Reichswaldblatt - JULI 2021
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FEUCHT<br />
Bündnis<br />
„Kein ICE Werk im Reichswald“<br />
20<br />
Seit mehreren Jahren gibt es ein Thema, das<br />
alle Parteien beschäftigt, den Klimaschutz.<br />
Mittlerweile ist die Wichtigkeit des Klimaschutzes<br />
bei uns allen angekommen und keine<br />
Randerscheinung mehr. Der Klimawandel ist<br />
nicht mehr wegzudiskutieren und auch wir in<br />
Feucht haben mittlerweile mit Regenknappheit<br />
und heißen Tagen zu kämpfen.<br />
Viele Menschen, Politiker und Professoren beschäftigen<br />
sich mit der Frage, wie kann der Klimawandel<br />
gestoppt, verlangsamt oder gar verhindert werden?<br />
Letztendlich kommen alle überein, dass dem Wald<br />
auf unserer Welt besondere Bedeutung zukommt.<br />
Vor allem sind es die großen zusammenhängenden<br />
Waldgebiete, die es zu schützen gilt.<br />
Gerade als man diese Erkenntnis gewonnen und<br />
verstanden hat, kommt die DB AG (Eigentümer der<br />
Bund) mit dem Vorschlag, in ein zusammenhängendes<br />
Waldgebiet ein ICE-Instandhaltungswerk<br />
zu bauen. Da stellt sich uns schon die Frage, was<br />
bringen die ganzen Untersuchungen und Bekundungen<br />
zum Klimaschutz, wenn man trotzdem<br />
weitermacht, wie vorher und zusammenhängende<br />
Waldgebiete mit Bauten durchzieht oder abholzt.<br />
Ein Bekenntnis zum Klimaschutz sieht anders aus.<br />
Durch das ICE Werk sollen bis zu 45 ha, das<br />
sind ca. 63 Fußballfelder, abgeholzt werden. Die<br />
Zu- und Abfahrten zur Baustelle sind noch nicht<br />
eingerechnet, das würde sich zusätzlich auf den<br />
Wald auswirken. Für uns sind alle Standorte im<br />
Reichswald ungeeignet, der Wald muss endlich<br />
Bestandsschutz haben. Unser Wald speichert Wasser,<br />
er kühlt die Umgebung, er reinigt die Luft und gibt<br />
uns sauberen Sauerstoff zurück. Ebenso ist er Heimat<br />
für viele Tier- und Pflanzenarten. Die Gebiete im<br />
Reichswald stehen unter besonderem Schutz als<br />
EU-Vogelschutzgebiet und Natura 2000.<br />
Im Übrigen: Ein Spaziergang durch den Wald<br />
entspannt, gibt uns Ruhe und Kraft. Wir wollen und<br />
werden uns das nicht nehmen lassen, zumal es mit<br />
Sicherheit Standorte gibt, die geeigneter sind.<br />
Das Gebiet der MUNA gilt als Sperrgebiet, einige<br />
Bereiche sind auch eingezäunt. Was ist das für ein<br />
Gebiet, sodass es gesperrt werden muss.<br />
<strong>JULI</strong> <strong>2021</strong><br />
Im Jahre 1945 sammelten die amerikanischen<br />
Streitkräfte die aufgefundenen Munitionsrückstände<br />
Süddeutschlands in der MUNA. Die Bestände<br />
wurden durch Sprengen und Verbrennen reduziert.<br />
Am 4. Mai 1946 leitete ein Brand eine Katastrophe<br />
ein, es verbrannten über 50 Gebäude und im<br />
Freien gestapelte Munition, unter anderem 300<br />
Sprengkörper der V2-Rakete. Die Schäden durch<br />
die Brandkatastrophe wurden unter der Leitung<br />
der für die Verwertung des Rüstmaterials eigens<br />
gegründeten „Staatlichen Erfassungs-Gesellschaft<br />
für öffentliches Gut“ beseitigt. Bis zum endgültigen<br />
Ende der Arbeiten wurde sicherlich der größte Teil<br />
der MUNA bis in 30 cm Tiefe untersucht, bei stärkerer<br />
Verseuchung mit Munition auch tiefer.<br />
Im Jahr 1948 wurde bei den Aufräumarbeiten in den<br />
1945 zugesprengten Bunkern ca. 18 Tonnen „Lost“-<br />
Sprühbüchsen (sog. Senfgas) entdeckt. Die Sprühbüchsen<br />
wurden als sogenannte Gelbringmunition<br />
bezeichnet, d.h. mit dem Kampfstoff LOST bzw.<br />
Senfgas gefüllte Munition. Ende 1948 wurden sie<br />
von einer Spezialfirma durch Verbrennen unschädlich<br />
gemacht. Weiterhin wurde die Sprengung von<br />
Restbeständen angeordnet, sodass täglich fünf<br />
Tonnen Sprengstoff vernichtet wurden.<br />
Zwischen 1949-1962 wurden Sprengtrichter mit<br />
Auffüllmaterial, wahrscheinlich Gemeindemüll,<br />
aufgefüllt.<br />
In den Jahren von 1962 -1992 nutzten die amerikanischen<br />
Streitkräfte das Gebiet und es entstanden<br />
„3 Inseln“ im Wald: NATO-Site 23, FASA und POL<br />
(Auszug aus 5. Änderung des Flächennutzungsplanes<br />
2013- Umweltbericht)<br />
NATO 23-Waffenlager (Kampfstoffvernichtung)<br />
Das Gebiet, auf dem die US-Truppen vermutlich Kernwaffensprengköpfe<br />
lagerten, ist besonders kontaminiert;<br />
es besteht der Verdacht, dass dort noch Behälter<br />
mit Kampfgas lagern könnten. In den Jahren von 2006<br />
bis 2009 erfolgten in diesem Bereich umfangreiche<br />
Sanierungsmaßnahmen, die vor allem die geotechnische<br />
Sicherung durch die Oberflächen Abdichtung<br />
umfassten. Der Boden im westlichen und südlichen<br />
Teil wurde mit seinen Rüstungsaltlasten seit 2006 mit<br />
Beton versiegelt. Dies wurde anstatt einer Bodensanierung<br />
durchgeführt. Das Risiko, die Altlasten ganz aus<br />
dem Boden zu entfernen und hierbei die Atmosphäre<br />
zu belasten, wurde als zu hoch eingeschätzt, da die<br />
Munition teils Giftgas enthalten kann. Es gelangten<br />
teilweise Bestandteile<br />
ins Grundwasser und<br />
zwei Brunnen in dem<br />
Waldstück sind bis heute<br />
stillgelegt. Im Jahr 2006<br />
wurde NATO-Site 23<br />
zum Teil durch eine<br />
sechs Millionen teure<br />
Betonplatte versiegelt.<br />
Eine weitere Gefährdung<br />
durch Korrosion<br />
der Kampfstoffbehälter<br />
auf dem Wirkungspfad<br />
Boden-Grundwasser<br />
wird damit unterbunden.<br />
Zum Grundwasser hin ist<br />
das Gebiet durch eine<br />
natürliche wasserundurchlässige Tonschicht abgegrenzt.<br />
Das aktuelle Grundwasser-Monitoring im<br />
Jahr 2010 im näheren Abstrom beweist, dass die<br />
Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser deutlich<br />
sinken.<br />
FASA (Munitionsbunker)<br />
Für diesen Bereich liegen im Jahr 2006 keine Beurteilungen<br />
des Wirkungspfades Boden-Grundwasser<br />
vor. Die Beobachtungen laufen hier weiterhin.<br />
POL (Tanklager)<br />
Am Südrand des POL ist eine geringe Verunreinigung<br />
durch TNT feststellbar, ein Sanierungsbedarf<br />
besteht nicht. Im weiteren südlichen Bereich ist<br />
eine Verunreinigung mit Hexogen (giftiges Abbauprodukt<br />
von Sprengstoff) festgestellt worden, eine<br />
Sanierung wird hier ebenfalls nicht durchgeführt, das<br />
Trinkwasser ist eingeschränkt nutzbar. Ein Abwärtstrend<br />
ist erkennbar, die Beobachtungen laufen hier<br />
ebenfalls weiterhin.<br />
Beginnend ab 1992 wurde ein Großteil des Geländes<br />
umzäunt. Der Grund gehört dem Freistaat Bayern,<br />
die Sicherheitsbehörde jedoch ist der Markt Feucht.<br />
Ein Betretungsverbot besteht bis heute.<br />
Der größte Teil der MUNA Feucht ist bereits mehrfach<br />
vor dem Abholzen gerettet worden, vor einem<br />
Panzerübungsplatz, einem BMW-Werk und einer<br />
Straße. Die Bürgerinnen und Bürger in Feucht haben<br />
erst vor wenigen Jahren das geplante Gewerbegebiet<br />
Moserbrücke per Bürgerentscheid mit 72%<br />
Mehrheit verhindert. Es reicht, Finger weg von<br />
unserem Reichswald. Kein ICE Werk im Reichswald!<br />
Harald Danzl<br />
Pressesprecher<br />
„Kein ICE Werk im Reichswald“<br />
Die Informationen über das MUNA-Gelände<br />
wurden hauptsächlich aus dem „Museum für<br />
historische Wehrtechnik e.V.“ in Röthenbach/<br />
Pegnitz übernommen. Sie können sich informieren<br />
unter:<br />
https://www.wehrtechnikmuseum.de/Exponate/<br />
Sonderausstellungen/Muna_Feucht/muna_<br />
feucht.html<br />
Sie können das Bündnis unter folgendem Link<br />
unterstützen und die Petition unterschreiben:<br />
http://chng.it/TLzyDKHqTP