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„Hier herrscht totaler Friede

zwischen den Kulturen und

Künsten!“

Karrieresprungbrett. Warum liegt es dir so

am Herzen, junge Talente aus Augsburg zu

fördern?

Ich war ja als junger Mensch selbst sehr aktiv als

Künstler, sowohl in der Türkei wie auch später in

Deutschland. Ich habe von Anfang an gemerkt,

dass es in Augsburg viele junge Musiker*innen

gibt, die großes Potenzial haben, aber noch einen

Ort und etwas Orientierung brauchen. Dafür

ist das Neruda da. Viele Künstler*innen haben

sich auch hier erst beim gemeinsamen Jammen

kennengelernt und zusammengetan. Wenn ich

höre, wie erfolgreich die Leute sind, die hier ihre

ersten Auftritte hatten, wie z.B. John Garner, Ala

Cya, Art in Crime oder MHA, fühle ich mich wie

ein stolzer Künstler-Papa! Wenn die Leute mich

fragen, wie viele Kinder ich habe, sage ich zwei

leibliche Töchter, aber eigentlich sind es inzwischen

mindestens 500 Neruda-Kinder, die mich

auch alle Papa nennen (lacht).

Wie sehr die Augsburger*innen das Neruda

dafür schätzen, hat sich auch bei eurer Spendenaktion

im ersten Corona-Lockdon gezeigt,

als innerhalb weniger Wochen über 10.000

Euro für den Erhalt des Kulturcafés zusammenkamen.

Das war für uns wirklich eine riesige Unterstützung.

Zu sehen, dass es den Menschen in

Augsburg wichtig ist, dass dieser Ort weiterlebt,

war ein wunderbares Gefühl. Ich bin sehr

dankbar für den Rückhalt der Leute. Vor ein paar

Jahren gab es mal eine Beschwerde von einem

neuen Anwohner, woraufhin das Ordnungsamt

uns die Genehmigung für Musikveranstaltungen

entziehen wollte. Da hat der Kültürverein eine

Unterschriftenaktion für das Neruda gestartet, bei

der in kurzer Zeit 20.000 Menschen mitgemacht

und viele auch tolle Texte geschrieben haben,

warum sie finden, dass das Neruda so ein besonderer

Kulturort ist.

Und wie sieht es mit dem Rückhalt vonseiten

der Stadt aus?

Ich möchte mich nicht beschweren, denn die

Behörden machen ja auch nur ihren Job. Aber

die Stadt sollte das Neruda nicht nur als Café

oder Kneipe sehen, sondern als Kulturstätte.

Diese Engstirnigkeit stört mich manchmal.

Unser Wunsch ist es, dass die Stadt uns und

unsere Kultur ernst nimmt, mit uns in Kontakt

tritt und Vertrauen entwickelt. Wir wollen

ja keine Unruhe stiften und niemanden mit

unserer Kunst stören. Wir fordern nicht viel von

den städtischen Behörden, nur Verständnis und

Erlaubnis für unsere Projekte. Aber wir sind

zumindest schon mal froh, dass wir vor Kurzem

endlich eine Genehmigung für die Bestuhlung

auf dem Bürgersteig vor dem Neruda bekommen

haben.

Du bist auch Gründungsmitglied des Kültürvereins

Augsburg. Wie steht es denn um eure

Pläne für die diesjährigen Kültürtage?

Im Juli haben wir ja schon unsere Pop Up-Events

veranstaltet, bei dem Künstler*innen spontan an

verschiedenen Orten in der Stadt aufgetreten sind.

Im Oktober soll es dann eine Corona-gerechte

Version unsere Kültürtage geben, unter anderem

mit einem Kabarett-Best-of aus 11 Jahren und vielen

anderen spannenden Projekten. Ein Kültürtage-Festival

mit dem vollen Programm kann dann

hoffentlich nächstes Jahr wieder stattfinden.

Gibt es einen Zukunftswunsch, den du dir

gerne noch erfüllen möchtest?

Ich möchte noch viel mehr Kultur in Augsburg

machen. Im Neruda fühlen wir uns wohl und

alles läuft wunderbar, aber wir müssen öfter

aus dem Wohnzimmer in die Welt hinaus, um

mehr Menschen zu erreichen und Kultur auch

zu denen zu bringen, die nicht so einfach zu uns

kommen können. In der Stadt gibt es zum Beispiel

so viele Grünflächen, auf denen man kleine

Akustik-Konzerte und Jam-Sessions organisieren

könnte. An der Stelle ist dann wieder eine gute

Zusammenarbeit mit der Stadt gefragt. (lina)

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