerzen, deswegen

merke ich auch nicht wenn ich mich schneide

oder beim kochen verbrenne. Ich habe nicht

das Gefühl das ich vergesslich bin.

Was würden Sie sich wünschen?

Ich würde mir wünschen eine Gruppe besuchen

zu können die Tagsüber ist da ich im dunkeln

nicht raus kann. Dann mit Menschen zusammen

sein zu können die ähnliche Probleme haben. Mit

denen man sich austauschen kann. Es geht sich

da ja nicht nur um das Thema Sucht sondern

auch um Alltagsprobleme. Ich hätte mich darüber

gefreut wenn der Pflegedienst auf mein

betrunkenes Verhalten reagiert hätte und mich

in die Klinik gebracht hätten bzw. mich mir

einen Krankenwagen gerufen hätten. Wenn die

für mich eine Entscheidung getroffen hätten.

Weil ich die mag hätte ich mich auch auf die

einlassen können.

Was würden Sie anderen Menschen mitgeben

wollen?

Wenn er schon Alkoholiker ist dann sollte sich

derjenige ganz schnell Hilfe holen und immer

wieder dran bleiben am Thema. Die Finger vom

Alkohol lassen. Ich weiß es ist leichter gesagt

als getan. Und dass andere Menschen Toleranter

werden gegenüber Menschen die ein Alkohol

Problem haben. Meistens belügen Alkoholiker

sich selber.

Die besten Lügner sind Alkoholiker. Z.B. damals

als ich zum Arbeitsamt musste. War ich dort

auch betrunken habe das aber in keiner weise

erwähnt und habe immer gedacht ich bräuchte

keine Hilfe.

Was für ein Hilfsangebot hat ihnen gut getan?

In der Klinik habe ich mich bisher aufgehoben

gefühlt. Es hat mir geholfen. Meine Therapeutin

hat das Thema Sucht nicht mit mir behandelt da

sie nicht dafür zuständig war. Mit meinem

Psychiater wird darüber nicht großartig gesprochen.

Er hat ja auch nicht viel Zeit für ein

Gespräch. Er hat auch nie Möglichkeiten mir

angeboten was ich machen könnte.

Was ist der Grund, dass sie sich für das Ambulant

betreute Wohnen entschieden haben?

Ich habe mich für das betreute Wohnen entschieden,

weil ich mich alleine fühlte und einen

großen Redebedarf habe. Das Thema Sucht

hatte damit nichts zu tun. Jetzt ist es anders.

Das Thema beschäftigt mich mehr da die letzten

beiden male sehr negativ verlaufen sind.

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