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279.TIROL - Juli 2021

Ausgabe 4, Juli 2021

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84 tirol.blickt über die Grenzen tirol.blickt über die Grenzen<br />

85<br />

LERNEN VOM<br />

ERFOLGSMODELL INKOBA<br />

Tiroler Delegation auf Exkursion in Oberösterreich: Eine Delegation aus dem Tiroler Bezirk<br />

Kitzbühel besuchte Ende April Oberösterreich und schaute sich drei unterschiedliche INKOBA-<br />

Modelle vor Ort an. INKOBA steht für „Interkommunale Betriebsansiedlung“. Fünf Gemeinden<br />

um St. Johann in Tirol wollen einen gemeindeübergreifenden Betriebsstandort nach dem oberösterreichischen<br />

Vorbild entwickeln.<br />

OBEN: Die INKOBA-Delegation<br />

aus Tirol bei ihrem<br />

Besuch im INKOBA-Betriebsbaugebiet<br />

Freistadt-Süd.<br />

(© Business Upper Austria)<br />

Lengau<br />

Freistadt<br />

Schwanenstadt Steyr<br />

Salzkammergut Nord<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. PETRA DANHOFER<br />

Als Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation<br />

bei Business Upper<br />

Austria kümmert sich Petra Danhofer<br />

um Pressearbeit, Medienkooperationen<br />

und Kundenmagazine der oberösterreichischen.<br />

Standortagentur.<br />

Am 28. April <strong>2021</strong> hat sich die Tiroler Delegation<br />

bei oberösterreichischen INKOBA-<br />

Verbänden vor Ort informiert. Die Bürgermeister*innen<br />

der fünf Gemeinden<br />

St. Johann in Tirol, Going, Reith, Kirchdorf<br />

und Oberndorf in Tirol, Vertreter*innen des<br />

Tiroler Regionalmanagements, der Tiroler<br />

Ansiedlungsagentur und der GemNova nahmen<br />

an der Exkursion teil.<br />

1.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />

Erste Station war die INKOBA-Region Freistadt,<br />

der größte INKOBA-Verband Oberösterreichs.<br />

Alle Gemeinden des Bezirks<br />

Freistadt sind Mitglied. Sie bewirtschaften<br />

mittlerweile neun Standorte gemeinsam.<br />

Die angesiedelten Unternehmen haben<br />

1.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen.<br />

Obmann Bürgermeister Friedrich Stockinger<br />

erklärte, warum die INKOBA in der<br />

Region zur Selbstverständlichkeit geworden<br />

ist: „Es werden alle Beschlüsse einstimmig<br />

gefasst. Das Argument, dass sämtliche<br />

Wohnlandgemeinden im Umland die Fachkräfte<br />

für die Standortgemeinden liefern,<br />

hat alle Gemeinderäte zur Aufteilung der<br />

Kommunalsteuer überzeugt.“<br />

www.freistadt.inkoba.at<br />

Innovative Powerregion<br />

Zweiter Halt war die Powerregion Enns-<br />

Steyr, zu der sich acht Gemeinden zusammengeschlossen<br />

haben. Sie bearbeiten die<br />

gemeinsame Raumordnung, gemeinsame<br />

Betriebsstandortentwicklung und gemeinsame<br />

Regionalentwicklung. Die ersten<br />

Betriebe haben am Standort Asten/St. Florian<br />

mit den Bauarbeiten begonnen. Mit<br />

innovativen Baulandsicherungsverträgen<br />

finanziert die jeweilige Standortgemeinde<br />

die Infrastruktur. „Alle Gemeinden müssen<br />

ihre Fläche der INKOBA anbieten, und<br />

es wird einstimmig beschlossen, welche<br />

Standorte entwickelt werden“, erläutert<br />

Obmann Bürgermeister Christian Kolarik.<br />

www.power-region.at<br />

Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit<br />

Zwei oberösterreichische und zwei Salzburger<br />

Gemeinden haben 2007 die bundesländerübergreifende<br />

INKOBA Lengau<br />

gegründet. Mittlerweile sind mehr als 400<br />

Arbeitsplätze entstanden. Seit drei Jahren<br />

teilen sich die vier Gemeinden die Kommunalsteuern.<br />

Oberösterreich hat die günstigen<br />

Grundstücke beigesteuert, Salzburg<br />

die Errichtung der Infrastruktur. Die Kommunalsteuern<br />

jener Unternehmen, die das<br />

Bundesland gewechselt haben, fließen ins<br />

ursprüngliche Bundesland zurück. Das ist<br />

ein wichtiges Argument bei der Vermarktung<br />

des Standorts.<br />

Vorteil: schnelle Verfahren<br />

Obmann Bürgermeister Erich Rippl weiß,<br />

warum die INKOBA Lengau so gut funktioniert:<br />

„Insbesondere die kurze Verfahrensdauer<br />

bei der Flächenwidmung in<br />

Oberösterreich ist für die Unternehmen<br />

ein wesentlicher Standortfaktor. Beispiel<br />

KS Pharma: Erstgespräch im Dezember,<br />

Handschlag für Kaufvertragsunterzeichnung<br />

am 12. Jänner, Gemeinderatsbeschluss<br />

im Februar. Die rechtskräftige<br />

Widmung erfolgte im April. Gleichzeitig<br />

war die Einreichplanung fertig und die<br />

bau- und gewerberechtliche Verhandlung<br />

abgeschlossen. Baubeginn war im<br />

Mai und Inbetriebnahme im November.“<br />

www.standortooe.at/inkoba<br />

Kooperation ist Trumpf<br />

Kein anderes Bundesland verfügt auch nur<br />

annähernd über eine derartige Dichte von<br />

kooperierenden Gemeinden wie Oberösterreich.<br />

Mit der im Dezember 2020 gegründeten<br />

INKOBA-Region Schwanenstadt<br />

gibt es bereits 29 gemeindeübergreifende<br />

Kooperationsgemeinschaften im Land ob<br />

der Enns. 295 der 438 Gemeinden sind<br />

in INKOBA-Verbänden und Wirtschaftsparks<br />

organisiert. Das sind zwei Drittel aller<br />

Gemeinden Oberösterreichs.<br />

RECHTS: Die INKOBA Salzkammergut Nord<br />

hat im April <strong>2021</strong> einstimmig einen neuen<br />

Obmann gewählt. V. l.: Der neue Obmann, Herbert<br />

Schönberger aus der Gemeinde St. Konrad,<br />

sein Vorgänger Bürgermeister Hans Kronberger<br />

aus der Gemeinde Kirchheim und Rainer Edelsbrunner<br />

von Business Upper Austria.<br />

(© Business Upper Austria)<br />

Vorteile für Gemeinden<br />

Zahlreiche Vorteile für Gemeinden<br />

machen das INKOBA-Modell in Oberösterreich<br />

so erfolgreich, erklärt die Leiterin<br />

der Abteilung Investoren- und Standortmanagement<br />

bei Business Upper Austria,<br />

Tanja Spennlingwimmer: „Durch das<br />

gemeinsame Entwickeln, Erschließen<br />

und die gemeinsame Vermarktung von<br />

Betriebsstandorten können sich die Kommunen<br />

sowohl die Kosten als auch die<br />

Erträge teilen. Das erleichtert die Finanzierung.“<br />

Alle Gemeinden einer Region –<br />

auch jene mit geringerem Standortpotenzial<br />

– profitieren von der Aufteilung der<br />

Kommunalsteuern. Weil Schwerpunkte<br />

miteinander abgestimmt werden, werden<br />

Nutzungskonflikte und Standortkonkurrenz<br />

vermieden. Und nicht zuletzt entlasten die<br />

Synergien die Gemeinden organisatorisch.<br />

Standortagentur ist kompetenter Partner<br />

Bei all diesen Vorhaben übernimmt die<br />

oberösterreichische Standortagentur die<br />

Rolle des Förderers und Beraters. „Noch<br />

heuer werden wir einzelne Aspekte des<br />

INKOBA-Modells überarbeiten und an die<br />

aktuellen Rahmenbedingungen anpassen“,<br />

sagt Spennlingwimmer. In den vergangenen<br />

Monaten hat Business Upper<br />

Austria beispielsweise Möglichkeiten für<br />

ein steuerlich optimiertes Vorgehen analysiert.<br />

Die Plattform<br />

www.inkoba.at ist eine<br />

umfassende Wissensdatenbank,<br />

u. a. mit<br />

hilfreichen Dokumenten<br />

zum Download.<br />

KOMMENTAR<br />

VON GEORG<br />

KEUSCHNIGG<br />

RECHTS: Im Stift St. Florian<br />

erklärte Bürgermeister Christian<br />

Kolarik das INKOBA-Modell der<br />

Powerregion Enns-Steyr. Auch die<br />

INKOBA-Delegation aus Tirol war<br />

Gast. (© Business Upper Austria)<br />

Gewerbegebiete: Die oberösterreichische<br />

Politik der Flächensicherung<br />

69 Prozent der 438 oberösterreichischen<br />

Gemeinden sind Mitglied eines INKO-<br />

BA-Gemeindeverbandes (interkommunales<br />

Gewerbegebiet). Wie der frühere<br />

Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und der<br />

Geschäftsführer von Business Upper Austria,<br />

Werner Pamminger, in einem Hintergrundgespräch<br />

mit der Tiroler Delegation<br />

berichteten, war es von Beginn an das Ziel,<br />

für die bestehenden Betriebe Erweiterungs-<br />

flächen vorzuhalten und für mögliche Neuansiedlungen<br />

Flächen rasch und zu verlässlichen<br />

Preisen verfügbar zu haben. Zudem<br />

galt es, Arbeitsplätze in die ländlichen Regionen<br />

zu bringen. Bei den erfolgreicheren<br />

INKOBAS sind die Infrastrukturinvestitionen<br />

bereits refinanziert, sodass die Gemeinden<br />

schon Rückflüsse lukrieren können.

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