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Neue Szene ePaper2021-08

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HEIMATKLÄNGE

57

S

an Antonio Kid ist ein ziemlich raffinierter

Bandname. Einerseits markiert

er mit dem Antonsviertel eure Hood

und gleichzeitig projiziert er auch noch ein gewisses

Texas-Feeling.

Genau diese Assoziation hatten wir auch im Sinn,

als wir uns für diesen Namen entschieden haben.

Oft findet man ja erst mit dem Alter Zugang

zu seinen Wurzeln. Was bedeutet für euch der

Begriff Heimat?

Da ist schon was dran, mit dem späten Bekenntnis

zu seinen Roots. Unser Sound klingt sehr

amerikanisch, aber wir sind Augsburger und das

darf man ruhig hören und sehen.

Mit Sehen meinst du sicher auch das Plattencover

von „Greetings from San Antonio Kid“?

Dieses kitschige Postkartenmotiv ist an sich ja

nichts wirklich Neues, aber die Augsburg-Fotos im

Schriftzug haben uns gefallen. Da unsere Musik

stark an die 60er und 70er Jahre angelehnt ist,

durfte der Hotelturm nicht fehlen, auch wenn er

als Motiv längst überstrapaziert ist. Aber gerade

für die jüngere Generation ist er so etwas wie das

Wahrzeichen der Stadt.

Anfang Juli habt ihr euer Release-Konzert auf

dem Gelände des Gaswerks gegeben. Es war

der erste Auftritt nach über einem Jahr. Wie

war es da oben on stage?

Es hat unglaublich gut getan, wieder einmal

auf den Bühnenbrettern zu stehen. Auch die Vorbereitung

auf das Konzert war schön, weil sich vor

Auftritten immer eine gewisse Spannung aufbaut.

Unsere Platte hätte eigentlich schon im Winter

2020 erscheinen sollen, aber wir haben es wegen

des Lockdowns auf den Sommer verschoben.

Der Auftritt war mit Auflagen verbunden und

die Open-Air-Location war bestuhlt.

Das ist natürlich mit einem Club-Gig nicht

zu vergleichen. Aber wir sind vom Tempo ja nicht

die schnellste Combo, deswegen ist ein sitzendes

Publikum für uns kein wirklicher Nachteil. Die

Atmosphäre war toll, das Wetter hat gehalten, an

diesem Abend wäre ich selber auch gerne Gast gewesen.

Denkwürdig waren eure Special Guests. Ihr

habt euch einfach selber supportet und das

echt originell gelöst. „Die Vorband“ spielte hinter

einem weißen Vorhang und man sah lediglich

eure Silhouetten. Gute Idee eigentlich …

Ja … (lacht). Es gab strenge Auflagen für dieses

Konzert, vor und hinter der Bühne durfte nur eine

bestimmte Anzahl an Personen verkehren. Noch

dazu ist es auch nicht immer einfach, eine passende

Band zu finden. Wir haben u.a. Stücke von

A/B Repeat, The Beta Band oder 13th Floor Elevators

gecovert. Jeder von uns hat seine musikalischen

Vorlieben und Einflüsse und das wollten

wir damit auch zum Ausdruck bringen.

Als wir zum ersten Mal über das neue Album

sprachen, hast du betont, dass es etwas poppiger

ausgefallen ist. Wollt ihr euren Prärie-

Staub abklopfen oder habt ihr keinen Bock

mehr auf Spaghetti-Western?

Wir waren es irgendwann etwas leid, immer

mit gewissen Klischees und dieser Tarantino-

Nummer konfrontiert zu werden. Es ist jetzt nicht

so, dass wir uns neu erfunden haben, aber wir

haben uns einfach weiterentwickelt.

Pop ist ja ein sehr breitgefächerter Begriff.

Fans von Billy Eilish würden das sicher anders

definieren. Ich finde, ihr seid eingängiger geworden

und habt Songs mit echten Refrains

und auch mehr Tempo kreiert.

Wenn das bei dir so rüberkommt, dann ist es

super, denn genau das war unsere Absicht. Wir

sind ja eher die gemütlichen Typen, aber ich finde

auch, dass uns etwas mehr Speed gut zu Gesicht

steht. Inzwischen haben wir schon einige neue

Stücke geschrieben und die sind alle etwas zackiger

ausgefallen.

Nach der Platte ist also vor der Platte?

Ja, die neue Scheibe hat zwei Jahre auf sich

warten lassen und so viel Zeit wollen wir nicht

mehr verstreichen lassen. Fünf, sechs Nummern

sind bereits fertig, eine EP wäre also schon zeitnah

möglich.

Das Album ist ja mehr oder weniger ein Lockdown-Baby.

Habt ihr aus der Not eine Tugend

gemacht?

Nicht zu proben, war ein echtes Problem für

uns und wir haben die Zeit genutzt, um neue

Songs zu schreiben. Unser Sänger Matt hat seine

Skizzen herumgeschickt und jeder konnte dann

seine Ideen miteinbringen. Das hat erstaunlich gut

funktioniert. Als es dann aber endlich wieder im

Proberaum losging, war das unglaublich cool für

uns alle.

Das letzte Album war sehr DIY, ihr habt alles

im eigenen Proberaum aufgenommen.

Aus unserem Übungsraum ist inzwischen das

DropoutSound-Studio geworden, dass von Michi

Strassmair betrieben wird. Mittlerweile nehmen

auch schon andere Bands dort auf.

„Greetings from …“ erscheint wie die letzten

Alben auch wieder bei Johnny Hankes „Off

Label Records“. Plattenfirmen scheinen ja

immer überflüssiger zu werden, was spricht

für eure Kollaboration?

Johnny ist Familienvater und voll im Job. Er

ist ein echter Idealist, ein wirklich toller Typ und

so etwas wie eine väterliche Figur, es macht einfach

großen Spaß mit ihm zu arbeiten. Unser

Label bringt uns viele Vorteile, Johnny leistet viel

organisatorische Arbeit, er kümmert sich um Vertrieb,

Verlagsgeschichten und um die Presse. Wir

haben dadurch den Luxus, dass wir uns voll auf

unsere Musik konzentrieren können.

Ihr seid gerngesehene Gäste bei BR Puls und

beim Zündfunk, habt in ganz Deutschland

und auch in England und Dänemark gespielt.

Mittlerweile seid ihr alle aus dem Studentenalter

raus, welche Rolle spielt die Band in

eurem Leben?

Mit 25 hätte ich sicher eine Antwort parat gehabt.

Wir sind inzwischen alle in unseren Berufen

verankert und haben auch Familienväter an Bord.

Wir sind nach wie vor zielstrebig und mit viel Enthusiasmus

am Start, aber mit dem Alter ist der

Druck im Kessel nicht mehr so groß, wir gehen

wesentlich entspannter mit allem um.

“Wir sind Augsburger

und das darf man ruhig

hören und sehen!

Das Delta-Virus kreist wie ein Geier über uns

und die nächsten Monate sind nach wie vor

nur schwer planbar. Wie geht ihr als Band

damit um?

Wir hatten Gott sei Dank einige Sommerkonzerte,

aber wir können aktuell nichts anderes tun,

als alles auf uns zukommen zu lassen. Eine Clubtour

ist derzeit nur schwer vorstellbar und deswegen

ist in diese Richtung erst einmal nichts

geplant. Blöde Situation, denn gerade live haben

wir immer gut Platten und CDs verkauft.

Ist San Antonio Kid eine Band für die Ewigkeit?

Das ist jedenfalls kein unrealistisches Szenario.

Wir müssen halt aufpassen, dass wir nicht eines

Tages die einzigen sind, denen unsere Musik gefällt

(lacht). Aber im Ernst, wir sind eine zeitlose

Band und auch universell einsetzbar, wir funktionieren

auf Stadtfesten genauso gut wie in Clubs

oder auf Festivals. (ws)

Weitere Infos, Vinyl und CDs:

www.sanantoniokid.de

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