56 HEIMATKLÄNGEGRÜSSEAUS DER HEIMATSAN ANTONIO KID HABEN EIN NEUESALBUM VERÖFFENTLICHTZWEI JAHRE NACH „MYSTIC WAVES“ HABEN SANANTONIO KID NOCHMAL FAHRT AUFGENOMMENUND EIN NEUES ALBUM VERÖFFENTLICHT, DAS GE-SCHICKT ZWISCHEN PSYCHEDELIC, SURFSOUND,AMERICANA UND JETZT AUCH POP PENDELT.WALTER SIANOS HAT DRUMMER SANDRO DE NOBILIZUM INTERVIEW GETROFFEN.
HEIMATKLÄNGE57San Antonio Kid ist ein ziemlich raffinierterBandname. Einerseits markierter mit dem Antonsviertel eure Hoodund gleichzeitig projiziert er auch noch ein gewissesTexas-Feeling.Genau diese Assoziation hatten wir auch im Sinn,als wir uns für diesen Namen entschieden haben.Oft findet man ja erst mit dem Alter Zugangzu seinen Wurzeln. Was bedeutet für euch derBegriff Heimat?Da ist schon was dran, mit dem späten Bekenntniszu seinen Roots. Unser Sound klingt sehramerikanisch, aber wir sind Augsburger und dasdarf man ruhig hören und sehen.Mit Sehen meinst du sicher auch das Plattencovervon „Greetings from San Antonio Kid“?Dieses kitschige Postkartenmotiv ist an sich janichts wirklich Neues, aber die Augsburg-Fotos imSchriftzug haben uns gefallen. Da unsere Musikstark an die 60er und 70er Jahre angelehnt ist,durfte der Hotelturm nicht fehlen, auch wenn erals Motiv längst überstrapaziert ist. Aber geradefür die jüngere Generation ist er so etwas wie dasWahrzeichen der Stadt.Anfang Juli habt ihr euer Release-Konzert aufdem Gelände des Gaswerks gegeben. Es warder erste Auftritt nach über einem Jahr. Wiewar es da oben on stage?Es hat unglaublich gut getan, wieder einmalauf den Bühnenbrettern zu stehen. Auch die Vorbereitungauf das Konzert war schön, weil sich vorAuftritten immer eine gewisse Spannung aufbaut.Unsere Platte hätte eigentlich schon im Winter2020 erscheinen sollen, aber wir haben es wegendes Lockdowns auf den Sommer verschoben.Der Auftritt war mit Auflagen verbunden unddie Open-Air-Location war bestuhlt.Das ist natürlich mit einem Club-Gig nichtzu vergleichen. Aber wir sind vom Tempo ja nichtdie schnellste Combo, deswegen ist ein sitzendesPublikum für uns kein wirklicher Nachteil. DieAtmosphäre war toll, das Wetter hat gehalten, andiesem Abend wäre ich selber auch gerne Gast gewesen.Denkwürdig waren eure Special Guests. Ihrhabt euch einfach selber supportet und dasecht originell gelöst. „Die Vorband“ spielte hintereinem weißen Vorhang und man sah lediglicheure Silhouetten. Gute Idee eigentlich …Ja … (lacht). Es gab strenge Auflagen für diesesKonzert, vor und hinter der Bühne durfte nur einebestimmte Anzahl an Personen verkehren. Nochdazu ist es auch nicht immer einfach, eine passendeBand zu finden. Wir haben u.a. Stücke vonA/B Repeat, The Beta Band oder 13th Floor Elevatorsgecovert. Jeder von uns hat seine musikalischenVorlieben und Einflüsse und das wolltenwir damit auch zum Ausdruck bringen.Als wir zum ersten Mal über das neue Albumsprachen, hast du betont, dass es etwas poppigerausgefallen ist. Wollt ihr euren Prärie-Staub abklopfen oder habt ihr keinen Bockmehr auf Spaghetti-Western?Wir waren es irgendwann etwas leid, immermit gewissen Klischees und dieser Tarantino-Nummer konfrontiert zu werden. Es ist jetzt nichtso, dass wir uns neu erfunden haben, aber wirhaben uns einfach weiterentwickelt.Pop ist ja ein sehr breitgefächerter Begriff.Fans von Billy Eilish würden das sicher andersdefinieren. Ich finde, ihr seid eingängiger gewordenund habt Songs mit echten Refrainsund auch mehr Tempo kreiert.Wenn das bei dir so rüberkommt, dann ist essuper, denn genau das war unsere Absicht. Wirsind ja eher die gemütlichen Typen, aber ich findeauch, dass uns etwas mehr Speed gut zu Gesichtsteht. Inzwischen haben wir schon einige neueStücke geschrieben und die sind alle etwas zackigerausgefallen.Nach der Platte ist also vor der Platte?Ja, die neue Scheibe hat zwei Jahre auf sichwarten lassen und so viel Zeit wollen wir nichtmehr verstreichen lassen. Fünf, sechs Nummernsind bereits fertig, eine EP wäre also schon zeitnahmöglich.Das Album ist ja mehr oder weniger ein Lockdown-Baby.Habt ihr aus der Not eine Tugendgemacht?Nicht zu proben, war ein echtes Problem füruns und wir haben die Zeit genutzt, um neueSongs zu schreiben. Unser Sänger Matt hat seineSkizzen herumgeschickt und jeder konnte dannseine Ideen miteinbringen. Das hat erstaunlich gutfunktioniert. Als es dann aber endlich wieder imProberaum losging, war das unglaublich cool füruns alle.Das letzte Album war sehr DIY, ihr habt allesim eigenen Proberaum aufgenommen.Aus unserem Übungsraum ist inzwischen dasDropoutSound-Studio geworden, dass von MichiStrassmair betrieben wird. Mittlerweile nehmenauch schon andere Bands dort auf.„Greetings from …“ erscheint wie die letztenAlben auch wieder bei Johnny Hankes „OffLabel Records“. Plattenfirmen scheinen jaimmer überflüssiger zu werden, was sprichtfür eure Kollaboration?Johnny ist Familienvater und voll im Job. Erist ein echter Idealist, ein wirklich toller Typ undso etwas wie eine väterliche Figur, es macht einfachgroßen Spaß mit ihm zu arbeiten. UnserLabel bringt uns viele Vorteile, Johnny leistet vielorganisatorische Arbeit, er kümmert sich um Vertrieb,Verlagsgeschichten und um die Presse. Wirhaben dadurch den Luxus, dass wir uns voll aufunsere Musik konzentrieren können.Ihr seid gerngesehene Gäste bei BR Puls undbeim Zündfunk, habt in ganz Deutschlandund auch in England und Dänemark gespielt.Mittlerweile seid ihr alle aus dem Studentenalterraus, welche Rolle spielt die Band ineurem Leben?Mit 25 hätte ich sicher eine Antwort parat gehabt.Wir sind inzwischen alle in unseren Berufenverankert und haben auch Familienväter an Bord.Wir sind nach wie vor zielstrebig und mit viel Enthusiasmusam Start, aber mit dem Alter ist derDruck im Kessel nicht mehr so groß, wir gehenwesentlich entspannter mit allem um.“Wir sind Augsburgerund das darf man ruhighören und sehen!Das Delta-Virus kreist wie ein Geier über unsund die nächsten Monate sind nach wie vornur schwer planbar. Wie geht ihr als Banddamit um?Wir hatten Gott sei Dank einige Sommerkonzerte,aber wir können aktuell nichts anderes tun,als alles auf uns zukommen zu lassen. Eine Clubtourist derzeit nur schwer vorstellbar und deswegenist in diese Richtung erst einmal nichtsgeplant. Blöde Situation, denn gerade live habenwir immer gut Platten und CDs verkauft.Ist San Antonio Kid eine Band für die Ewigkeit?Das ist jedenfalls kein unrealistisches Szenario.Wir müssen halt aufpassen, dass wir nicht einesTages die einzigen sind, denen unsere Musik gefällt(lacht). Aber im Ernst, wir sind eine zeitloseBand und auch universell einsetzbar, wir funktionierenauf Stadtfesten genauso gut wie in Clubsoder auf Festivals. (ws)Weitere Infos, Vinyl und CDs:www.sanantoniokid.de