20.05.2021 Aufrufe

Wirtschaftsspiegel 2021: Aufbruch

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt - das gelingt am besten mit der passenden Ausrüstung. Die Mitglieder der TechnologieRegion Karlsruhe haben das richtige Equipment und viele tolle Ideen. Lesen, wie die TRK den steinigen Weg aus der Corona-Krise meistert.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt - das gelingt am besten mit der passenden Ausrüstung. Die Mitglieder der TechnologieRegion Karlsruhe haben das richtige Equipment und viele tolle Ideen. Lesen, wie die TRK den steinigen Weg aus der Corona-Krise meistert.

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ENERGIE<br />

ENERGIEWENDE ANPACKEN<br />

SMART EAST – DAS INTELLIGENTE QUARTIER IM KARLSRUHER OSTEN<br />

Karlsruhes Klimaschutzziele sind ambitioniert: Bis zum Jahr 2050 strebt die Stadt Klimaneutralität an. Aber<br />

wie können wir die Energiewende vor Ort vorantreiben? Im gemischtgenutzten Bestandsquartier „Smart East“<br />

in der Karlsruher Oststadt werden die Potenziale einer klimaneutralen Energieversorgung in der Praxis<br />

evaluiert. Das Versuchsfeld ist das Gelände entlang der „IT- und Technologieachse“ Haid-und-Neu-Straße vom<br />

FZI „House of Living Labs“ über die Technologiefabrik Karlsruhe bis zum Hoepfner-Areal.<br />

Ein Verbund aus Unternehmen und<br />

Forschungseinrichtungen hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, dieses Leuchtturmprojekt<br />

als Teil der Energiestrategie der TechnologieRegion<br />

Karlsruhe zu realisieren.<br />

Der Oberbürgermeister der Stadt<br />

Karlsruhe Dr. Frank Mentrup begleitet<br />

das vom Ministerium für Umwelt,<br />

Klima und Energiewirtschaft Baden-<br />

Württemberg mit knapp 1 Million Euro<br />

geförderte Projekt als Schirmherr.<br />

Hervorzuheben ist die Mitwirkung aller<br />

Beteiligten: Mieter, Energieversorger,<br />

Immobilienbetreiber und -besitzer<br />

können im Projekt Smart East neue<br />

Geschäftsmodelle zur smarten Energieversorgung<br />

im Bestandsquartier erproben.<br />

Von Anfang an werden weitere<br />

potenzielle Anwender wie Kommunen,<br />

Wohnungswirtschaft, Immobilienentwickler,<br />

Gewerbeparks oder öffentliche<br />

Liegenschaftsbetreiber das Projekt in<br />

einem Anwenderkreis begleiten.<br />

Initiatoren von Smart East sind Dr.-Ing.<br />

Christoph Schlenzig, Geschäftsführer<br />

der Seven2one Informationssysteme<br />

GmbH und Manuel Lösch, Abteilungsleiter<br />

am FZI Forschungszentrum<br />

Informatik. Gemeinsam mit<br />

Dr. Friedrich Hoepfner, Geschäftsführer<br />

des Immobilienunternehmens Hoepfner<br />

Bräu, geben sie erste Einblicke:<br />

Wieso handelt es sich bei Smart East<br />

um ein Leuchtturmprojekt?<br />

Dr. Schlenzig: Mit Smart East wollen<br />

wir die Energiewende in die Stadt<br />

bringen und leisten damit einen Beitrag<br />

zum Klimaschutz in Karlsruhe. Wir<br />

wollen zeigen, dass die Vernetzung und<br />

Optimierung der Energieversorgung<br />

eines Quartiers im großen Maßstab<br />

auch in der Praxis funktioniert. Aktionsfelder<br />

im Projekt sind: Klimaschutz,<br />

Digitalisierung, Geschäftsmodelle und<br />

Partizipation.<br />

Welche Potenziale bietet die Digitalisierung<br />

der Energieversorgung<br />

im Quartier?<br />

Lösch: Durch den steigenden Anteil<br />

erneuerbarer Stromerzeugung muss<br />

man Strom auch dann verbrauchen,<br />

wenn er abhängig von Sonne und Wind<br />

zur Verfügung steht. Hierzu bietet die<br />

Kopplung der Sektoren Strom, Wärme,<br />

Kälte und Mobilität ein großes Potenzial.<br />

Die Digitalisierung der Energieversorgung<br />

im Quartier ermöglicht es,<br />

den Anteil selbst erzeugter Energie zu<br />

erhöhen, das öffentliche Stromnetz zu<br />

unterstützen, Kosten zu senken und<br />

damit letztendlich die Energiewende<br />

„von unten” zu fördern. Hierzu müssen<br />

die Akteure im Quartier kooperieren.<br />

Genau dafür möchten wir im Projekt<br />

Smart East neue digitale Geschäftsmodelle<br />

entwickeln. Beispiele hierfür<br />

sind vielfältig und reichen von Mieterstrommodellen,<br />

bei denen Eigentümer<br />

von Photovoltaikanlagen den Strom<br />

direkt an ihre Mieter verkaufen, über<br />

den optimierten Betrieb gemeinsamer<br />

Ladeinfrastruktur, bis hin zur stromnetzdienlichen<br />

Koordination von<br />

Energieverbrauch und -erzeugung.<br />

Welche Mehrwerte entstehen<br />

für die TRK?<br />

Dr. Schlenzig: Die TRK hat sich in<br />

ihrer Energiestrategie das Ziel gesetzt,<br />

die Forschungsschwerpunkte Energie,<br />

Mobilität und IT zu einem neuen Wirtschaftsschwerpunkt<br />

„Energieinformatik“<br />

zu bündeln und so zur Modellregion<br />

für Energiewende und Klimaschutz zu<br />

werden. Mit Smart East entsteht ein<br />

weiterer Leuchtturm für diese Strategie.<br />

Mit diesem Projekt macht Karlsruhe<br />

außerdem einen weiteren Schritt zur<br />

Smart City, durch die Digitalisierung<br />

der Energie-Infrastruktur der Oststadt.<br />

Und letztendlich bekommt die TRK mit<br />

Smart East eine Vorbildfunktion für<br />

moderne, praxistaugliche Konzepte für<br />

die Energiewende in Städten.<br />

Welchen Mehrwert sieht das Land<br />

Baden-Württemberg in diesem Projekt?<br />

Lösch: Smart East soll zeigen, dass die<br />

Ideen, Konzepte und Geschäftsmodelle<br />

aus der Forschung auch in der Praxis<br />

technisch umsetzbar und wirtschaftlich<br />

sind. Ziel ist es auch, Schwierigkeiten bei<br />

der praktischen Umsetzung und Hürden<br />

der Regulierung zu erkennen und<br />

Lösungen aufzuzeigen. Die Ergebnisse<br />

sollen baden-württembergischen<br />

Kommunen sowie auch über den<br />

Südwesten hinaus als Blaupause und<br />

Inspiration dienen. Erfolgreiche Vorbilder<br />

für smarte Quartiere gibt es bisher<br />

hauptsächlich in Neubauquartieren. Bei<br />

Smart East handelt es sich jedoch um<br />

ein Quartier, das aus teils über 100 Jahre<br />

alten Bestandsgebäuden besteht. Wir<br />

wollen zeigen, wie Bestandsgebäude in<br />

den Städten in smarte energieoptimierte<br />

Quartiere verwandelt werden können.<br />

Wie profitieren Bürger<br />

von Smart East?<br />

Dr. Schlenzig: Partizipation ist das<br />

vierte Aktionsfeld von Smart East –<br />

deswegen wollen wir die beteiligten<br />

Menschen eng in das Projekt einbeziehen.<br />

Zunächst einmal leistet Smart East<br />

einen direkten Beitrag zum Klimaschutz<br />

vor Ort. Energiewende-Aktivist*innen<br />

können stolz darauf sein, dass in ihrem<br />

regionalen Umfeld ein Vorzeigeprojekt<br />

wie Smart East entsteht. Wir wollen<br />

neugierig machen! Smart East soll –<br />

vereinfacht gesagt – erlebbare Werbung<br />

für die Energiewende sein.<br />

Warum macht die Hoepfner Bräu<br />

beim Projekt mit?<br />

Dr. Hoepfner: Hoepfner hat Tradition.<br />

Mit Innovationen wollen wir<br />

zukunftsfähig bleiben. Unter unserem<br />

Logo „Häuser zum Wohlfühlen“<br />

Foto Baden TV<br />

schaffen wir hier ein Areal, wo man<br />

gerne lebt und arbeitet.<br />

Bei Smart East beteiligen wir uns, weil<br />

wir das Hoepfner Areal langfristig zu<br />

einem Smart Quarter entwickeln.<br />

Leben, Arbeiten und Wohnen in einem<br />

sorgfältig entwickelten Quartier – das<br />

ist die Zukunftsvision. Deshalb schaffen<br />

wir mit dezentraler Energieerzeugung<br />

ein vernetztes System zum nachhaltigen<br />

Energie-Einsatz und parallel dazu<br />

sinkt die Verkehrsbelastung durch<br />

räumliche Nähe aller Objekte – hier<br />

kann man zu Fuß von der Wohnung<br />

in die Kita und dann ins Büro! Die<br />

Synergien zwischen unseren Mietern<br />

werden gefördert z.B. mit Kooperationen,<br />

gemeinsamer Ressourcennutzung<br />

und Marketing. Und wir setzen uns für<br />

eine hohe Lebens- und Wohnqualität<br />

ein - eben „Häuser zum Wohlfühlen“!<br />

Für diese anspruchsvollen Ziele stellen<br />

wir das Hoepfner- Areal als Real-Labor<br />

kostenlos zur Verfügung.<br />

Was ist das Besondere<br />

am Hoepfner-Areal?<br />

Dr. Hoepfner: Das ist das ideale<br />

Versuchsfeld: Neben der Brauerei,<br />

dem Pflegeheim, der Kita und dem<br />

Hightech-Unternehmer-Netzwerk<br />

CyberForum befinden sich Wohnungen,<br />

Büros, Werkstätten, sogar ein<br />

Fernseh- und ein Fotostudio auf dem<br />

Gelände. Hier werden an Ladesäulen<br />

Elektrofahrzeuge mit Strom versorgt<br />

und die großen Maschinen auf<br />

dem Gelände haben einen hohen<br />

3<br />

Energieverbrauch. Für die Zukunft<br />

planen wir, Solarstrom zu produzieren<br />

und auch das im Bau befindliche iWerkx<br />

wird als agiles Bauwerk für Industrie<br />

4.0 eine hauseigene Stromversorgung<br />

haben. Hoepfner Bräu will aktiv an<br />

der Umsetzung der Energiewende in<br />

Karlsruhe mitwirken und helfen, die<br />

vielen guten theoretischen Ansätze in<br />

die Praxis zu überführen.<br />

1 Die Trafostation im iWerkx.<br />

2 E-Mobilität auf dem Vormarsch.<br />

3 Das Smart-East-Areal um die Hoepfner-<br />

1<br />

2<br />

Burg aus der Vogelperspektive.<br />

HOEPFNER BRÄU<br />

www.hoepfner-braeu.de | www.smart-east-ka.de<br />

Foto Ras Rotter<br />

Foto Ras Rotter<br />

60 NR 64 <strong>2021</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

61

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