Glücksburg Living 05/21 September & Oktober

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Ich ging nach achtern zum Koch und ließ mir ein paar Spiegeleier in die Pfanne schlagen. Der Koch, ein Mann mittleren Alters, war gerade von Land gekommen; er hatte seine Familie besucht. Pfeifend hantierte er in der Kombüse herum; er war gut gelaunt, das konnte ich merken. Wir unterhielten uns eine Weile über alles Mögliche, dann ging ich nach vorne, denn ich war hundemüde. Ich ging in den Waschraum, wusch mich und stieg anschließend in die Koje. Als ich mich in der Koje ausstreckte, merkte ich erst, wie müde ich war. Ich stellte das Radio ab, steckte den Kopf in das Kissen und schlief ein. Wie lange ich geschlafen hatte, weiß ich nicht, als ich plötzlich von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt wurde. Eine Explosion mit gewaltigen Luftdruck würde auch Glas so kunstvoll splittern. Jetzt wunderte ich mich auch darüber, dass ich noch niemandem von der Crew begegnet war. Eine heftige Erschütterung war durch den gesamten Schiffskörper gegangen. Mein Radio lag auf dem Fußboden, ich hob es auf und stellte es wieder auf das Bord zurück. Jetzt hörte ich an Deck aufgeregte Kommandos und Menschen wirr durcheinander brüllen. So würde der 1. Offizier wüten, dachte ich, wenn ein Tank übergelaufen ist. Nach ein paar Minuten war an Deck alles ruhig. Vielleicht würde jetzt jemand kommen, um mich zu wecken, aber es kam niemand. Ich kämpfte noch eine Weile mit mir selbst, ob ich nicht doch aufstehen sollte, um nachzuschauen was los war. Doch schließlich war jetzt alles ruhig und wenn etwas passiert wäre, würde man mich bestimmt wecken. Mit diesen Gedanken schlief ich wieder ein. Ich wachte nochmals auf und glaubte wieder dieses Krachen gehört zu haben, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es nur geträumt hatte oder ob es Wirklichkeit war und schlief wieder ein. Danach wachte ich noch einmal auf, als ich Stimmen in der Kammer hörte; ich schielte durch die Vorhänge meiner Koje und sah ein paar Männer in dunklen Uniformen. Sie klappten die eisernen Blenden der Bullaugen hoch, die ich vorher heruntergelassen hatte, um besser schlafen zu können. Die Männer hielt ich für Zollbeamte, die eine Kontrolle machten. Es war keine Seltenheit, dass mehrere von ihnen an Bord kamen. Meinetwegen sollten sie suchen, ich hatte ein reines Gewissen, drehte mich wieder um. Nach etwa sieben Stunden wachte ich dann endgültig auf. Im Magen spürte ich ein starkes Hungergefühl und nach meiner Schätzung musste es schon Nachmittag sein. Ich stand auf und ging zum Waschraum. Als ich an der Mannschaftsmesse vorbeikam, sah ich die zerbrochene Kuppel der Deckenbeleuchtung auf dem Tisch liegen. Ich versuchte das Licht einzuschalten, doch der Strom schien ausgefallen zu sein, denn das Licht brannte nicht. Über diese mystischen Zufälle wunderte ich mich ein wenig. Schließlich ging ich jedoch zum Waschraum, sah in den Spiegel und bemerkte, dass dieser gesplittert war. Hunderte von kleinen Rissen liefen von der Mitte des Spiegels zu den Rändern. Die Bruchstelle glich etwa dem feinen Gewebe einer Spinne. Wer das fertig gebracht hatte, dachte ich bei mir, muss entweder ein Künstler oder ein Glasbläser gewesen sein. Aber so allmählich fiel mir das Krachen von Vormittag wieder ein und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Eine Explosion mit gewaltigen Luftdruck würde auch Glas so kunstvoll splittern. Jetzt wunderte ich mich auch darüber, dass ich noch niemandem von der Crew begegnet war. 80
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