20.05.2021 Aufrufe

Wirtschaftsspiegel 2021: Aufbruch

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt - das gelingt am besten mit der passenden Ausrüstung. Die Mitglieder der TechnologieRegion Karlsruhe haben das richtige Equipment und viele tolle Ideen. Lesen, wie die TRK den steinigen Weg aus der Corona-Krise meistert.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt - das gelingt am besten mit der passenden Ausrüstung. Die Mitglieder der TechnologieRegion Karlsruhe haben das richtige Equipment und viele tolle Ideen. Lesen, wie die TRK den steinigen Weg aus der Corona-Krise meistert.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GRÜNES LICHT<br />

FÜR SAUBERE<br />

POWER<br />

Für die Produktion von wiederaufladbaren<br />

Akkus und Batterien werden<br />

jedes Jahr Millionen Tonnen Lithium<br />

gefördert – bislang meist außerhalb<br />

Europas unter ökologisch fragwürdigen<br />

Bedingungen. Neu entwickelte Verfahren<br />

– mit einer erheblich besseren<br />

CO2-Bilanz – können in absehbarer<br />

Zeit nun aber auch hierzulande einen<br />

wirtschaftlichen Abbau möglich<br />

machen. Lithium soll dabei in Geothermieanlagen<br />

aus den Tiefen des<br />

Oberrheingrabens gefördert werden.<br />

Aktuell importiert Deutschland den<br />

begehrten Rohstoff, der vor allem für<br />

die Produktion von Batteriezellen für<br />

Elektrofahrzeuge gebraucht wird, aus<br />

den typischen Förderländern Chile,<br />

Argentinien und Australien. Das soll<br />

sich ändern. Für das Klimaschutzprogramm<br />

der Bundesregierung stehen<br />

innovative Verfahren zur Herstellung<br />

E-MOBILITÄT WIRD<br />

NACHHALTIGER<br />

Lithium-Ionen-Akkus sind aus dem täglichen Leben kaum mehr wegzudenken. Aber wie klimafreundlich sind<br />

die Lithium-Batterien, die in Autos, Fahrrädern & Co. verbaut sind? Fakt ist: Die Umweltbilanz beim Lithiumabbau<br />

hängt massiv davon ab, wo und wie das Metall abgebaut wird.<br />

dringend benötigter Rohstoffe in<br />

Europa ganz oben auf der Liste.<br />

WEISS WIE SCHNEE –<br />

DER ROHSTOFF LITHIUM<br />

Das leichteste Metall der Welt<br />

gehört zu den „nicht nachwachsenden“<br />

Rohstoffen. Auffinden lässt sich<br />

die seltene Erde in mineralischem<br />

Gestein und Salzwüsten. Im „Lithium-<br />

Dreieck“ – eine Grenzregion zwischen<br />

Argentinien, Bolivien und Chile – sind<br />

große Lithium-Vorkommen von weltweiter<br />

Bedeutung in ausgetrockneten<br />

Salzseen zu finden.<br />

Mehrere Studien belegen, dass in<br />

einigen mitteleuropäischen Thermalwasserreservoiren<br />

beachtliche Anteile<br />

an Lithium im Tiefenwasser zu finden<br />

sind – die Frage ist, wie es aufbereitet<br />

werden kann. Ein Pilotprojekt des<br />

Karlsruher Instituts für Technologie<br />

(KIT) beschäftigt sich ausführlich damit,<br />

die notwendigen technischen und<br />

wirtschaftlichen Grundlagen für eine<br />

Lithiumproduktion aus heißem Thermalwasser<br />

in Deutschland zu schaffen.<br />

DIE GEWINNUNG<br />

Das lithiumhaltige Grundwasser in den<br />

salzhaltigen Wüstengebieten wird in<br />

extra angelegte Becken hochgepumpt.<br />

Durch Verdunstung des Grundwassers<br />

über mehrere Monate gewinnt man<br />

Lithium-Karbonat, das dann weiterverarbeitet<br />

wird. Das belastet nicht nur<br />

die Umwelt, sondern wirkt sich auch<br />

negativ auf die Lebensbedingungen der<br />

lokalen Bevölkerung aus.<br />

LITHIUM AUS<br />

THERMALWÄSSERN<br />

In der Geothermieanlage Bruchsal,<br />

die das Energieunternehmen EnBW<br />

gemeinsam mit den Stadtwerken<br />

Foto stock.adobe.com – Matyas Rehak<br />

Bruchsal seit 2010 betreibt, wird<br />

Tiefenwasser für Wärme und Strom<br />

gefördert und nach der thermischen<br />

Nutzung wieder zurückgeführt. Dabei<br />

werden rund 800 Tonnen Lithiumchlorid<br />

pro Betriebsjahr ungenutzt wieder<br />

ins Erdreich gefördert. Um den Lithiumgehalt<br />

in Thermalwässern effizient zu<br />

nutzen, entwickelte die EnBW gemeinsam<br />

mit dem KIT ein Verfahren, mit<br />

dem sich das im Tiefenwasser gelöste<br />

Lithium nachhaltig gewinnen lässt.<br />

Aus Schichten zwischen 3.000 und<br />

5.000 Metern Tiefe wird das zwischen<br />

160 und 180 Grad Celsius heiße Thermalwasser<br />

an die Oberfläche befördert,<br />

das dann durch einen Wärmetauscher<br />

geht. Parallel zum regulären Geothermiebetrieb<br />

setzen Wissenschaftler ein<br />

Ionensieb ein, um den Rohstoff Lithium<br />

zu isolieren. Eine echte Chance also,<br />

der Elektromobilität zu einem wirklich<br />

grünen Fußabdruck zu verhelfen und<br />

die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen<br />

zu steigern.<br />

BATTERIE RECYCLING –<br />

GEHT DAS?<br />

Zukünftig sollen die äußere Form,<br />

optimierte Rohstoffkreisläufe und eine<br />

Mehrfachnutzung die Lithium-Ionen-<br />

Batterien nachhaltiger und sicherer<br />

machen. Wichtige Grundlagen dafür<br />

schaffen Wissenschaftler des Bereichs<br />

Verfahrenstechnik und Materialwissenschaft<br />

am KIT mit ihrer Forschung<br />

zum Batterielebenszyklus.<br />

Batteriezellen mit einer dauerhaft<br />

hohen Leistungsfähigkeit können den<br />

ökologischen Fußabdruck z.B. in der<br />

Elektromobilität erheblich verringern.<br />

Denkbar ist auch, solche Zellen nach<br />

Gebrauch weiter zu nutzen, etwa in<br />

großen Netzspeichern. Doch nicht<br />

alle Zellen sind für solche „Second-<br />

Life-Szenarien“ geeignet, der Langzeitbetrieb<br />

erfordert das perfekte<br />

Zusammenspiel zahlreicher Komponenten<br />

und Materialien: „Beim<br />

dauerhaften Laden und Entladen einer<br />

Batterie finden unweigerlich auch<br />

unerwünschte Reaktionen statt“, sagt<br />

Professor Hans Jürgen Seifert vom<br />

Institut für Angewandte Materialien –<br />

Angewandte Werkstoffphysik des KIT.<br />

„Wenn das ihr Verhalten nachteilig<br />

beeinflusst, spricht man von Degradation<br />

oder Alterung. Man kann sie<br />

nicht ganz verhindern, aber durch ein<br />

entsprechendes Zelldesign verzögern<br />

und abmildern.“<br />

Seifert und sein Team analysieren<br />

zudem die Zersetzungsmechanismen<br />

der Batterieflüssigkeiten (Elektrolyt).<br />

Dazu müssen hochpräzise Messungen<br />

durchgeführt werden. Ziel des<br />

Projektes sind präzise Vorhersagen<br />

zum Zellverhalten bei der Nutzung,<br />

erklärt Seifert: „Mit unseren Modellen<br />

können dann sichere und nachhaltige<br />

Batterien entwickelt und zügig auf den<br />

Markt gebracht werden.“<br />

ANGELIKA SCHMIED<br />

www.wvs.de<br />

ZERO CARBON LITHIUM®<br />

PRODUKTION – VULCAN<br />

ENERGIE RESSOURCEN GMBH<br />

DR. HORST KREUTER,<br />

GRÜNDER UND<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Heißer Rohstoff auf dem Weg<br />

zum Erfolg: Bei Vulcan werden die<br />

sehr warmen Thermalwässer des<br />

Oberrheingrabens zur Herstellung<br />

des hochwertigen Zero Carbon<br />

Lithium® genutzt und die nebenbei<br />

erzeugte, überschüssige Energie<br />

in das öffentliche Wärme- und<br />

Stromnetz eingespeist. Durch die<br />

Stromproduktion aus erneuerbarer<br />

Energie ist der gesamte Prozess unabhängig<br />

von fossilen Brennstoffen<br />

und verbraucht nur wenig Wasser<br />

und Fläche. Schon in drei bis vier<br />

Jahren könnte das Unternehmen<br />

erhebliche Mengen Zero Carbon<br />

Lithium® für die Herstellung von<br />

nachhaltigeren Batterien liefern.<br />

www.v-er.eu<br />

Oberfläche der größten Salzebene<br />

der Welt, Salar de Uyuni, Bolivien.<br />

62 NR 64 <strong>2021</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!